Wer durch die Josefstraße in Donaueschingen flaniert, steht am Laden Kleider Müller vor einer ungewöhnlichen Kulisse. Ein Schaufenster, bestückt mit Anzügen, Kleidern und Trachten.
Doch der Laden ist verlassen. An der Tür steht seit drei Jahren die Information: „Vorübergehend geschlossen.“

Eröffnung unter besonderen Umständen
Inmitten der Corona-Pandemie 2021 beschloss der Geschäftsführer der Filiale in Schwenningen Karl-Heinz Müller, den Laden in der Josefstraße in Donaueschingen zu eröffnen. Der Grund: Die sechs Auszubildenden aus Schwenningen durften damals während Corona nicht in Kurzarbeit gehen. Also wurde der Laden extra für die Nachwuchskräfte eröffnet und von ihnen betrieben, wie Müller sagt.
Ein Jahr später, 2022, lief die Filiale in Schwenningen wieder voll an. Die Auszubildenden beendeten ihre Lehre und wechselten den Standort. Die Folge: Es fehlte dem Modegeschäft an Personal. Und die erst ein Jahr alte Filiale in Donaueschingen musste fürs Erste schließen.
Zwischenlösung: Verkaufsräume schließen, Schaufenster behalten
Doch aufgeben wollte Geschäftsführer Karl-Heinz Müller die Filiale nicht, in die viel Zeit, Geld und Liebe investiert worden war. Der Laden wurde vorübergehend auf Eis gelegt, mit der Hoffnung bald wieder in der Josefstraße eröffnen zu können, wie Müller dem SÜDKURIER die Situation schildert.
Auch heute noch zahlt er dem Eigentümer ein „kleines Entgelt für das Schaufenster“, so Müller. Das Schaufenster richtete er sogar alle sechs bis acht Wochen neu ein. Doch für den Eigentümer sei das keine dauerhafte Lösung, so Müller. Die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung schwindet jedoch. „Wahrscheinlich wird das zum Dauerzustand“, so Müller.

Ein Hauptgrund dafür, dass es in den Verkaufsräumen keinen Nachfolger gibt, ist der Personalmangel. „Ich würde die Filiale gerne weiter betreiben, aber ich finde niemanden“, meinte der Geschäftsführer schon damals nach der Schließung. Sollte sich ein neuer Pächter in der Josefstraße 15 finden, müsste Karl-Heinz Müller sein Schaufenster räumen.
Gibt es eine Zukunft für den Laden?
Müller kann sich immer noch vorstellen, den Laden in Donaueschingen wieder aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Sollte sich Personal finden, möchte er den Laden mit eingeschränkten Öffnungszeiten halbtags öffnen, wie er sagt. Es müsse aber das Sortiment dementsprechend angepasst werden, da die Räumlichkeit um ein zehnfaches kleiner sei als in Schwenningen, so Müller.
Warum der Aufwand mit dem Schaufenster?
Es handelt sich zwar bei dem Schaufenster um einen zusätzlichen Kostenblock, und um eine zusätzliche Arbeit, aber dennoch ist der Geschäftsführer damit momentan zufrieden. Man merke zwar keinen direkten konkreten Effekt, dass er durch das Schaufenster mehr Kunden in sein Geschäft nach Schwenningen lockt, aber dennoch werde er des Öfteren auf den Laden in Donaueschingen angesprochen, erzählt Herr Müller. „So bleibt man im Gespräch“, sagt er.
Außerdem sei es, seiner Meinung nach eine gute Lösung, um den Leerstand in der Innenstadt zu überbrücken. Er leiste durch das Schaufenster einen positiven Beitrag zum Stadtbild. Statt einem leeren Laden können die Passanten ein bestücktes Schaufenster betrachten.