Beliebte Parties, internationale Festivals in Millionenstädten, ausschweifende Nächte, tanzendes Publikum, geladene Stimmung: das erlebt Johannes Klenko hinter dem DJ-Pult. Denn der 23-jährige Wahl-Donaueschinger schwimmt als DJ und Produzent unter dem Künstlername Seeq vorne in den weltweiten Charts. Der Musiker ist im Elektro-Bereich, genauer gesagt in der elektronischen Tanzmusik (EDM) unterwegs. Tausende Menschen hören ihn pro Monat auf dem Streaming-Portal Spotify. Dort wurde sein bekanntestes Lied namens „Sound-Control“ über eine halbe Millionen Mal aufgerufen. Diesen Song hat er mit Jaxx & Vega produziert – Ikonen in der musikalischen Elektro-Welt. Er war hinter Martin Garrix Nummer zwei der Welt, alle seine neueren Veröffentlichungen sind gechartet und er erfährt Zustimmung aus aller Welt.
Doch wie kam Klenko zur Musik?
Mit sechs Jahren hat er mit dem Schlagzeug begonnen, wenige Jahre später kam das Klavier dazu. „Ich habe dann auch darin das silberne Leistungsabzeichen gemacht, dadurch habe ich etwas theoretische Ahnung“, sagt er. Als Jugendlicher habe er außerdem in drei Rock-Bands und einem Jazz-Orchester gespielt. Durch das Jazz-Orchester kam er dann zum Elektro: „Wir haben 2012 mit dem SWR ein Projekt namens ‚Hukl‘ (Anspielung auf Hulk) gestartet, das war eine Komposition zwischen Neuer Musik und Elektro“. Diese Komposition spielte er unter anderem im Freiburger Konzerthaus und bei den Donaueschinger Musiktagen. „Allerdings kam es nur so semi-gut an. Die Zuhörer waren etwas eingefahren“, kritisiert er.
Eigener Chef
Trotzdem hat Klenko mit der Musik weitergemacht – allerdings dann auf eigenen Wegen und vermehrt im Bereich EDM: Denn im Bandverbund passiere alles aufgrund eines Kompromisses. Dies habe den Donaueschinger gestört: „Bei meiner Musik möchte ich Herr über alles sein und die Zügel in allen Bereichen haben.“ Denn ein Lied sei seine eigene Interpretation und seine eigene Musik, sagt er.
Fehlerquote
Anfangs seien die Kompositionen am Klavier entstanden. Die habe er dann per Audio-Spur aufgezeichnet. „Das war aber alles andere als perfekt.“ Dabei spiele der Perfektionswille eine große Rolle in seiner Musik. So habe Klenko dann die Kompositionen elektronisch aufgenommen. Denn so könne man Töne zeitlich verschieben, verändern und die Melodie technisch denken, „damit es vermeintlich besser wird.“ Da der Mensch eine gewisse Fehlerquote habe, quantisiere er eben.
Gesteuerte und kontrollierte Musik
„Der Reiz liegt im Takt und in der Dymnamik“, erklärt Klenko. Dies mache die Qualität aus. Als Vorbild diene die Stimme als organisches Instrument. Dies schaffe Emotionen. „Kurz gesagt, Elektro ist Musik, gesteuert und kontrolliert im Rahmen der Perfektion.“ Doch zu Techno gebe es eine Differenzierung: „Das ist ein riesen Unterschied!“ Zwar nutzen beide Richtungen ähnliche Elemente, aber die Zielgruppe sowie die Stimmung unterscheiden sich sehr: „Stimmung ist in meinen Produktionen sehr wichtig.“ Ihm gehe es viel um Energien und Spannung, da er im Festival-Bereich auflege, das heißt, seine Musik präsentiere.
Doch wie kommt er auf die Lieder?
„Manchmal jamme ich etwas daheim, manchmal inspiriert mich meine Umgebung“, erklärt er. Da Rhythmusmuster eine große Rolle spielen, brachten ihn sogar die Guggenmusiker an Fastnacht auf neue Ideen. Er erzählt: „Das war etwa ein Dreiviertel-Takt, unkonventionell, aber doch bekannt.“ Dies sei bei seinen Gigs gut angekommen.
Weltweit unterwegs
Johannes Klenko spielte bereits in Korea, Malaysia, Kroatien, Spanien – und in „eigentlich allen großen europäischen Städten.“ Dies sei 2019 durch eine Veröffentlichung beim größten Elektro-Label der Welt „Smash the House“ – das auch das Festival Tomorrowland organisiert – zustande gekommen. „Dadurch bekam ich so langsam einen Namen in der Szene und hatte durch das Label auch Referenzen.“ Dann seien die Clubs neugierig gewesen und fragten den unbekannten Deutschen an. Und es geht weiter. Kommendes Jahr sei etwa bereits ein Auftritt in Thailand geplant.
Auf der Welle
„Ich schwimme gerade auf einer Welle. Ich bin durch“, sagt er. Denn die Musikproduktion erfülle ihn. Man bringe Gleichgesinnte zusammen und verbinde sie. Elektro sei sein Lebensgefühl. „Wenn man das Publikum mit Musik abholen kann, dann ist das unglaublich.“ Denn die Qualität seiner Musik sei Individualität und seine ganz eigene Interpretation.
Und neben der Musik?
Doch den Ausgleich findet er im Städtedreieck – obwohl die Elektro-Musik laut Klenko weniger Anklang in der Region findet. „Es erdet mich, denn mein künstlerisches Dasein spielt hier keine Rolle.“ Dies lasse ihn nicht in Hochmut verfallen. „Den Menschen in der Region ist es egal, was du erreicht hast oder wo du warst, denn du bist der gleiche Mensch wie gestern.“ Nach den Weltbühnen ist Donaueschingen sein privater Rückzugsort.