Furtwangen – Als „Schandfleck“ wird die Alte Post in Furtwangen gelegentlich bezeichnet, der Putz bröckelt am Mauerwerk, an Fensterrahmen und Rollläden blättert die Farbe ab. Doch nun möchte die Stadt verstärkt einen Investor für das Gebäude und dessen Sanierung suchen. In einer der nächsten Gemeinderatssitzungen soll das Thema Alte Post auf die Tagesordnung kommen, informiert Bürgermeister Josef Herdner.

Wobei das Thema für den Gemeinderat nicht neu ist. Herdner weiß von seinen Anfangszeiten als Bürgermeister in Furtwangen, als bereits Gespräche mit einem Investor liefen, die aber nicht zum Ziel führten. Bei den Plänen für das Areal hätten unterschiedliche Vorstellungen zwischen Stadt und Investor bestanden und es habe keine Einigung erzielt werden können, erinnert sich Herdner an das Geschehen vor über zehn Jahren. In den vergangenen Jahren hat das Büro Sutter 3 im Auftrag der Stadt ein Konzept für den Bereich Alte Post an der Wilhelmstraße und das angrenzende Gebäude Rabenstraße 2 entwickelt. Beide sind laut Herdner in städtischem Besitz, aber seit Jahren nicht mehr bewohnt.

Viergeschossig und marode

Dass die Alte Post immer wieder im Gespräch ist, liegt nicht nur an dem maroden Zustand des viergeschossigen Gebäudes, sondern auch an seiner exponierten Lage an der Wilhelmstraße, der B 500, eine der Hauptverkehrsadern Furtwangens. So forderte Manfred Kühne (CDU) in der Haushaltsberatung im Januar, der „Schandfleck“ Alte Post müsse dringend beseitigt werden. Bürgermeister Herdner räumt ein: „Eigentlich wollten wir schon viel weiter sein.“ Aber die Vorgehensweise sei nicht ganz einfach. Die Auslastung von zuständigen Personen bei der Verwaltung sei teilweise enorm gewesen. Es galt außerdem, Fristen zu klären. Mittlerweile sei ein Antrag auf Verlängerung der Stadtsanierung bis Ende 2026 bewilligt. Das damit verbundene Förderprogramm erfordere eine europaweite Ausschreibung. Hinzu komme, dass die Grundstücke, auf der die Alte Post sowie das benachbarte Haus Rabenstraße 2 stehen, in Erbbaupacht von der Stadt dem künftigen Investor zur Verfügung gestellt werden sollen.

Das wiederum braucht laut Herdner eine Form der Ausschreibung, die im Detail die künftige Nutzung beschreibt. So sei vorgesehen, dass im Erdgeschoss der Alten Post ein Café mit Ausstellungsräumlichkeiten für heimische Künstler geschaffen wird. Im ersten Obergeschoss soll das Kirner-Kabinett eine neue Heimat finden, im zweiten und dritten Obergeschoss seien jeweils zwei Wohnungen geplant. Im dreigeschossigen Haus Rabenstraße 2 seien drei Wohnungen vorgesehen. Im Gemeinderat habe es immer wieder Tendenzen gegeben, die Alte Post abreißen zu wollen. Doch es handle sich um ein „markantes Haus in einer prädestinierten Lage“. Deshalb sei er froh gewesen, als Sutter 3 gesagt habe, dass man aus dem Gebäude etwas machen könne, so Herdner.

Wie sieht nun der weitere Zeitplan aus? Angenommen, der Gemeinderat würde sich im Februar für die Ausschreibung aussprechen, könnte diese vier oder sechs Wochen später, also im März oder April, erfolgen, so Herdner. Im besten Fall könnte der Gemeinderat dann bereits im Juni über den Investor entscheiden. Die Verträge würden unterschrieben. Und mit der Sanierung könne begonnen werden. „Ab Herbst könnte sich etwas tun“, hofft Herdner. „Mein Ziel ist es, dass das Projekt Alte Post in diesem Jahr in die Umsetzung geht.“

Wobei er auch einen Plan B hat. Sollte sich kein Investor auf die Ausschreibung melden, stelle sich die Frage, „ob wir anhand der Pläne von Sutter 3 selber tätig werden“. Doch aufgrund der finanziellen Situation der Stadt sei der Handlungsspielraum begrenzt. Das müsste dann gut überlegt werden.