Nach der Arbeit keine Lust, um noch Einkaufen zu gehen? Oder in Corona-Zeiten – mit Ausgangssperre ab 20 Uhr – keine Möglichkeit mehr dazu? Zum Glück gibt es ja den Lieferdienst. Dieser Service hat durch die Pandemie einen ganz anderen Stellenwert, eine ganz neue Dynamik bekommen.

Derjenige, der den Lieferservice in Donaueschingen antreibt, heißt Christian Köster. Ihm zufolge trifft das Angebot auf großen Zuspruch. Zwar variiere die Liste der beteiligten Restaurants immer ein wenig, doch mittlerweile kämen sogar Zulieferer aus dem breiten Gebiet Schwarzwald-Baar hinzu. Köster, Betreiber der beiden Twist-Lokale in Donaueschingen, befahre mit seinem eigenen Angebot nicht mehr nur den zunächst kleinen Kreis, sondern – wenn möglich – auch Villingen, Bad Dürrheim oder Löffingen. Drei Autos stehen ihm für die Twist-Lokale zur Verfügung.

Wichtige Einnahmen in schwierigen Zeiten

„Der Lieferdienst läuft konstant gut“, sagt Christian Köster. „Er tut den mitmachenden Gastronomen gut, weil sie damit wenigstens ihre Grundfinanzierung leisten, also die Fixkosten abdecken können.“ Doch man müsse differenzieren: Im vergangenen Dezember sei insgesamt mehr los gewesen als nun im Januar. „Der Feiertagmodus ist spätestens mit dem Dreikönigstag beendet gewesen. Danach waren die Bestellungen erst einmal rückläufig“, erzählt der Initiator von Lieferservice Donaueschingen.

Hoffen in Zeiten der Schließungen auf viele Online-Bestellungen (von links): Christian Köster, Betreiber der beiden Twist-Lokale in ...
Hoffen in Zeiten der Schließungen auf viele Online-Bestellungen (von links): Christian Köster, Betreiber der beiden Twist-Lokale in Donaueschingen, sowie die Mitarbeiterinnen Lena Hebel und Marielle Furger. | Bild: Singler, Julian

Durchgehend super sei die Zahl der Bestellungen dagegen an den Wochenenden. Ende Januar erlebt Köster eigenen Angaben zufolge, „dass die Leute wieder vermehrt bestellen“. Die Solidarität der Bürger scheint also ungebrochen, vielmehr sei eine gewisse Abweichung im Lauf der Monate völlig normal, so der Gastronom.

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Was bei einzelnen Gastronomen noch etwas schwierig laufe, ist laut Köster der Digitalisierungsprozess. Es müsse sichergestellt sein, dass immer jemand erreichbar ist, dass die Webseite zuverlässig funktioniert und somit vom Kunden verlässlich Essen bestellt werden kann, das dann vom Anbieter geliefert wird. Um diese Funktionalität zu testen, würden der Gastronom und seine Mitstreiter schon auch mal selbst bestellen und dadurch auf privater Basis den Lieferdienst nutzen, erzählt Köster.

Zusätzliche Herausforderungen

Der Corona-Lockdown mit Ausgangssperre und geschlossenen Restaurants befeuert die Dynamik des Lieferangebotes. Also wollte Christian Köster mithilfe einer Aktion lokale Angebote bündeln. Vereinzelt stelle er fest, dass Gastronomen lieber in einer „Ein-Mann-Show“, sprich in Eigeninitiative, einen Lieferdienst anbieten, statt sich dem gemeinschaftlichen Miteinander anzuschließen. Das findet er schade: „Ich habe noch nicht ganz verstanden, wieso manche Anbieter über große Plattformen wie Lieferando gehen, statt über die lokale Ebene“, sagt er.

Wunsch nach lokalem Zusammenhalt

Als einen Grund nennt Köster die Zahlung von Gebühren. „Lieferando ist zwar bekannter als unsere Plattform, aber zwackt zwischen 18 bis 30 Prozent der Summe ab.“ In Donaueschingen und Umgebung könne man zusammen etwas Günstigeres auf die Beine stellen; das funktioniere genauso gut und sei lokal. Er wünscht sich weitere Partner und ist davon überzeugt, dass es Gastronomen leichter fallen würde, potenzielle Kunden auf lokaler Ebene anzusprechen; das wiederum könne für mehr Umsatz sorgen. Bei Lieferando gebe es einen größeren Umkreis mit mehr Auswahl und mehr Konkurrenzangeboten.

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Eines ist sicher: Lieferdienste sind eine willkommene Ergänzung für Gastronomiebetriebe und können in Pandemie-Zeiten wenigstens zu einem gewissen Teil das Überleben der Branche sichern. Doch einen dauerhaften Ersatz für den Restaurantbesuch können sie kaum darstellen. „Wir werden den Lieferservice nicht aufgeben und ihn über Corona hinaus weiter anbieten“, sagt Christian Köster. „Doch der Kundenkontakt, was unsere Branche ja ausmacht, fehlt insbesondere dem Servicepersonal enorm.“

Vor allem an den Wochenenden gehen zahlreiche Bestellungen ein, sagt Christian Köster.
Vor allem an den Wochenenden gehen zahlreiche Bestellungen ein, sagt Christian Köster. | Bild: Köster, Christian

Mitarbeiter, die etwa im Servicebereich tätig sind, müssen laut Köster in der Küche oder für die Organisation eingesetzt werden. „Wer Familie hat oder besonders auf den Job angewiesen ist, den versuchen wir irgendwie im Team zu installieren, sei es für Fahrdienste an den Wochenenden.“ Lohnkosten einzudämmen, das sei jedoch unumgänglich – vor allem, je länger die Schließung der Restaurants andauere.

Banges Warten auf finanzielle Hilfen

Indes kritisiert Köster, der Staat habe sich „ewig Zeit gelassen, um zu reagieren und Hilfezahlungen zu leisten“. Er sieht diejenigen, die recht zeitnah Hilfe beantragt und darüber hinaus einen guten Steuerberater an ihrer Seite haben, besser aufgestellt als die Einzelkämpfer, die es in der Gastronomie nicht selten gebe.

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Die neuerlichen Hilfsangebote sollen ihm zufolge wohl weniger bürokratisch sein, was zum Beispiel die Anträge angehe. Dennoch kommen die finanziellen Hilfen zu spät an, sagt er. „Wir hatten als Eventwist GmbH das Glück, Rücklagen bilden zu können. Vor Kurzem haben wir erst die Bestätigung bekommen, dass uns Hilfen zustehen. Aber viele andere sind am Ende, weil sie sich eine Vorfinanzierung von Miete oder Waren nicht leisten können.“

Informationen im Internet:
http://www.lieferservice-donaueschingen.de