Wer sich auf den Weg zu Robin Below nach Unadingen macht, der vermutet nicht, was sich dort im Keller des Hauses alles befindet. Eigentlich wirkt alles wie ein ganz normales Wohnhaus. Bis man sich auf den Weg nach unten macht. Dort öffnet sich das Reich des 28-jährigen Donaueschingers.

Ein komplettes Tonstudio

Im Keller seines Hauses hat Below aus mehreren Räumen ein komplettes, professionelles Tonstudio entstehen lassen – oder um genauer zu sein: gebaut. Er hat das Material besorgt, hat alles geplant, den Aufbau, die Ausstattung, die Elektronik. Gemeinsam mit zwei Handwerkern richtet er schließlich alles ein.

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Viel investiert

Eingebettet ist die Aktion in den Umbau des Unadinger Hauses. Insgesamt investiert Below dafür rund 100.000 Euro. „Offiziell ist das Studio jetzt seit Januar fertig. Mit dem Umbau haben wir begonnen als es mit der Coronakrise losging“, erklärt der 28-Jährige. Das sei ein großes Glück gewesen, kurz darauf explodierten die Baustoffpreise: „Ich habe nahezu das komplette Baumaterial gekauft und eingelagert – bevor alles teuer wurde.“

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Instrumente und Geräte

Nun hat er im Keller einen Regieraum, mit Aufnahmegeräten und Mischpult. Durch die Glasscheibe wird der Blick frei auf den Bereich für die Musiker. Dort stehen Mikrofone, ein Schlagzeug, ein Klavier, Verstärker und Gitarren. Rechts daneben befindet sich ein kleinerer Raum, in dem sich auch ein Mikrofon befindet, die sogenannte Singing Booth. Hier kann Gesang separat vom instrumentalen Teil aufgenommen werden.

Wenn die Musik nicht auf digitalem Weg zu Robin Below kommt, dann wird in diesem Raum aufgenommen. Rechts vom Schlagzeug befindet sich ...
Wenn die Musik nicht auf digitalem Weg zu Robin Below kommt, dann wird in diesem Raum aufgenommen. Rechts vom Schlagzeug befindet sich die Singing Booth, in welcher Gesang separat aufgenommen werden kann. | Bild: Simon, Guy

Das alles sei jedoch nur möglich aufgrund der besonderen Kombination seiner Berufe, erklärt Below. 30 Stunden die Woche ist er als Einkaufsleiter bei einem schwedischen Unternehmen tätig, den Rest – und mehr – verbringt er im Studio. „Man hat mich dort eingestellt, obwohl man wusste, dass ich noch etwas nebenher mache. Gerade in der Corona-Zeit ist das für mich gut.“

Musik und Leidenschaft

Mit Musik ist Below schon früh in Berührung gekommen. Sein Vater war als Tourmanager für die Band „Pur“ tätig. Die Lieder sang Robin Below mit, beschäftigte sich damit. Schließlich schreibt er eigene Songs. Und irgendwann hat er den Wunsch, die eigene Musik auch aufzunehmen: „Das war so im Alter von elf oder zwölf Jahren. Ich habe dann Tonstudios in der Region angerufen, ob sie meinen Song aufnehmen könnten.“ Die Resonanz enttäuscht Below: „Ich wurde belächelt und man nannte mir horrende Preise dafür.“ Eine Erfahrung, die Below so keinem Nachwuchskünstler wünscht.

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Selbst beigebracht

Er lernt schließlich Schlagzeug und Gitarre spielen, singt. Und etwas wächst zusammen: „Da kam dann alles nach und nach zusammen.“ Das Interesse für das Aufnehmen und abmischen der Musik – wie das Musik machen selbst. So ist Below mit der Band Tacoma unterwegs, jobbt bei Veranstaltungsunternehmen, mischt bei Festen in Engen, Singen und Stockach.

