In der Nacht von Freitag auf Samstag zwischen 2 und 3 Uhr morgens konnte der Betriebsbeauftragte Daniel Elsässer eine erste Entwarnung geben, denn ein Anstauen des Wassers im Rückhaltebecken bei Wolterdingen war nicht von Nöten.
Kritischer Punkt bleibt unerreicht
Dabei herrschte seit Freitag bereits Voralarm, die drei Stauwärter und der Betriebsbeauftragte standen parat. „Kritisch wird es ab 75 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, erreicht waren in der Nacht so zwischen 60 und 65 Kubikmeter“, erklärt Daniel Elsässer. Der Geisinger ist seit der Hochwassersaison November 2020 der neue Betriebsbeauftragte.

Bei normaler Witterung führt die Breg drei bis fünf Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Bei Schneeschmelze und Regenfällen können es bis zu 180 Kubikmeter pro Sekunde sein. Aufgabe des 4,7 Millionen Liter fassenden Rückhaltebeckens mit seinen drei Stauwehren ist es, das Wasser auf 75 Kubikmeter pro Sekunde zu verringern. „Praktisch auf Knopfdruck würden sich die zwei Wehre bei einem Pegelstand von 2,50 Meter senken und alles, was über 75 Kubikmeter pro Sekunde abfließen möchte, anstauen“, so Elsässer.
Das dritte Wehr, der sogenannte Ökostollen, wird schon ab zehn Kubikmeter geschlossen. Der Ökostollen ist ein Durchlass durch das Hochwasserrückhaltebecken, sodass neben der Hauptfunktion eines Wasserdurchlasses das Gewässer auch für Fische, Tiere und Kleinstlebewesen ökologisch durchgängig ist. Die Sohle ist naturnah gestaltet und mit einer Uferberme angelegt. Eine ausreichende Sicherung für den Hochwasserfall ist aufgrund der hohen Belastung mit diesen Baumethoden nicht möglich. Daher wird der Ökostollen in der Regel bei Hochwasser geschlossen, um ein Abschwemmen der Sohle zu verhindern. „Und dies geschieht bereits ab zehn Kubikmeter pro Sekunde“, so Elsässer.

Manches bleibt erspart
Das Team um den Betriebsbeauftragten zeigte sich routiniert und abgeklärt am Samstagmorgen. „Wir hatten zwar wenig Schlaf“, so der Geisinger, „zeigen uns aber sehr zufrieden mit der aktuellen Entwicklung zur Witterung und Pegelprognosen„. Und Stand Samstagmorgen blieb dem Team einiges an Arbeit erspart. „Mit dem berühmten Knopf drücken und die Wehre schließen ist es im Falle eines Falles nämlich längst nicht getan“, erklärt Elsässer. „So muss beispielsweise die Feuerwehr informiert werden, denn Straßensperrungen werden dann nötig, und Warnleuchten und Absperrmaterial muss bei uns am Rückhaltebecken abgeholt werden.“ Ebenfalls vor Ort: Oliver Stenzel und Michael Koch vom Regierungspräsidium Freiburg. Stenzel war der Damm-Bauleiter des 23 Millionen Euro-Bauwerkes.

Und dann lag der Teufel doch noch im Detail. Ausgerechnet am Bregauslauf Wolterdingen, dem Schliefisteg, machte die Pegelmessung Probleme. „Das ist genau der, dem die Anrainer vertrauen, und ihren Blick auf der Homepage der Hochwasservorhersagezentrale Baden Württemberg richten“, so Stenzel. Aber durch Bauarbeiten weiter unten an der Breg stimmt plötzlich die Ablaufkurve mit der Fließgeschwindigkeit nicht mehr überein. So kam es am Wochenende, dass bei der Pegelmessung in Hammereisenbach 56 Kubikmeter pro Sekunde gemessen wurden und am Schliefisteg 68 Kubikmeter. So wurde er kurzerhand rausgenommen; aktuell ist die Pegelmessung verlässlich.
