Erik Pauly ist in Sorge: Zweimal täglich radelt er über den Siedlersteg. Morgens zur Arbeit ins Rathaus, abends wieder nach Hause. Doch in der Sitzung des Technischen Ausschusses musste sich der OB eine Frage stellen: „Soll ich zukünftig lieber über die Schellenbergbrücke radeln?“

Die Sorge wurde ihm sofort genommen, doch die etwas scherzhafte Frage hat einen ernsten Hintergrund. Denn die Verbindung, die Fußgängern und Radfahrern eine kurze und schnelle Verbindung von der Siedlung in die Innenstadt ermöglicht, ist zwar praktisch und hübsch anzusehen, aber alles andere als in einem guten Zustand.

„Wenn wir nichts machen, können wir uns den Steg in ein paar Jahren ganz sparen“, sagt Karl-Heinz Koch vom Ingenieurbüro Breinlinger. Der Verdacht, dass manche Knotenpunkte faulen, hat sich mehr als bestätigt.

Das Holz fault und fault: Hier einer der vier Knotenpunkte bei den Untersuchungen im Jahr 2020.
Das Holz fault und fault: Hier einer der vier Knotenpunkte bei den Untersuchungen im Jahr 2020. | Bild: Karl-Heinz Koch

Als die Verkleidung abgenommen wurde, habe sich ein „verheerendes Bild“ geboten. Eigentlich sei die ganze Konstruktion nur noch von zwei Schrauben gehalten worden, während das Holz vor sich hin faulte.

Das könnte Sie auch interessieren

Gehandelt wurde schnell, zum einen wurde provisorisch die Statik des Stegs wieder gewährleistet, und zum anderen wurden weitere Untersuchungen gemacht. Sogar Industriekletterer waren im Einsatz. Und ein spezieller Bohrer, mit einem ganz geringen Durchmesser, mit dem gleichzeitig gemessen wird, mit wie viel Druck durch das Holz gebohrt wird. Beide Untersuchungen waren erfolgreich – im negativen Sinne.

Vier Knotenpunkte faulen und auch beim Dach besteht Handlungsbedarf. Es braucht einen neuen Belag und auch einen Wetterschutz.

Ganz so einfach wird die Sanierung allerdings nicht. „Wenn wir an einem Knotenpunkt arbeiten, ist das vergleichbar, wie wenn man eine Liegestütze macht und es haut einem jemand ein Arm weg“, erklärt Koch. Heißt, der Steg muss während der Arbeiten abgestützt werden, damit er nicht in die Brigach und auf die Bahnschienen fällt.

Die Schwarzwaldbahn fährt unter dem Siedlersteg hindurch. Das macht die Sanierung nicht gerade einfacher – und auch nicht billiger.
Die Schwarzwaldbahn fährt unter dem Siedlersteg hindurch. Das macht die Sanierung nicht gerade einfacher – und auch nicht billiger. | Bild: Roland Sigwart

Apropos Bahn: Die möchte natürlich auch Geld. Für Sicherungsmaßnahmen und die Genehmigung. Das macht das Ganze dann nicht gerade billiger. „Die Bahn ist die große Unbekannte“, sagt Koch. Denn in diesem Bereich hat er nur Schätzungen.

Es wird teuer – richtig teuer

Unter dem Strich stehen aktuell 1,31 Millionen Euro. „Das sind aber aktuelle Preise. Eine Prognose, wie sich die Preise entwickeln werden, haben wir gar nicht erst gewagt.“

1,31 Millionen Euro für die Sanierung des Siedlerstegs sind keine Pappenstiel für einen Gemeinderat, der während der Haushaltsberatungen auch schon einmal über den Wandanstrich in einer Schule und die damit verbundenen Kosten im ganz unteren Bereich diskutiert.

Doch den Siedlersteg abreißen und einfach eine neue Brücke bauen, ist auch nicht so leicht. Auf der einen Seite ist er relativ flach, damit die Bahn und ihre Oberleitungen untendurch passen, auf der anderen Seite hat er ein relativ steiles Gefälle, dass der Weg auch hinab zur Hermann-Fischer-Allee führt.

Eine neuer Steg wird noch viel, viel teurer

Acht Prozent beträgt die Neigung, das war 1986 bei der Erbauung kein Problem. Heute gilt das nicht als barrierefrei. Weniger Gefälle bedeutet allerdings, dass der Steg zwei Meter höher über der Hermann-Fischer-Allee enden würde, als es jetzt der Fall ist. „Man müsste mit einem Aufzug oder einem Rondell arbeiten. Da könnte man etwas schönes bauen, wäre aber bei einem zweistelligen Millionen-Betrag“, erklärt Koch.

Die Vorstellung ist für Stadträte in Anbetracht des Haushaltes noch schlimmer. Also sind sie einstimmig dafür, dass 1,31 Millionen Euro die bessere Wahl sind. Zumal der Siedlersteg die nächsten 20 Jahre die Siedlung mit der Innenstadt verbinden wird.

Das könnte Sie auch interessieren