Gütenbach – Hausgemachte Schwarzwälder Kirschtorte, Bienenstich und prall gefüllte Eisbecher – wer Lust auf ein Stückchen Heimat hat, der ist im Dorfcafé in Gütenbach richtig aufgehoben. Das Dorfcafé ist seit gut elf Jahren nicht mehr aus Gütenbach wegzudenken. Und wer sonntags ein frisches Stück Kuchen oder Torte möchte, der muss früh da sein – das Café ist schwer beliebt. Als einzige Lokalität im 1100-Seelen-Dorf ist das Dorfcafé auch die einzige Möglichkeit für die Einwohner, sich mit Freunden oder Bekannten mal außerhalb der eigenen vier Wände zu treffen.
Wie das Café entstanden ist, was sein Erfolgsrezept ist und welche Schwierigkeiten es auch mit sich bringt, erzählen die Vorstandsvorsitzenden Ulrike Fischer, Ine Wehrle, Astrid Ketterer unserer Redaktion.
Dorfcafé als Begegnungsstätte
Es muss nicht die Sonne scheinen oder die Temperaturen müssen hoch sein, damit das Dorfcafé förmlich brummt – nein, es reicht die Lust auf ein Stück Kuchen. Das Café ist von großer Bedeutung für die Bewohner. „Es ist wie eine Begegnungsstätte in dem Sinn. So heißt auch unser Verein“, sagt Fischer.
„Wir mussten damals einen Verein gründen, um das Dorfcafé überhaupt zu öffnen“, blickt Wehrle zurück. „Wir wurden von der Gemeinde gefragt, ob wir eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts seien – dann hätten wir haften müssen. Dabei wussten wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, ob es laufen würde.“ Die Frauen standen somit vor der Wahl, ob sie eine Genossenschaft gründen wollten oder einen Verein. Sie entschieden sich für die Gründung des Vereins „Begegnungsstätte“.
Warum sahen damals sahen die Frauen die Notwendigkeit eines Cafés in Gütenbach? „Auslöser war der Mittwoch. Mittwochnachmittags war hier im Dorf nämlich nichts – die Gaststätten und der Lebensmittelladen waren zu. Wenn hier also ein Fahrradfahrer oder Wanderer eine Tour gemacht hat, hatten sie im Dorf keine Möglichkeit, um mal was zu essen oder zu trinken. Das fanden wir furchtbar“, erklärt Wehrle. „Dass es mittlerweile so ist, dass man im Dorf eigentlich an keinem Tag der Woche noch irgendwohin gehen kann außer ins Café, konnten wir natürlich nicht ahnen“, fügt sie lachend hinzu.
Die Menschen, vor allem ältere Einwohner Gütenbachs, kommen gerne ins Dorfcafé, um Freunde zu treffen oder alten Bekannten zu begegnen. Deswegen gibt es Kuchen und Torten auch nicht zum Mitnehmen – weil man sich im Dorfcafé treffen soll.
Die beliebteste Kuchen- und Tortensorte ist zweifellos die Schwarzwälder Kirschtorte. „Touristen oder Leute, die nicht direkt von hier kommen, fahren zum Teil extra hierher, um ein Stück Schwarzwälder zu essen“, betont Wehrle. Woran das liegt, weiß Fischer, die den Kuchen etwa dreimal pro Woche backt: „Wir machen viel Schnaps rein. Andere backen die Schwarzwälder und machen eine dicke Sahneschicht. Bei uns ist es andersrum – wir machen weniger Sahne und mehr Schnaps rein.“
Obwohl niemand das Dorfcafé mehr missen möchte, gibt es auch Hürden, die die Frauen meistern müssen. Eine davon ist das Kuchenbacken. Mehrere Jahre konnten einige Helfer Kuchen backen, um diese im Verkauf anzubieten. Seit Längerem ist das nicht mehr möglich. „Vor etwa vier Jahren hat der WKD den Riegel vorgeschoben“, sagt Fischer. Der Wirtschaftskontrolldienst (WKD) habe verboten, dass Kuchen zu Hause gebacken wird. Jeder Kuchen, der im Café verkauft wird, muss auch in der dortigen Küche gebacken werden.
Zeitlich und auch platztechnisch habe sich das aber als ein echtes Problem entpuppt. „Die Küche ist klein, man steht sich schnell im Weg und wir haben nur einen Ofen. Also kann immer nur ein Kuchen nach dem anderen gebacken werden“, erklärt Ketterer. Das bedeutet, dass die meiste Arbeit an den Frauen hängen bleibt – sowohl vor dem Tresen als auch beim Backen.
Gründerinnen brauchen Nachwuchs
Eine weitere Schwierigkeit sei das Alter. „Wir sind jetzt alle um die 70, so ewig können wir das in dem Ausmaß nicht mehr machen“, erklärt Fischer. Die langen Arbeitszeiten und das viele Backen mache es auch für jüngere Interessierte nicht immer möglich, langfristig viel unter die Arme greifen zu können. Wer sich demnächst selbst von den Kuchen und Torten des Dorfcafés überzeugen möchte, muss sich aber noch ein bisschen gedulden. Denn wegen Renovierungsarbeiten ist das Café ab heute, Donnerstag, bis Sonntag, 9. März, geschlossen.