Sebastian Kiefer ist in Donaueschingen aufgewachsen. Er besuchte die Eichendorff-Grundschule, später die Realschule. Danach machte er eine Ausbildung zum Hauswirtschafter. Eigentlich ein ganz normaler Werdegang.

Aber nur eigentlich. Denn mittlerweile lebt Kiefer in Berlin, war mit verschiedenen Bands in ganz Europa unterwegs, singt, spielt verschiedene Instrumente, arbeitet im Tonstudio, schreibt Songs – und auch ein Kinderbuch, das nun bald veröffentlicht werden soll.

Auf nach Freiburg

Bereits mit 16 Jahren führte es ihn weg aus Donaueschingen – in Richtung Freiburg. Dort absolvierte er die Ausbildung, schrieb sich an der Jazz- und Rockschule ein, um Gitarre zu studieren, lernte Songwriting, Produktion und Arrangements. „Ich habe damals auch im Tempel-Tonstudio gearbeitet“, erklärt er. In Freiburg holt er seine Fachhochschulreife nach und geht nach Berlin, um dort Tontechnik zu studieren.

Das eigene Studio. In der Pandemie hat der Toningenieur Sebastian Kiefer selbst ein Tonstudio zusammengebaut. Hier will er jetzt für das ...
Das eigene Studio. In der Pandemie hat der Toningenieur Sebastian Kiefer selbst ein Tonstudio zusammengebaut. Hier will er jetzt für das Plattenlabel Rookie Records aufnehmen. | Bild: Sebsatian Kiefer

Haus voller Instrumente

Musik, so Kiefer, sei schon immer Teil seines Lebens gewesen. „Meine Eltern waren schon immer sehr musikalisch. Ich bin in einem Haus voller Instrumente aufgewachsen.“ Der Donaueschinger spielt etwa Schlagzeug, Gitarre, Bass – und ist immer wieder in verschiedenen Bands aktiv. Mit Erfolg: „Mit den Bands war ich viel auf Tour.“ So kommt Kiefer in Europa rum. Mit Musik als wesentlichem Element in seinem Leben, wird Berlin auch der Lebensmittelpunkt: „Die Möglichkeiten sind dort einfach viel größer.“

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Der Lockdown

Dort spielt er in der Band „Diving for Sunken Treasure“, die sich 2017 auflöst. Mit seiner neuen Band „Rong Kong Koma“ hat er schon etliche Videos produziert, die es auch auf Youtube zu sehen gibt, hat Singles veröffentlicht und an einem Album gearbeitet. „Genau am Tag des Lockdown-Beginns kam unser Album raus. Am Release-Tag war alles dicht. Wir haben super viel Energie reingesteckt.“ Eine Tour ist geplant, Termine stehen schon fest. „Unsere zwei Singles haben eine gute Presse bekommen. Mit der Platte waren Erwartungen verbunden“, sagt Kiefer. „Das zog uns den Teppich unter den Füßen weg.“

Der erste Lockdown fiel exakt auf den Tag der Veröffentlichung des Albums von Rong Kong Koma – hier Sebastian Kiefer bei einem ...
Der erste Lockdown fiel exakt auf den Tag der Veröffentlichung des Albums von Rong Kong Koma – hier Sebastian Kiefer bei einem Auftritt vor Corona. | Bild: carsten zoltan

Keine Auftritte

In der Pandemie gibt es schließlich ein Arbeitsverbot. Konzerte sind undenkbar. Ohne Tournee und Konzerte gibt es schließlich finanziell ein Problem: „Es ist nicht cool, wenn dir jemand empfiehlt, deine Lebensversicherung zu kündigen und das Geld zu benutzen.“

Arbeit am Buch

Bei der Band lernt Sebastian Kiefer den Autoren Benjamin Tienti kennen. Er ist schon bei einem Verlag, hat schon einige Bücher veröffentlicht: „Ich hatte Ideen für Bücher und kam mit einem Titel auf ihn zu“, erklärt Kiefer. „Er war so begeistert, dass wir uns dazu entschlossen, das zusammen zu machen.“

