Furtwangen – Ein Corona-Opfer hat sich wieder erholt: Nach dreijähriger Schließung hat das „Rössle“ in Furtwangens Stadtmitte seit Dezember wieder geöffnet. Die Wochen seither waren ein voller Erfolg. Die Betreiber wissen auch, warum das Lokal so gut läuft.

Ein Grund für den sehr guten Besuch der Gaststätte seit der Eröffnung im Dezember liegt sicherlich am Bekanntheitsgrad von Benedikt Pentenrieder. Der 71-Jährige war in den vergangenen Jahren im „Ochsen“ tätig. Sein guter Ruf begleitet ihn auch an seine neue Wirkungsstätte im „Rössle“ und lockt Kunden. „Mich kennt man. Das ist ein Riesen-Vorteil“, so Pentenrieder.

Wobei er nicht der neue Pächter im „Rössle“ ist. Diesen Part und die Geschäftsführung übernimmt der 22-jährige Matvey Mitaev. Das Besondere: Er ist mitten im Studium der Wirtschaftsinformatik. Wie er Studium und „Rössle“ unter einen Hut bringt? Bei der Frage präsentiert er den Terminplan auf seinem Handy. Dort zeigt sich ein eng getakteter Ablauf an Aufgaben, die er in seinem Alltag zu erledigen hat. Also alles offensichtlich eine Sache der guten Organisation.

Wobei die Kombination von Studium und Gastronomie nicht neu ist für den 22-Jährigen. Seitdem er im September 2023 mit der Wirtschaftsinformatik in Furtwangen begann, verdiente er sich im „Ochsen“ etwas Geld als Kellner. So lernten sich auch er und Pentenrieder kennen. Und die beiden schmiedeten gemeinsame Pläne, als sich im „Ochsen“ im vergangenen Herbst ein Eigentümerwechsel vollzog. Für die beiden ein guter Zeitpunkt, etwas eigenes zu beginnen.

Diese Möglichkeit bot sich mit dem „Rössle“, das drei Jahre geschlossen hatte. Nach Kenntnisstand Pentenrieders waren Auswirkungen der Corona-Pandemie Ursache für die Schließung und im Zuge der Pandemie auch der verstärkte Personalmangel in der Gastronomie. Das Interesse an Arbeitsplätzen in der Gastronomie sei mittlerweile wieder stärker geworden, urteilt Pentenrieder, es gebe mehr Bewerbungen, auch weil manche Firmen schwächelten angesichts aktueller wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Im „Rössle“ seien nun neben ihm und Mitaev noch zwei Festangestellte mit an Bord sowie fünf Aushilfen. Pentenrieder merkt an, dass man sich im Guten getrennt habe vom „Ochsen“ und er allgemein ein gutes Miteinander innerhalb der Furtwanger Gastronomie pflege.

Für die Wiederöffnung des „Rössle“ seien keine großen Investitionen nötig gewesen. „Das Lokal ist in einem super Zustand, alles da“, so Pentenrieder. Veränderungen ergeben sich bei den Öffnungszeiten. Wenn das „Rössle“ früher auch mittags geöffnet hat, setzen Mitaev und Pentenrieder vorerst auf reine Abendöffnungszeiten ab 18 Uhr, Ruhetag sei sonntags. Die Speisekarte orientiere sich an deutscher und mediterraner Küche. Im Sommer sei vorgesehen, auch tagsüber die Terrasse zu betreiben. Mitaev und Pentenrieder sind offen für neue Ideen, auch was die Speisekarte angeht wollen sie auf Gästewünsche eingehen.

Offensichtlich macht dem 71-jährigen Pentenrieder die Arbeit Freude: „Die Gastronomie lässt mich nicht los.“ Er hat schon verschiedene Lokale geführt, war auch in seiner Heimat am Ammersee in diesem Bereich tätig. Kleine Anekdote: Von seinem Heimatort Pähl her kenne er den Fußballstar Thomas Müller, seit der ein kleiner Junge war: „Ich kenne die ganze Familie.“ Mittelfristig denkt Pentenrieder an seinen Ruhestand. Aber jetzt freut er sich erst mal auf die Tätigkeit im „Rössle“.

Der 22-jährige Mitaev möchte sein Studium der Wirtschaftsinformatik abschließen. Das dauere noch „mindestens eineinhalb Jahre“. Über das normale Maß hinaus engagiert er sich noch in der Fachschaft, möchte dieses Ehrenamt aber angesichts der Aufgaben im „Rössle“ ab März abgeben. Die Gastronomie gefällt ihm. So auch das Kellnern, im Service eine Verbindung zu Menschen aufzubauen.

Er und Pentenrieder haben sich die Aufgaben geteilt. Mitaev werde sich im Service einbringen sowie bei den technischen Dingen, erklärt Pentenrieder, und er werde in der Küche, beim Einkauf und der Organisation Aufgaben übernehmen.