In Geisingen bestätigte sich der Bundestrend mit Verlusten der CDU und Zuwächsen von SPD und FDP. Die CDU erhielt in Geisingen bei den Zweitstimmen 30,7 Prozent. Das sind 12,6 Prozentpunkte weniger als Volker Kauder hier bei der Wahl 2017 erhalten hatte. Die besten Ergebnisse waren 39,2 Prozent in Aulfingen und 39,5 Prozent in Leipferdingen, dagegen stehen 24,9 Prozent in Kirchen-Hausen und 25,5 Prozent in der Kernstadt.

Christoph Moritz, Fraktionsvorsitzender der CDU im Geisinger Gemeinderat bewertet das Wahlergebnis trotz der Verluste insgesamt positiv, da das Direktmandat im Wahlkreis mit Maria-Lena Weiss wieder an die CDU ging. „Das ist ein Erfolg, auch für Frau Weiß, weil mit Volker Kauder ein langjähriger Bundestagsabgeordnete nicht mehr antrat“, und deshalb auch der damit verbundene Amtsbonus weggefallen sei. Angesprochen auf Einzelergebnisse wies Moritz darauf hin, dass diese Zahlen nur die Präsenzwähler spiegeln.
Aulfingen und Leipferdingen, wo die CDDU 39,2 und 39,5 Prozent erhielt, würden eher konservativ wählen. Das Votum in der Kernstadt sei immer anders als in den Stadtteilen. Kirchen-Hausen zum Beispiel, wo die CDU bei der Präsenzwahl mit 24,9 Prozent ihr niedrigstes Ergebnis erzielte, habe einen Briefwähleranteil von 40 Prozent und mehr als 40 Prozent Präsenzwähler. Da sei schwer zu sagen, wie sich das Votum der Briefwähler aufteile. Bei der Koalitionsbildung in Berlin hofft er auf eine zeitnahe Regierungsbildung.

Die SPD legte bei dieser Wahl im Vergleich zu 2017 von 12,7 Prozent auf nun 19,3 Prozent zu. Mirko Witkowski Horst Schmeer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, kann dieses Ergebnis aber nur schwer einschätzen wenngleich er selbst über das gute Abschneiden ein bisschen überrascht ist. „Das ist dem Bundestrend geschuldet“, und dürfe nicht überbewertet werden, sagte er. Er kenne den Kandidaten Mirko Witkowski seit Jahren persönlich, er habe sicher einen engagierten Wahlkampf gemacht.
Bei dieser Wahl war eine Wechselstimmung vorhanden, Olaf Scholz habe zurzeit einfach die besseren Karten. Das war so nicht zu erwarten, da die SPD in der Großen Koalition bei den Wahlen immer zurückgefallen sei. Seit Klaus Kirchner nicht mehr im Bundestags sitze, sei für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen nichts mehr nachgekommen. Kirchner habe ab 2014 nicht mehr kandidiert.

Grund zur Freude hatte die Geisinger FDP mit 18,1 Prozent bei den Zweitstimmen. Der Geisinger Ortsvorsitzende und stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Paul Haug kommentierte im Hinblick von 8,2 Prozent bei der Bundestagswahl 2013 und 15,0 Prozent 2017 das jetzige Ergebnis so: „Wir haben einen klaren Trend, das wurde schon bei der Landtagswahl deutlich, wo wir im Landkreis vorne mit an der Sitze waren.“ Geisingen habe ein sehr gutes liberales Pflaster.
Er glaube aber, dass das Geisinger Partei-Ergebnis schon durch den bundesweiten Trend mit Christian Lindner als Spitzenkandidat und durch die sympathische Art ihres Wahlkreiskandidaten Andreas Anton zusammenhänge. Schade findet Haug, dass Andreas Anton auf der Landesliste der Partei keinen guten Platz erhalten hatte. Jetzt sei der Wahlkreis nur noch mit einer Angeordneten vertreten, in früheren Zeiten hätten sie mit Volker Kauder (CDU), Klaus Kirschner (SPD) und Ernst Burgbacher (FDP) drei Abgeordnete im Bundestag gehabt.