Auf einen Umsatzbringer musste Peter Meess in diesem Winter verzichten. Mittel gegen Grippe und Erkältung stapeln sich in den Regalen der Hofapotheke dicht gepackt. Das Kaufinteresse, so der Apotheker, habe rapide abgenommen. Der Grund sei einleuchtend. „Wo der Corona-Schutz streng eingehalten wird, treten auch die wintertypischen Infektionskrankheiten nicht mehr auf.“ Die Grippewelle sei komplett ausgefallen, wenn Symptome auftreten, seien die Menschen inzwischen gewohnt, vorsichtshalber gleich zuhause zu bleiben.
Nicht nur im freien Verkauf gehe der Umsatz zurück, auch die Zahl der ausgestellten Rezepte habe sich reduziert. Das hänge vermutlich mit dem Verzicht auf aufschiebbare Arztbesuche zusammen. Normal laufe der Rezepteingang bei Dauermedikationen.
Auf die Einrichtung eines Schnelltestangebots in der Apotheke haben Peter Meess und sein Sohn Florian verzichtet. Zum einen, weil die räumlichen Gegebenheiten – separater Eingang, Raum und Belüftung – nicht umsetzbar gewesen wären; zum anderen weil sich das Schnelltest-Angebot von Rotem Kreuz und Stadt in kaum mehr als 100 Meter Entfernung befindet.
Deshalb, so betont Peter Meess, konzentriere sich die Hofapotheke in der Pandemie-Situation lieber auf die Versorgung mit Impfstoffen. Die Apotheken nehmen die Vakzine entgegen und verteilen sie an die Arztpraxen weiter. Eine anspruchsvolle Disposition, die Vater und Sohn Meess viele Stunden in der Woche in Anspruch nimmt. Mehrmalige Schriftwechsel klären die verfügbare und die benötigte Impfstoffmenge, aber auch den Zeitpunkt der Lieferung. Dieser hänge immer vom Präparat, seiner Lagerung und Verbrauchsfristen ab.
Im Gegensatz zur Hofapotheke bietet Michael Ernst Corona-Schnelltests an. Der Betreiber der Rathaus- und der Sonnenapotheke hat vor drei Monaten mit den Tests begonnen. Fanden sie bislang an den Standorten an der Mühlen- und der Bahnhofstraße statt, sind die Testmöglichkeiten zwischenzeitlich an die Humboldtstraße umgezogen. Im Bildungszentrum Bau, zwischen Landratsamt und Erich-Kästner-Schule gelegen, wurden Räumlichkeiten angemietet.
Die Zahl der kostenlosen Bürgertests sei in den Apotheken einfach zu viel geworden, sagt Ernst. Die räumliche Trennung ermögliche es, dass sich Kunden und Testpersonen nicht in die Quere kämen. Auch für sein Personal mache die Auslagerung die Arbeit einfacher. An der Humboldtstraße agieren feste Teams, am Vormittag, wenn viel los ist, in Zweierbesetzung; am Nachmittag auch mal alleine.
Gleichwohl belastet die Corona-Thematik den Arbeitsalltag. Allein schon bei den Anmeldungen. „In jeder Apotheke sind auf drei Rechnern die Terminkalender offen“, sagt Ernst. Sein Team nimmt die Testanfragen telefonisch entgegen und gleicht die zeitlichen Wünsche mit den freien Kapazitäten ab. Ein Service, der während der kompletten Öffnungszeiten zur Verfügung steht.
Coronabedingte Zusatzaufgaben fallen auch für Ernst an. Wie die Kollegen übernimmt er die Verteilung der Impfstoffe an die Ärzte. Nicht erhöht habe sich während der Pandemie der Beratungsbedarf der Kunden, gleichwohl aber die Verunsicherung bezüglich der Entscheidungen der Politik.