Das Ziel ist gesteckt. Bis 2030 soll der Treibhausgasausstoß des Landes im Vergleich zu den Emissionen 1990 um 65 Prozent reduziert werden, bis 2040 soll Klimaneutralität erreicht sein. So ist es im Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz festgezurrt.
Zu diesen Zielen bekennen sich die Unterstützer des Klimaschutzpaktes aus dem Jahre 2015, zu denen auch die Stadt Donaueschingen zählt. Aber ist das überhaupt realistisch? Wie will die Stadt das erreichen? Und wo steht man heute? Wir haben nachgefragt.
Schnelle Erfolge haben schnell nachgelassen
„Wir haben in Donaueschingen schon früh die Weichen richtig gestellt“, blickt Oberbürgermeister Erik Pauly zurück. Bereits 1992 wurde damit begonnen, die Energieverbräuche aller städtischen Gebäude und Einrichtungen systematisch zu dokumentieren. So wurden Sparpotenziale sichtbar, die dann umgesetzt wurden. Schnelle Erfolge stellten sich ein.
Der Verbrauch von Wärme, Strom und Wasser konnte um 20 bis 40 Prozent reduziert werden. Dies waren laut Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros, die „low hanging fruits“, zu Deutsch „niedrig hängende Früchte“. Gemeint sind relativ einfache Maßnahmen, die aber einen großen Nutzen bewirken. „Das hat aber schnell nachgelassen“, so Gerhard Bronner weiter.
Verbesserungsmaßnahmen wurden über die Jahre und im Verhältnis immer komplexer und teurer, Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität kleiner. Im Vergleich liege man aber noch immer gut, ist sich der Oberbürgermeister sicher. Für ihr effizientes Energiemanagement wurde die Stadt 2021 mit dem Kom.EMS-Siegel ausgezeichnet. Mehrere Millionen Euro wurden bis heute in Energiesparmaßnahmen investiert.
Was bereits erreicht wurde
Die Weichen wurden 1992 mit einem Klimaschutz-Handlungsprogramm gestellt. Ein Schwerpunkt war dabei die Förderung der Niedrigenergiebauweise. Über 200 Bauplätze wurden seither mit der Auflage verkauft, dort Niedrigenergiehäuser zu errichten. Im Jahr 2011 folgte schließlich ein umfassendes Klimaschutzkonzept. Für alle kommunalen Gebäude und Anlagen wurden Energieanalysen erstellt und es gab in nahezu allen städtischen Gebäuden Einzelmaßnahmen zur Energieeinsparung, beispielsweise durch Außenwand- und Dachdämmung, Kellerdeckendämmung, Einbau neuer Heizungsanlagen, Austausch von Fenstern oder die Umstellung auf energiesparende Beleuchtung.
Ein großer Faktor stellten Optimierungen in den Pumpwerken dar, die zu den größten Stromverbrauchern der Stadt zählen. Durch Optimierung der Anlagen, Investitionen in neue Pumpen und Regelsysteme konnte der Energieverbrauch deutlich gesenkt werden.
Der Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Donaueschingen betreibt in einigen Einrichtungen auch Blockheizkraftwerke. Das größte steht in der Kläranlage und liefert einen großen Teil des Strom- und Wärmebedarfs dort. Die Straßenbeleuchtung in der Kernstadt und in den Ortsteilen mit knapp 4000 Lampen wurde auf energiesparende Leuchtmittel umgerüstet. Die stetige Zunahme des Stromverbrauches durch EDV und an Arbeitsplätzen konnte gestoppt werden.
Planerisch wurden Voraussetzungen für einen Windpark und für zwei große Solaparks auf der Gemarkung Aasen geschaffen. Weitere Parks sind in Planung. Auch wurden bereits einige Dächer großer städtischer Gebäude mit Photovoltaikanlagen versehen. Einige Dächer sind dabei an Investoren zur PV-Nutzung verpachtet, auf anderen hat die Stadt selbst investiert. Weitere Dächer sind bereits in Planung und Umsetzung.
Ein weiterer großer Schritt war und ist der Ausbau der Nahwärmeversorgung durch die Brigachschiene und durch die Energiedienst AG im nördlichen Bereich, die aktuell aufgebaut wird. Mittlerweile wurden zahlreiche städtische Einrichtungen angeschlossen. „Wir haben Glück, dass mit der Brigachschiene in Sachen Nahwärme schon einiges vorhanden war“, so Erik Pauly.
Wo steht man heute?
Auf welchem Teilstück hin zur Klimaneutralität befindet sich Donaueschingen nun? Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Dazu müssten Ergebnisse einer detaillierten Ist-Analyse vorliegen. Gerhard Bronner versucht die Lage aber dennoch ein wenig einzuordnen. Beziehe man sich auf das in den Jahren von 2010 bis 2012 von den Städten Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen gemeinsam erarbeitete und vom Bundesumweltministerium geförderte Klimaschutzkonzept, befinde man sich ungefähr auf halber Strecke.
Um die restlichen Ziele im definierten Zeitraum zu erreichen, müsse man das Tempo jedoch deutlich erhöhen, vor allem im Bereich Wärme. Hier spricht Bronner gar von einer nötigen zehnfachen Tempoverschärfung. Bei der Gebäudedämmung der insgesamt 69 kommunal genutzten Liegenschaften steht noch viel Arbeit an. Wie will man das alles erreichen und finanzieren?
Stadt kann sich nicht alles leisten
Gerade die Finanzierung von Energiesparmaßnahmen bereitet immer wieder Kopfzerbrechen und wird im Gemeinderat diskutiert. Diese sind zwar standardmäßig wichtiger Teil von allen Planungen. Wie viel davon am Ende umgesetzt wird, hängt jedoch immer von verfügbaren Mitteln ab, die sich aus Bundes- und Landesfördermitteln sowie aus Haushaltsmitteln zusammensetzen.
Bedeutet: Nicht immer reicht das Geld für den optimalen Lösungsweg. Erik Pauly spricht von bedingten Möglichkeiten der Stadt und gibt zu bedenken, fragt sich, was man von Bürgern verlangen könne, ohne eine Antistimmung zu erzeugen.
In diesen Bereichen liegt Potenzial
Das größte noch zu erntende Einsparpotenzial sieht die Verwaltung in den Gebäuden, der Fahrzeugflotte und den Pumpwerken. Auch in der Nahwärmeversorgung und im Austausch der Straßenbeleuchtung sei noch Spielraum für Verbesserungen, die zudem einfach umzusetzen sind.
Bei der Energieproduktion setzt man auf vor allem auf einen beschleunigten PV-Ausbau auf städtischen Gebäuden sowie auf Freiflächen. Mehrere Anlagen – im Haushalt 2024 sind Mittel für sieben neue Anlagen vorgesehen – wie zum Beispiel auf der Donauhalle oder dem Wasserwerk, sind bereits in Umsetzung oder Planung. Laut einer Berechnung könnte mit anlagen auf allen Dächern und zwei potenziellen Freiflächenanlagen der gesamte Stromverbrauch der Kommunalverwaltung inklusive Infrastruktur (rund 3240 Kilowattstunden pro Jahr) mehr als nur gedeckt werden.