Kommunale Wärmeplanung – dieses Stichwort hat mit den Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz an Bedeutung gewonnen: Wer künftig in bestehenden Gebäuden die Gas- oder Ölheizung durch Reparaturen nicht mehr retten kann, muss sie durch eine Heizung ersetzen, die zu 65 Prozent Erneuerbare Energien nutzt. Allerdings gilt diese Pflicht erst dann, wenn die kommunale Wärmeplanung am jeweiligen Wohnort abgeschlossen ist.
Bundesweit sollen diese Pläne – je nach Größe der Stadt – bis spätestens 2028 vorliegen. In Baden-Württemberg ist man der Regelung einen Schritt voraus. Als erstes Bundesland hat es Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern dazu verpflichtet, Wärmeplanungen bis Ende 2023 vorzulegen.
So auch Donaueschingen. Unter Federführung des Umweltbüros des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) erarbeitet die Stadt seit Anfang des Jahres ihre Wärmeplanung. Wie Gerhard Bronner vom Umweltbüro erklärt, ist die Aufgabe maßgeblich an die Freiburger Firma Greenventory ausgelagert. Die Kosten trage das Land.

Einige große Punkte der Planung sind laut Bronner bereits abgearbeitet: Eine „umfangreiche Bestandsaufnahme“ der aktuellen Wärmeversorgung wurde erstellt, bestehende Nahwärmenetze und mögliche Erweiterungen erfasst. Geprüft wurde außerdem, wo Potentiale für regenerative Energien bestehen, die für die Wärmeversorgung genutzt werden könnten.
„Wir werden also in absehbarer Zeit eine Karte haben, die zeigt: Wo sind künftig Wärmenetze vorstellbar und wo wird weiterhin eine individuelle Versorgung der Gebäude stattfinden“, sagt Bronner. In einem nächsten Schritt werden fünf Projekte ausgewählt und konkret vorgeplant. Gegen Ende Oktober soll die Auswahl feststehen.
Abwärme von Betrieben soll genutzt werden
Für die Wärmeplanung benötigt die Kommune zahlreiche Informationen von Netzbetreibern und einzelnen Betrieben. „Dazu gehört auch, dass Gewerbebetriebe Meldungen über ihre Energieströme machen, damit man prüfen kann, ob man eventuell gewerbliche Abwärme nutzen kann“, so der Umweltberater. Diese Daten zu bekommen, habe sich als große Schwierigkeit herausgestellt – zum Teil trotz Mahnungen.
In Zukunft sollen verstärkt regenerative Energien zum Einsatz kommen. „Gerade dort, wo ich Biogasanlagen habe, die bislang die Abwärme in die Luft blasen, bietet es sich natürlich an, Wohngebiete in der Umgebung damit zu versorgen“, sagt der Umweltberater. Aber auch Geothermie und thermische Solaranlagen könnten zum Einsatz kommen.

Jeder zweite Haushalt soll an die Nahwärme
Am Ende der Wärmeplanung soll dann feststehen, wie viel Prozent der Donaueschinger Haushalte langfristig über Nahwärme versorgt werden können. Bronner gibt eine vorsichtige Prognose: „In der Kernstadt selbst könnte das durchaus in Richtung mehr als 50 Prozent gehen. In einem Ortsteil, wo ich eine große Wärmequelle durch eine Biogasanlage habe, genauso.“
In anderen Ortsteilen werde es dagegen schwierig werden, mit Nahwärme zu arbeiten, räumt Gerhard Bronner ein.

Über den GVV und in einem sogenannten Konvoi mit Donaueschingen erarbeiten auch Bad Dürrheim und Bräunlingen ihre Wärmeplanung. Aufgrund ihrer Größe wären die Gemeinden dazu nicht verpflichtet. Doch mittels eines Förderprogramms erstattet das Land ihnen bis zu 80 Prozent der Kosten. Bräunlingen muss laut Bürgermeister Michael Bächle lediglich „einen niedrigen vierstelligen Betrag“ beisteuern.

„Letztlich geht es mit der Wärmeplanung ja darum, eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die Wärmeversorgung der Zukunft in der Stadt und den Stadtteilen gewährleistet werden kann“, begründet Bächle die Entscheidung, sich an der Planung zu beteiligen.
Anders als beim Quartierskonzept, bei dem ganz konkret ein Nahwärmenetz für die Altstadt entstehen soll, bewegt sich die kommunale Wärmeplanung auf einer übergeordneten Ebene.
„Das ist etwas sehr Abstraktes mit einer sehr hohen Flughöhe, die einfach Ideen bringen soll, aus denen man später konkrete Projekte machen kann“, so Bächle.
Für die Donaueschinger Planung ist Gerhard Bronner zuversichtlich, dass die Frist bis Ende 2023 eingehalten werden kann – auch wenn das „sportlich“ sei. Für Bräunlingen sei damit frühestens im nächsten Jahr zu rechnen. „Das Entscheidende ist dann aber: Wie schnell geht hinterher die Umsetzung?“ Bronner sieht darin die weit größere Herausforderung – von der Investoren- bis zur Handwerkersuche.
Und Hüfingen?
Hüfingen hat sich dem Konvoi zwar nicht angeschlossen, in den Jahren 2017 bis 2022 aber rund vier Millionen Euro in die Nahwärmeversorgung investiert, wie Kämmerer Michael Binninger auf Anfrage mitteilt.
Zwischen 2021 und 2023 wurden dabei die Teilnetze Lindenpark, Hohen und Bleichewiese über zwei Trassen miteinander verbunden. Darüber hinaus werden zwei Wärmenetze in Sumpfohren und Mundelfingen sowie eine kleine Wärmeversorgung in Fürstenberg privat betrieben.
„In den nächsten zwei Jahren werden an die bestehenden Wärmeleitungen neue Kunden angeschlossen, das heißt die Anschlussdichte soll erhöht werden“, schreibt Binninger.
Auch der Anteil an erneuerbaren Energien in den Netzen soll erhöht werden: Neben dem Austausch der bisherigen Hackschnitzelanlage Bleichwiese noch 2023 sowie dem Neubau einer weiteren Anlage in den kommenden zwei Jahren will die Stadt so auch die Wärmeerzeugung aus Abwassersammlern untersuchen.