„Als sie ihre Ausbildung bei der Stadt begannen, da machte ich mich gerade bereit für die Schule“, sagte Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly in der vergangenen Gemeinderatssitzung zum Amtsleiter für Bildung und Soziales, Hubert Romer. Für den war es eine besondere Sitzung: nämlich die letzte in seiner Funktion als Amtsleiter. Wenn der Monat zu Ende geht, dann endet auch Romers berufliches Leben bei der Stadt, er geht in den Ruhestand.
Fast 50 Jahre
Wenn es Ende Dezember dann soweit ist, war Romer fast 50 Jahre bei der Stadt angestellt – zwischendurch lediglich Anfang der 1980er-Jahre eine Unterbrechung durch den Wehrdienst. 1976 steigt Romer bei der Stadt mit ein und macht dort seine Ausbildung. Er wird bei der Stadtkasse eingesetzt, wo er wieder landet, nachdem er von der Bundeswehr zurückkommt.
Bewerbungs-Empfehlung
Schließlich wird er 1983 Leiter des Sozialamtes der Stadt: „Das gehörte damals noch zum Amt für Öffentliche Ordnung“, erklärt er. 1993 wird Donaueschingen zur Großen Kreisstadt, auch das Amt verändert sich im Laufe der Jahre. Schließlich kommt das Schulwesen dazu. Romer wird zum Leiter des Amtes für Bildung und Soziales. Aber wie ist Romer überhaupt zur Stadt gekommen? „Es gab damals eine Stellenausschreibung und der damalige Rektor der Realschule, Wolfgang Weigand, schlug mir vor, dass ich mich dort bewerben soll.“
„Langweilig war es nie“
Blickt er auf die vergangenen Jahrzehnte zurück, dann kann Romer definitiv festhalten: „Langweilig war es nie.“ Bei seinem Amt handle es sich um ein kleines mit riesiger Außenwirkung. Es kümmert sich um die Schulen der Stadt, die Kindergärten, das Kinder- und Jugendbüro, der Behindertenbeauftragte ist dort angesiedelt, ebenso der Stadtseniorenrat und der runde Tisch aus dem Mehrgenerationenhaus. Auch die Wohngeldstelle gehört zum Amt. „Es ist schon einiges zu schultern.“ Und das, so betont Romer, sei keine Einzelleistung, sondern werde vom gesamten Team gestemmt: „Wir haben hier ein gutes Miteinander, das ist auch unter den Amtsleitern der Fall“, erklärt er. „Was in der Zeit geschafft wurde, das habe ich nicht allein gemacht.“
Die Krise
Dass es kurz vor seinem Ruhestand mit der Coronakrise noch einmal richtig turbulent wird, damit habe niemand gerechnet: „Seit März 2020 haben wir diese zusätzliche Herausforderung.“ Sich rasch verändernde Bedingungen erfordern flexiblen Einsatz: „Der Hauptamtsleiter und ich saßen zusammen und haben überlegt, was wir am Montag machen“, sagt Romer. Zuvor habe man sich die Pressekonferenz im Fernsehen angeschaut und die Worte der Kanzlerin gehört, was sich jetzt tun werde.

Bei der Notbetreuung sei schließlich „enorm viel geleistet worden.“ Und die ganzen damit verbundenen Aufgaben „das kam alles auf das übliche Pensum obendrauf. Sowas ist nach außen gar nicht abbildbar“, sagt Romer über die Arbeit des Amtes und der betroffenen Einrichtungen.
Herausforderungen
Große Herausforderungen habe es immer mal wieder gegeben. Etwa Anfang der 1990er-Jahre, als viele Asylbewerber kamen: „Es war damals eine neue Herausforderung. Es ging darum an Wohnraum zu kommen – und auch ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.“ Romer hat auch noch erlebt, als DDR-Bürger ankamen und Begrüßungsgeld ausbezahlt bekamen.
Rechtsanspruch
Spannend wird es auch 2013, als der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz Gültigkeit bekommt: „Wir hatten allerdings bislang keinen Fall, bei dem das eingeklagt wurde. Wir konnten bisher immer einen Platz finden.“ Eine Aufgabe, die im Laufe der Zeit immer wichtiger – und nicht gerade einfacher wird: „Als ich startete, hatten wir vier städtische Kindergärten.“ Heute sind es 17 Einrichtungen. Als neueste hinzugekommen die Kita am Buchberg, auf dem Konversionsareal: „Sie wurde entsprechend geplant. Wir brauchen den Platz.“
Bedarf steigt
Und dabei sei es notwendig, immer auch auf den kommenden Bedarf zu achten. Und vorerst wird der noch steigen: „Wir haben in den Ortsteilen neue Wohngebiete und aus dem Konversionsgebiet wird ein neuer Stadtteil“, erklärt Romer. Und die gesellschaftliche Situation ändere sich: Beide Elternteile wollen arbeiten. „Wenn man vor vielen Jahren in den Dörfern gesagt hätte, was für Bereiche man in den Kitas braucht, dann hätten sie einem das nicht geglaubt.“ Das die Stadtteile mit in den Plan zählen, „das habe ich immer als wichtig erachtet.“ Die Bereiche des Amtes seien welche, in denen es nie Stillstand gebe: „Man ist ständig gefordert“, sagt Romer.
Viel erlebt
In seiner Zeit bei der Stadt ist Romer mit seinem Amt viermal innerhalb Donaueschingens umgezogen. Unter drei Oberbürgermeistern hat er gearbeitet: „Am längsten mit Bürgermeister Bernhard Kaiser. Ich habe denen viel zu verdanken.“ Unterstützung habe es immer gegeben. Woanders hinzugehen, das „hat mich nie gejuckt. Ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen“, so der Amtsleiter.
Und dann?
Im Ruhestand dürfte es Romer jedoch nicht langweilig werden. Da gibt es die Familie zu Hause in Aasen, die jahrzehntelange Aktivität im Musikverein Aasen und den Garten: „Ich gehe gerne in den Wald, um Holz zu machen. Außerdem kümmere ich mich um unseren Garten.“ Und schließlich: „Mehr Zeit für die Familie.“ Besonders schön findet Romer, „dass ich nicht im Groll gehe.“ Was hält er von der zukünftigen Amtsleiterin Sandra Ittig? „Es beruhigt mich, dass es eine gute Nachfolge gibt.“