Wenn Michael Böhm über sein Premierenauto spricht, merkt man schnell, wie gern er sich daran zurückerinnert: „Der VW Derby in silbermetallic hatte keinen Schnickschnack, aber war mein Auto. Und vor allem: mein erstes selbst gekauftes Auto, nicht geschenkt.“ Nur das Nötigste sei in der Ausstattung inbegriffen gewesen. Bedeutet: keine Klimaanlage, und auch ein Radiokassetten-Gerät habe er sich dazu gekauft.
Bezahlt in mehreren Raten
Zugelegt hatte sich der 53-jährige Ortsvorsteher Grüningens den Wagen zuhause im Ort. „Ich bin in einem 123-Seelen-Dorf groß geworden, in Uttenhofen bei Tengen“, berichtet Böhm. Dort habe es jemanden mit einem VW Derby gegeben. „Ich konnte das Auto für 1500 Mark bekommen, und das in mehreren monatlichen Raten. Direkt mit 18 Jahren habe ich den Führerschein gemacht, das Geld war knapp“, fügt er an. Weil man sich im Dorf kannte, wusste Böhm, dass der Wagen nicht uralt oder verrostet ist.
Einige Ausfahrten sind Michael Böhm bis heute in Erinnerung geblieben: „Als Fahranfänger bin ich im Winter für einen Ministrantenausflug auf den Feldberg gefahren. Früher lag dort richtig Schnee, aber auch damals waren die Straßen schon gut freigeräumt“, denkt er zurück. Auf Bestreben seines Bruders, der auf die neu gewonnene Flexibilität verwies, ging es außerdem nach Düsseldorf in den Urlaub – eine echte Herausforderung „für uns Landpomeranzen“. Singen am Hohentwiel, so Böhm, war für ihn schon eine Stadt: mit in der Regel einer linken und rechten Fahrbahn. „Aber auf einmal waren da in Düsseldorf drei Fahrbahnen in eine Richtung, das war schon irrsinnig und ungewohnt“, schildert Grüningens Ortsvorsteher. Von Düsseldorf aus ging es dann weiter nach Holland. „Solche Ausfahrten prägen sich ein. Damals gab es kein Navi, alles ging mit Landkarten. Das war schon extrem nervenaufreibend, aber man hat genau durch solche Stresssituation recht schnell das Fahren gelernt.“
Von Null gelernt
Von Fahrten wie beispielsweise diesen war das Auto zunehmend geprägt. Denn früher sei es üblich gewesen, sich von jedem Ort, an dem man war, einen Aufkleber zu besorgen und diesen am Fahrzeug anzubringen. Weil Böhms Vater freiwilliger Polizist war, seien keine ersten Fahrversuche vorab machbar gewesen. Somit fing er in der Fahrschule komplett von Null an: „Die erste Fahrstunde, das weiß ich noch, begann in Singen am Bahnhof. Ich bin eingestiegen und der Fahrlehrer fragte mich, auf was ich warte. Ich solle mich nicht blöder anstellen als ich bin“, erzählt der 53-Jährige lachend. Total überrascht sei sein Gegenüber gewesen, dass sein Schützling bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nie Auto gefahren war. Dann haben die beiden erst mal das Anfahren auf einem Feldweg nahe Singen geübt.
Unfall sorgt für Trennung
Nur eineinhalb bis zwei Jahre war Michael Böhm in seinem VW Derby unterwegs, ehe er unverschuldet in einen Vorfahrtsunfall verwickelt wurde. „Das Auto war kaputt, danach kam ein Opel Kadett, aber der war nicht so meins“, sagt er. In der Folge legte er sich einen gebrauchten Opel Ascona zu. Dieser hatte ein undichtes Sonnendach, es regnete in das Innere, also trennte sich Böhm wieder von diesem Wagen. Und dann stieg er auf Toyota um, aktuell fährt er einen Hyundai.