Bundesweit wird über eine mögliche dritte Impfung gegen das Coronavirus diskutiert. Für besonders vulnerable Menschen, bei denen die Immunwirkung möglicherweise bereits wieder abnimmt, soll sie einen höheren Schutz bieten. Obwohl von der Ständigen Impfkommission (Stiko) noch keine Empfehlung für eine Auffrischungsimpfung vorliegt, wird sie vielerorts bereits angeboten. Auch das Landratsamt Schwarzwald-Baar Kreis will gemeinsam mit Pflegeeinrichtungen in der Region zusammenarbeiten, um deren Bewohner zu schützen. Doch das Umsetzen dieses Vorhabens erweist sich in der Praxis als nicht unproblematisch. Pflegeheime in Donaueschingen berichten über die Zusammenarbeit stark unterschiedlich.

Pflegekraft Aurica Wendlinger vom Pflegeheim St. Michael in Donaueschingen bereitet Medikamente vor. Bild: Simon Wöhrle
Pflegekraft Aurica Wendlinger vom Pflegeheim St. Michael in Donaueschingen bereitet Medikamente vor. Bild: Simon Wöhrle | Bild: Simon Wöhrle
  • Das Pflegeheim St. Michael zeigt sich startklar für eine Impfaktion in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Schwarzwald-Baar Kreis. Allen Bewohnern, deren zweite Impfung mindestens sechs Monate zurückliegt, wurde ein Impfangebot für die dritte Dosis gemacht. Das betrifft laut Heimleiter Markus Bonserio fast 60 der Bewohner. „Die Impfquote bei uns liegt bei über 90 Prozent“, so Bonserio. Die Bereitschaft sei groß, einige Bewohner seien bereits von selbst auf ihn zugekommen, um nach der Möglichkeit einer dritten Impfung zu fragen.
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Nach einem großen Ausbruch im November vergangenen Jahres setzte man alles daran, die Menschen so gut wie möglich zu schützen. Der Termin für die weitere Impf-Aktion sei der 8. September, so wurde es vom Landratsamt vorgegeben. Wie schon im Januar und Februar werden mobile Impfteams eingesetzt. Bonserio ist glücklich darüber, dass das Landratsamt einen großen Teil der Organisation übernimmt.

Mit einem Schild werden Besucher des Pflegeheims St. Michael auf die aktuellen Regeln aufmerksam gemacht.
Mit einem Schild werden Besucher des Pflegeheims St. Michael auf die aktuellen Regeln aufmerksam gemacht. | Bild: Simon Wöhrle

Impfungen für die Bewohner, deren Zweitimpfung weniger als sechs Monate zurückliegt, oder die wegen einer Infektion mit dem Virus noch keine volle Immunisierung haben, sollen in Zusammenarbeit mit den Hausarztpraxen durchgeführt werden. „Das hat schon vorher gut funktioniert“, sagt der Leiter der Einrichtung.

„Schlechte Kommunikation des Landratsamtes“

  • Das Pflegeheim Donauresidenz berichtet dagegen von einer schlechten Kommunikation seitens des Landratsamtes. Heimleiter Rainer Krummradt bemängelt fehlende Informationen und eine zu kurzfristige Planung. Damit sei es nicht möglich, Bewohner sowie deren Angehörige im Vorfeld ausreichend zu informieren und auf deren Fragen und Sorgen einzugehen. Laut Krummradt werde die Donauresidenz zur dritten Impfung nichts unternehmen, bis genauere Informationen des Amtes vermittelt werden.
Einige Bewohner des Pflegeheims Donauresidenz beschäftigen sich in einer gemeinsamen Aktivität auch leicht körperlich.
Einige Bewohner des Pflegeheims Donauresidenz beschäftigen sich in einer gemeinsamen Aktivität auch leicht körperlich. | Bild: Donauresidenz

Auch die Planung einer möglichen Impfaktion beschreibt er als unzureichend. Aus den Nachrichten des Landratsamtes gehe nicht hervor, ob mobile Impfteams eingesetzt würden. Stattdessen entstehe der Eindruck, dass das Pflegeheim die Organisation der Impfungen, die in diesem Fall von Hausärzten durchgeführt werden sollten, selbst übernehmen müsste. Insgesamt bezeichnet Krummradt die Situation als einen „höchst unbefriedigenden Zustand“, die Organisation der öffentlichen Ämter stimme nicht.

Das Landratsamt nimmt zum Vorwurf Stellung

Im Landratsamt Schwarzwald-Baar Kreis heißt es dazu auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass die Planungen für die Drittimpfungen auf Hochtouren laufen würden. Ab dem 1. September solle es in Baden-Württemberg Angebote für die Auffrischimpfungen geben. „Die Drittimpfungen werden dann durch mobile Impfteams des Kreisimpfzentrums sowie durch niedergelassene Ärzte durchgeführt“ erklärt Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes. Dafür stünden Impfdosen von BioNTech bereit. Informationen zum zeitlichen Ablauf hätten die Pflegeheime am 11. August erhalten, gemeinsam mit der Aufforderung, die Anzahl der benötigten Impfdosen anzugeben.

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Das Landratsamt übernehme das Festlegen der Impftermine inklusive der Organisation des mobilen Impfteams sowie der niedergelassenen Ärzte. Die Pflegeheime sollten die Bewohner sowie deren Betreuer und Angehörige informieren, erforderliche Unterlagen für die Impfung bereithalten und die Zahl der zu impfenden Personen der Kreisverwaltung melden, damit ausreichend Zeit und Impfstoff eingeplant werden könnten. Ebenso sollten die Pflegeheime einen Raum für die Impfung bereitstellen. „Das Landratsamt kommuniziert mit allen Pflegeheimen im Landkreis auf die gleiche Art und Weise“ sagt Frank. Bei Unterschieden in der Wahrnehmung könnte es sich um Missverständnisse handeln.