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Die beiden schreiben ein Exposé und lassen es dem Verlag zukommen. Dort ist man begeistert. Und Kiefer auch. Es handelt sich dabei um den Oetinger-Verlag, bei dem etwa auch Paul Maar seine Sams-Bücher veröffentlich hat. „Das ist die Champions League – und nicht selbstverständlich.“

Abenteuer, Tod und Aufraffen

Das Buch, das schließlich entstanden ist, und am 8. Februar erscheint, heißt „Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln“. Die Geschichte ist ein Detektivroman für Kinder ab zehn Jahren und spielt in Berlin. „Ich habe am Hermannplatz gewohnt. Dort ist es laut, multikulti, bunt. In meinem Kopf habe ich dann eine Figur namens Elmo dort wohnen lassen.“

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Elmos großer Bruder ist ums Leben gekommen – und Elmo muss damit klar kommen. Das gelingt auch über einen Hund, mit dem er in Dialog tritt. Und rausfinden will, so sein Herrchen ist. „Es ist Abenteuer, aber auch Trauerarbeit – und alles mit schrulligen Gestalten“, erklärt Kiefer. Auch ein zweiter Band ist bereits in Arbeit.

Gitarrist, Sänger, Songwriter – der Donaueschinger Sebastian Kiefer kann viele seiner Fähigkeiten ausleben. Zu ihnen zählt auch ...
Gitarrist, Sänger, Songwriter – der Donaueschinger Sebastian Kiefer kann viele seiner Fähigkeiten ausleben. Zu ihnen zählt auch das Schreiben. | Bild: Manon Mau

Wie viel vom Selbst?

In den Figuren gebe es immer autobiografische Züge, sagt Kiefer. „Man bringt viel von sich rein, wenn man die ausformuliert. Allerdings werden die Figuren auch selbstständig. Man steht dann da, und schreibt nur noch auf, was sie machen.“

Kein einfaches Thema

Der Tod als Thema in einem Kinderbuch – nicht einfach. „Wir mussten das sensibel anfassen und haben viel mit dem Verlag darüber gesprochen. Bei den Probelesungen war das Verständnis enorm groß. Die Kinder haben weniger Angst, weil sie vielleicht das System noch nicht so drin haben.“ Was im Buch vermittelt werden soll: „Viel Trauer, aber auch Aufbruch. Elmo muss aufstehen und weitermachen.“

Studio gebaut

Auch ein bisschen so, wie Sebastian Kiefer in der Pandemie. Vor einem halben Jahr ist sein Studio fertig geworden, das er selbst gebaut hat. Mit dem Chef seines Plattenlabels „Rookie Records“ will er das jetzt als Inhouse-Studio des Labels betreiben: „Unser Album soll im April erscheinen. Wir haben dafür eine Landesförderung bekommen.“ Egal was die Pandemie bewirke, „Musik gibt es immer“, sagt Kiefer.

Und die alte Heimat?

Und Donaueschingen, spielt das noch eine Rolle? „Ja, meine Eltern leben noch dort.“ Über Weihnachten ist der Musiker und Autor regelmäßig zwei bis drei Wochen dort. „Ich habe dort auch noch Freunde und bin in Donaueschingen mit ihnen aufgetreten.“ Im Kulturbahnhof hat Kiefer vorgelesen.

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„Ich bin ab und zu noch da. Im Alter lernt man das mehr zu schätzen. Wenn man jünger ist – und ein bisschen anders. Dann ist das schon schwer.“ Aber Kiefer habe gemerkt: „Ich muss da nicht wohnen, aber es ist schön, auf Besuch hier zu sein. Die Stadt, die Natur drumherum. In einer Millionenstadt ist das anders.“