Der Kendrion-Konzern ist Opfer eines erpresserischen Hackerangriffs. Dies teilt der niederländische Hersteller von Elektromagneten, der auch Niederlassungen in Villingen, Donaueschingen und Markdorf hat, auf seiner Internetseite mit. Die berüchtigte russische Hackergruppe „LockBit“ habe sich dazu bekannt.
Als Vorsichtsmaßnahme hat das Unternehmen, das verschiedene industrielle Endmärkte und den Automobilsektor bedient und im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 519 Millionen Euro erzielte, seine Anlagen nach eigenen Angaben umgehend abgeschaltet. Nähere Details über den Angriff wurden nicht bekannt gegeben.
Notfallplan aktiviert
Kendrion teilte am vergangenen Dienstag allerdings die Aktivierung eines Notfallplans mit, der darauf abzielt, die Kontinuität des Betriebs zu gewährleisten. Der Diebstahl sensibler Daten könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es weiter.
Die Täter hinter der Erpressersoftware „Lockbit“ haben die Verantwortung für den Angriff auf ihre Website übernommen. Die Gruppe ist nicht nur bekannt dafür, dass sie für die Freigabe der verschlüsselten Unternehmensdaten von den Opfern ein Lösegeld fordern.
Laut Medienberichten hat „LockBit“ dem Konzern auch ein Ultimatum gestellt, das dem Unternehmen drei Tage Zeit gibt, um der Lösegeldforderung nachzukommen. Andernfalls sollen kompromittierende Unternehmensdaten am 2. September veröffentlicht werden.
Produktion läuft wohl wieder
Wie aus Mitarbeiterkreisen zu hören war, soll auch der Geschäftsbetrieb und die Produktion am Standort in Villingen Anfang der Woche zum Teil durch das Herunterfahren der Systeme stark beeinträchtigt gewesen sein.
Vorübergehend war das Unternehmen auch telefonisch nicht erreichbar. Inzwischen, so heißt es, sei Produktion wieder gesichert. Eine offizielle Stellungnahme des Unternehmens über die Situation am Standort Villingen war auf Anfragen des SÜDKURIER bisher nicht zu bekommen.
Kendrion in Villingen
In der Wilhelm Binder Straße 4-6 sind rund 470 Mitarbeiter bei Kendrion beschäftigt. Hier hat der Konzern mit Hauptsitz in Amsterdam zum einen das Hauptquartier für seine Automotive-Sparte konzentriert. Hier findet die Entwicklung, Produktion und Vertrieb von High-Tech-Komponenten und Systeme für Automobilhersteller und deren Systemlieferanten weltweit statt.
Außerdem ist hier die Produktions-Gesellschaft Industrial Brakes Kendrion GmbH zu Hause. Sie entwickelt, produziert und vermarktet elektromagnetische Bremsen und Kupplungen für die industrielle Antriebstechnik. Auch in Donaueschingen gibt es eine größere Niederlassung von Kendrion.