Furtwangen Nun gibt es tatsächlich zwei namentlich bekannte Bewerber für das Bürgermeisteramt: Der 42-jährige Mario Ketterer hatte sein Interesse an diesem Posten bereits im Juli öffentlich gemacht, noch vor Beginn der Bewerbungsfrist am 9. August. Auf Anfrage der Redaktion war von der Stadtverwaltung Ende August zu erfahren, dass eine weitere Person ihre Kandidatur abgeben habe, die aber bislang geheimnisvoll bleibt, weil sie sich nicht gegenüber der Presse oder der Öffentlichkeit mitgeteilt hat. Das hat sich nun geändert.
Mit der Bewerbung von Isolde Grieshaber und Mario Ketterer sind nun zwei Kandidaten namentlich bekannt und bieten den Furtwangern damit eine echte Wahl für den Termin am 19. Oktober. Das war für Isolde Grieshaber mit ein Grund für ihre Kandidatur. „Furtwangen soll ja auch eine echte Wahl haben“, betont sie. Aber sie nennt noch weitere Gründe für ihr Interesse am Bürgermeisterposten. Die erfahrene Kommunalpolitikerin gehört seit 2015 Bündnis 90/Die Grünen an. Wobei sie unterstreicht: „Die Kandidatur erfolgt parteiunabhängig.“ Ihr liegen die Themen am Herzen, nicht das Parteibuch. So möchte sie auch das Miteinander pflegen im Gemeinderat und Mehrheiten für Vorhaben finden.
Die Abläufe im Gemeinderat sind ihr vertraut, engagiert sie sich doch in diesem Gremium in der Fraktion der Unabhängigen Liste bereits seit 2019 und ist seither Bürgermeister-Stellvertreterin. Die Mutter von zwei erwachsenen Kindern wohnt in Furtwangen und ist hier bestens vernetzt. Sie erwähnt Aktivitäten in Vereinen, beispielsweise dem Trägerverein des Altenheims St. Cyriak, dem Geschichts- und Heimatverein, wo sie sich in den Betrieb der Museumsgaststätte Arche einbringt, in der evangelischen Kirchengemeinde engagiert sie sich ebenfalls, beispielsweise in der Organisation von Gemeindefesten.
Ob es ein Vor- oder Nachteil ist, als Frau für den Bürgermeisterposten anzutreten? Auf diese Frage antwortet sie, das könne je nach Wähler einen Vor- oder Nachteil bedeuten. Aber für die meisten zähle wohl vor allem die Persönlichkeit. Und da erhofft sie sich durch ihren Bekanntheitsgrad Rückhalt in der Bevölkerung. Im bevorstehenden Wahlkampf möchte sie außerdem Möglichkeiten schaffen, um mit ihr ins Gespräch kommen zu können.
Es ist nicht ihre erste Bürgermeisterwahl. Bereits vor vier Jahren, also 2021, hatte sie sich um das Bürgermeisteramt in Vöhrenbach beworben. Ihre Kandidatur zog sie dann aber zurück, „aus persönlichen Gründen“, sagt sie. Dabei verwies sie auf die Trauerarbeit durch den Tod ihrer Mutter und deren langjährige Pflege, die Kraft gekostet habe.
Die Voraussetzungen seien jetzt anders, freut sie sich auf die vor ihr liegende Zeit. Als mögliche Bürgermeisterin sieht sie mehrere wichtige Themen, die es anzupacken gelte. Beispielsweise die Finanzen. Die kommunalen Kassen seien allgemein klamm. Sie bringt berufliche Erfahrung auch für diesen Bereich mit. Seit 2002 arbeitet die studierte Diplomingenieurin als Finanzbuchhalterin in einem Vöhrenbacher Industriebetrieb. Dort sei sie mitverantwortlich bei der Erstellung von Abschlüssen, steuerlichen Belangen und konzerninternen Finanzprozessen. Zudem liege seit 2019 die Personalabrechnung in ihrem Verantwortungsbereich. Diese Erfahrung und ihr Blick von außen ermögliche es auch in Bezug auf den Haushalt der Stadt Furtwangen, Einsparmöglichkeiten zu sehen, ist sie zuversichtlich. Voraus ging ihre Tätigkeit als Redakteurin der Badischen Zeitung, was einst ihr Interesse an der Kommunalpolitik geweckt und sie nicht mehr losgelassen habe.
Ein Neuanfang?
„Ich möchte beruflich noch mal was machen, was mir am Herzen liegt. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Darauf habe ich richtig Lust. Wichtig sind mir dabei ein fairer Umgang, eine ehrliche Kommunikation und Transparenz – immer zum Wohl der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Isolde Grieshaber im Gespräch. Sie sei jetzt 60 Jahre alt und nach einer eventuellen achtjährigen Amtsperiode als Bürgermeisterin 68 Jahre. Das passe. Ob sie eine zweite Kandidatur anschließen wolle, möchte sie zum jetzigen Zeitpunkt offenlassen. Bis dorthin könne noch viel geschehen.