Bundesweit in den Schlagzeilen war am vergangenen Samstag eine große Demonstration gegen die Corona-Auflagen in Berlin. Miterlebt hat den Protestzug der Donaueschinger Frank Jäger. Wie die meisten Teilnehmer ohne eine Alltagsmaske. Und dabei ganz bewusst erfüllt von tiefer Skepsis gegenüber deren Schutzeigenschaften.

Für die einen der Beginn der freien Meinungsäußerung, für die anderen der Start einer unverantwortlichen Aktion in Corona-Zeiten. Hier ...
Für die einen der Beginn der freien Meinungsäußerung, für die anderen der Start einer unverantwortlichen Aktion in Corona-Zeiten. Hier startete am vergangenen Samstag der Demo-Spaziergang in Berlin-Mitte. | Bild: Frank Jäger

Als Leiter des Fitnesstudios Rückgrat ist er in Donaueschingen weithin bekannt. Seine Auffassung zur Maskenpflicht sei Privatsache, betont der 54-Jährige eingangs des Gesprächs. Im Studio würden sämtliche Hygiene- und Abstandsbestimmungen streng eingehalten: angefangen bei der 1:1-Einweisung, bei der der Trainer eine Plexiglasscheibe aufsetzt.

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Wenn man Frank Jägers Umgang mit der Maskenpflicht und weiterführend seine Kritik gegenüber der Schulmedizin verstehen möchte, muss man 32 Jahre zurück schauen. Im religiösen Bereich nennt man das ein Erweckungserlebnis, Jäger hat diese Erfahrung komplett auf eine neue berufliche Spur geführt. 1988 arbeitete er als Transportoffizier der Luftwaffe und erlitt beim Fußballspielen eine schwere Knieverletzung. „Die ärztliche Empfehlung hieß künstliches Kniegelenk“, sagt Jäger.

Start in der Bodybuilding-Szene

Er kämpfte gegen die drohende Operation, stieg in die damals noch etwas verruchte Bodybuilding-Szene ein und konnte 18 Monate nach der Digagnose wieder Ski fahren. Der Fitnessbrache blieb er verbunden und machte 1999 das Diplom zum Gesundheitstrainer und erlebt seither, auch durch die Lektüre Tausender Gesundheitsfragebogen, wie Sport Menschen in medizinisch ausschichtslosen Situationen hilft. So habe sich nicht nur eine andere Welt neben der Schulmedizin eröffnet, sondern auch die Überzeugung, dass „im Gesundheitswesen einiges schief läuft“.

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Etwa auch bei der Maske, dem Begriff, unter dem der in vielen Lebensbereichen vorgeschriebene Mund-Nasen-Schutz zusammengefasst wird. Das fängt schon an, dass sie in der Anfangsphase vom Virologen Christian Drosten und vom Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Professor Lothar Wieler, zunächst als ungeeignet verworfen wurde. Hier knüpft Jäger an. „Es ist doch so, dass die Maske selbst zum Infektionsherd wird.“ Wer hustet, atme die Rückstände aus der Maskeninnenseite ein. Die Atmung durch die Maske selbst führe dem Körper mehr CO2 zu und übersäuere die Lunge. „Warum werden bereits geschwächte Menschen auf diese Weise noch mehr geschwächt?“, beklagt Jäger, der überdies eine Zunahme der Atemwegserkrankungen befürchtet.

CO2-Anreicherung nur bedingt möglich

Hier widerspricht ihm der Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes, Jochen Früh. Demnach finde der Effekt von CO2-Anreicherung nur bei Rückatmung in geschlossene Beutel statt. Eine Maske führe nicht zur CO2-Anreicherung. Dabei sei eine Maske vor Gebrauch nahezu steril. Bei Berücksichtigung der empfohlenen Tragezeit bestehe kein Infektionsrisiko.

Jochen Früh leitet das Gesundheitsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Jochen Früh leitet das Gesundheitsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis. | Bild: Kwidzinski Sabrina Landratsamt

Ist die Maske zwar für Jäger im Alltag verzichtbar, sieht er eine Maskenpflicht in fest definierten Umgebungen sinnvoll und notwendig: in Kliniken, Altenheimen oder Rehaeinrichtungen – also dort, wo schutzbedürftige Menschen auf engem Raum zusammenleben. „Dann aber müssen die besten Schutzsysteme, darunter eben auch hochwertige Masken, eingesetzt werden, um den Schutz zu gewährleisten.“

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Im Sommer gebe es eigentlich keine Corona-Viren und damit keine Infektionen, sagt Jäger und stützt sich auf den Virenkalender Medscape, einer von vielen im Internet. Der führt aus, wann auf der nördlichen Erdhalbkugel „Virensaison“ ist. Gegenwärtig sind Rhinoviren weit verbreitet, die Corona-Viren, die man schon früher kannte, sind nahezu verschwunden. In der Struktur seien sie den Covid-19-Viren sehr ähnlich und deren Verbreitung daraus ableitbar. Auch hier korrigiert der Amtsleiter. „Es ist nicht richtig, dass es im Sommer keine Corona-Viren gibt.“ Die Covid-19-Viren seien ganzjährig aktiv und zeigten ein anderes Verhalten auf, als saisonal auftretende Grippeviren. Aktuelle Lageberichte der Weltgesundheitsorganisation belegten dies, sagt Früh.

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Sparen könne man sich millionenschwere, vom Gesundheitsministerium finanzierte Werbekampagnen fürs Abstandsgebot oder für Stay-at-home, meint Jäger. Das ginge alternativ für die meisten Menschen „natürlich, schlagkräftig, kostengünstig und effektiv“. Nämlich durch eine Lebensweise, die das Immunsystem stärkt – bestehend aus Ernährung, Bewegung und der Einnahme von hochdosiertem Vitamin C und Vitamin D.

Viele Menschen, kaum Abstand: Eine Impression von der Anti-Corona-Demo in Berlin im Bereich „Unter den Linden“ am ...
Viele Menschen, kaum Abstand: Eine Impression von der Anti-Corona-Demo in Berlin im Bereich „Unter den Linden“ am vergangenen Samstag. | Bild: Frank Jäger


Jochen Früh setzt dagegen, dass es zur Einhaltung der Abstandsregeln keine Alternative gebe. „Die Ernährung hat auf das Covid-19-Virus keine Auswirkun und die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin sehe in der Regel kein Nutzen von Vitaminpräparaten über eine ausgewogene Ernährung für notwendig.

Eher Angst vor Strafe als Einsicht

Die Berliner Kundgebung jedenfalls habe ihn „tief bewegt“. Weitaus mehr Menschen als offiziell gezählt hätten ihm bei dem 80 Minuten dauernden Protestzug durch Berlins Mitte ein Gefühl von Zugehörigkeit und Freundschaft vermittelt. Aber auch eine Ahnung davon, dass viele Menschen ihre Maske inzwischen eher aus Angst vor Strafe als aus Einsicht tragen.