Um 18 Uhr wird es ganz leise im Foyer der Donauhallen. Die Gespräche verstummen, als auf der großen Leinwand die erste Prognose erscheint. 25 Prozent für die Union. Grabesstille. 25 Prozent für die SPD – vereinzelt ist ein Stöhnen zu vernehmen. Feierstimmung sieht anders aus. Dabei waren die Christdemokraten aus dem ganzen Schwarzwald-Baar-Kreis nach Donaueschingen gekommen, um dort bei der CDU-Wahlparty zu feiern. Selbst aus Karlsruhe ist Mathias Herr, Richter am Bundesgerichtshof, angereist. Auch wenn ihn der Beruf fortgeführt hat, im Herzen trägt er immer noch Schonach und die Kreis-CDU.
Thorsten Frei selbst ist allerdings bei Weitem nicht so betrübt, wie die meisten anderen. Er sieht im schlechtesten Wahlergebnis der Union auch Positives. „Das Ergebnis ist am Ende besser geworden, als wir im Laufe des Wahlkampfes befürchten mussten“, sagt der Bundestagsabgeordnete. Und letztendlich zitiert er sein politisches Vorbild: Wer regieren wolle, müsse 50 Prozent plus eins rechnen können. Noch sei überhaupt nichts entschieden. „Ich halte momentan noch alles für offen.“
„Deutlich mehr als in früheren Wahlkämpfen war ich in den Dörfern unterwegs.“Thorsten Frei
Er spricht von tollen Erlebnissen in einem Wahlkampf, der immer schöner geworden sei und zwei, drei Wochen vor der Wahl habe sich die Kurve dann in Richtung der CDU verändert. 220 Termine und mehr als 10.000 Kilometer liegen hinter ihm, im Bund, im Land, aber die meisten Veranstaltungen im Wahlkreis. „Deutlich mehr als in früheren Wahlkämpfen war ich in den Dörfern unterwegs“, sagt Thorsten Frei. Das zeigt sich in den Ergebnissen: Heidenhofen mit 45 Prozent oder Fürstenberg mit 51,2 Prozent der Erststimmen.
Einordnung macht erst Sinn mit einem Gesamtergebnis
Doch an das „gigantische“ Ergebnis von 2013 kann die CDU weder im Bund, noch Thorsten Frei im Schwarzwald-Baar-Kreis anknüpfen. 56,7 Prozent der Erststimmen 2013, dann 47 Prozent und um 40 Prozent bei dieser Wahl. „Man muss das Ergebnis auch immer im Gesamtzusammenhang sehen“, sagt Frei. 2017 sei er unheimlich enttäuscht über sein Abschneiden gewesen. „Und dann war es das zweitbeste Ergebnis in Baden-Württemberg.“
Neben (Ober)Bürgermeistern und der CDU-Prominenz aus dem ganzen Kreis stand an einem Tisch der 23-jährige Alan Beselia. „Ich war im Wahlkampf eigentlich auf jedem Wochenmarkt-Termin, den es gab“, sagt der Furtwanger. Viel Einsatz für die Partei wird ihm von der Kreisgeschäftsführerin Tanja Hall bestätigt. Ob er nun enttäuscht ist, dass das Ergebnis so schlecht ist. „Was Wählerwille ist, das ist nun geschehen, und wir müssen mit dem Ergebnis klar kommen.“ Doch nach der Wahl ist vor der Wahl: „Wir müssen uns vor der nächsten Wahl besser vorbereiten, um die Wähler von den Werten, für die die CDU steht, zu überzeugen.“
Die CDU jubelt am Schluss dann doch noch
Irgendwann gibt es im Foyer der Donauhallen dann doch noch richtig großen Jubel, es wird andauernd geklatscht. Mit dem Abschneiden der CDU auf Bundesebene oder im Kreis hat das jedoch nicht viel zu tun. Thorsten Frei dankt seiner Frau. Denn „seine Katharina“ habe es schon nicht leicht gehabt in den neun Jahren, als Frei OB von Donaueschingen war. Und auch in den vergangenen acht Jahren als Bundestagsabgeordneter habe er immer auf seine Frau zählen können. Und in diesem Moment findet die CDU doch noch einen Grund zu feiern.

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Das sagen Grüne, Liberale und die SPD zum Wahlergebnis
- Johannes Schwab (Grüne): „Sehr enttäuschend“, kommentiert das Vorstandsmitglied des Grünen-Ortsverbandes Südbaar. Dass der Grünen-Kandidat Thomas Bleile gegen Thorsten Frei „keinen Stich“ mache, das sei jedoch klar gewesen: „Frei ist in Donaueschingen der Lokalmatador. Und mit Dery Türk-Nachbaur von der SPD und Marcel Klinge von der FDP hatte Thomas Bleile weitere starke Gegner.“ Dennoch: „Er hat jedoch alles gemacht, was man tun kann.“ Es sei leider nicht gelungen, das Klimathema in den Vordergrund zu rücken: „Mein Eindruck ist, dass die Leute eher mit 2G beschäftigt sind, als mit zwei Grad“, sagt Schwab.
- Niko Reith (FDP): Der Landtagsabgeordnete der Liberalen freut sich über das Ergebnis: „Gratulation an Thorsten Frei. In Donaueschingen ist es schwierig gegen ihn solch ein Ergebnis einzufahren.“ Dennoch liege man damit noch über dem Bundesdurchschnitt. Woran das liegt: „Marcel Klinge hat als Direktkandidat einen super Job gemacht.“ Man habe bundesweit eines der historisch stärksten Ergebnisse der FDP: „Das hat sicher auch mit der starken kommunalen Arbeit hier zu tun. Wir haben hier eine gute Stammwählerschaft und mit der Wahlkampfarbeit – auch der Landtagswahl – einen Teil dazu beigetragen“, so Reith.
- Jens Reinbolz (SPD): Für ihn ist es ein freudiger Wahlausgang. Das hängt jedoch vom Blickwinkel ab: „Donaueschingen ist nun mal traditionell nicht besonders rot. Darüber kann ich nicht jubeln“, sagt der Fraktionssprecher der dortigen SPD. Jubel gibt es da schon eher in Bezug auf die Zweitstimme: „Das freut mich brutal. Das werte ich als klaren Regierungsauftrag.“ Reinbolz hat jetzt die Hoffnung, dass es nicht durch die Koalitionspartner zu einer unerwarteten Situation kommt. Bedenklich findet Reinbolz das Ergebnis der AfD in Donaueschingen. Insgesamt könne er jedoch aus dem regionalen Ergebnis herauslesen, „dass es einen Wechselwillen gibt.“