„Als ich dann in der Ausbildung zum Bürokaufmann war, hatte ich mehr Geld zur Verfügung.“ Andere stecken das ins Auto, Robin Below investiert in das eigene Studio. Das wird jedoch langsam zu eng. Die Preise in Donaueschingen sind zu hoch, so wird er in Unadingen fündig, wo er mittlerweile auch lebt.

Instrumente und Verstärker im Studio sollen eine Geschichte erzählen: Diesen Bass-Verstärker hat Robin Below von einem Donaueschinger ...
Instrumente und Verstärker im Studio sollen eine Geschichte erzählen: Diesen Bass-Verstärker hat Robin Below von einem Donaueschinger Arzt abgekauft, der ihn in seiner Jugend in einer Band benutzt hat. | Bild: Simon, Guy

Die Arbeit am Mischpult bringt er sich zu großen Teile selbst bei, liest Bücher, macht Fehler – und lernt daraus. Schließlich meldet er sich beim Hofa-College an, absolviert einen Fernkurs und erhält ein Diplom als Audio Engineer. Gemacht habe er das vor allem für das Selbstbewusstsein: „Um mir zu beweisen, was ich eigentlich schon alles kann.“ Und das ist einiges: „Ich dachte immer, dass ich noch nicht gut genug sei.“ Eigentlich geht der Kurs zwei Jahre, Below macht ihn in zwei Wochen, die Prüfungen schafft er in einer Woche alle.

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Daraufhin sei ihm ein Lämpchen aufgegangen: „Meine Kunden wählen mich aus, wegen meines Könnens – nicht wegen eines Zertifikates.“ Das Netzwerken sei in der Branche wichtiger. Below hat Kontakt zu Hans-Martin Buff, dem Toningenieur der Scorpions, er hat Bands für den Öschberghof gebucht: „Ich konnte viele große Künstler kennenlernen.“

„Der Song muss mich berühren.“
Robin Below

Entsprechend bekommt er seine Aufträge aus der ganzen Bundesrepublik. Aktuell arbeitet er etwa mit der Sängerin Silke Vogt zusammen. Anfragen mache er dabei nicht vom musikalischen Stil abhängig: „Der Song muss mich berühren.“ So hat er auch eine Funkband aus Ludwigsburg bei sich, hat mit Rap Squad One aus Villingen-Schwenningen zusammen gearbeitet. „Das Projekt muss mich reizen.“

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Referenzen schaffen

Und wenn ihn die Leidenschaft packt, dann geht er auch über die reine Soll-Arbeit hinaus: „Ich hatte Küstler, da habe ich eventuell draufgezahlt. Das heißt nicht, dass ich die Wohlfahrt bin. Die Künstler müssen immer mehr investieren wollen.“ Ein Idealismus, der sich später auszahlt, sagt Below. Bei Herzblut-Projekten gibt es gute Ergebnisse: „Und mit solch einer Referenz bekomme ich wieder neue Jobs.“ Below könne auch jene Projekte ablehnen, bei denen er merke, dass er nicht dahinter stehe.

Zeit im Studio

Wenn es Arbeit im Studio gibt, dann verbringt er samstags und sonntags jeweils zwölf Stunden im Keller: „Ich mag die Abwechslung mit meinem anderen Job.“ Und als Tontechniker sei er auch ein wenig als Psychologe tätig. Daher sei auch die Singing Booth vom Regieraum nicht einsehbar.

„Wer hier singt, der kann alles rauslassen ohne das er gesehen wird. Er kann alles geben und auch weinen, sollte es sehr emotional werden.“ Den Leuten zeigen, wie sie besser klingen, das ist sein Ziel: „Aufnehmen kann jeder mit einem Mikrofon oder seinem Laptop. Das Ganze nachher zu veredeln – das ist die Kunst.“

Dieses Mischpult hat Below von der Band „Billy Talent“ abgekauft. Die Markierungen auf dem Klebeband sind noch von den ...
Dieses Mischpult hat Below von der Band „Billy Talent“ abgekauft. Die Markierungen auf dem Klebeband sind noch von den Musikern selbst. | Bild: Simon, Guy