Ob Telefonseelsorge oder das Organisieren von Impfterminen: Die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Hüfingen dreht sich bereits seit geraumer Zeit fast ausschließlich um Corona. Deswegen steht auch das Telefon im DRK-Heim an der Schaffhauser Straße kaum still. Nahezu den ganzen Tag könne Susann Marder Anrufe entgegennehmen, sagt sie: „Es wurden schon über 300 Impftermine über uns gebucht, aber Anrufe gibt es darüber hinaus noch viel mehr.“

Der Bandbreite ist bei den Telefonaten keine Grenze gesetzt, denn laut Marder rufen auch nicht selten Menschen bei ihr an, die über ihre Ängste und Sorgen sprechen möchten. „Wir haben auch viele verzweifelte Anrufer, die in Panik oder einsam sind. Auch solche, die suizidale Gedanken haben. Da kommen in der Pandemie-Zeit teilweise Erlebnisse hoch, die sich vor 40 Jahren zugetragen haben“, berichtet sie. So gut es geht, versuche die DRK-Mitarbeiterin zu helfen und einfach als Ansprechpartner da zu sein, zuzuhören.

Per Fahrdienst zum Impftermin

Dass der DRK-Ortsverein so stark in die Bewältigung der Corona-Krise eingebunden ist, geht laut Bereitschaftsleiterin Maria Roßhardt auf einen guten Austausch mit der Hüfinger Verwaltung zurück. „Die Stadt hat uns angefragt, ob wir nicht einen Fahrdienst organisieren können, um Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, zu ihren Impfterminen zu fahren“, erklärt sie. Das Team habe nicht lange überlegen müssen und direkt zugesagt.

Ein Anruf nach dem anderen nimmt Susann Marder im Hüfinger DRK-Heim entgegen. Sie kümmert sich nicht nur um die aufwendige Organisation ...
Ein Anruf nach dem anderen nimmt Susann Marder im Hüfinger DRK-Heim entgegen. Sie kümmert sich nicht nur um die aufwendige Organisation von Impfterminen, sondern betreibt auch Telefonseelsorge. | Bild: Singler, Julian

Also werden diejenigen, die keine Möglichkeit haben, selbst zu ihrem Impftermin zu kommen, zuhause abgeholt und zum Impfen gefahren. Das sind Roßhardt zufolge überwiegend Menschen, die 80 Jahre oder älter sind, allein leben und kein Auto besitzen. Susann Marder kümmert sich um die Terminorganisation, Roßhardt sucht Menschen, die das Fahren übernehmen. „Unsere Liste besteht aktuell aus acht Freiwilligen, darunter sind DRK-Mitarbeiter und Privatleute“, berichtet die Bereitschaftsleiterin. Die Liste werde regelmäßig aktualisiert, weitere Freiwillige können sich melden: „Ich nehme herzlich gerne neue Fahrer“, so Maria Roßhardt, die selbst viele Fahrten macht.

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Ein Fahrer übernehme pro Person beide Impftermine. „Die Menschen werden dann direkt daheim abgeholt und danach auch wieder dorthin gebracht. Sind beide Impfungen erledigt, erstattet die Stadt Hüfingen den Fahrern, die das mit ihren Privatautos machen, die Kosten“, schildert sie. Leben zwei Personen zusammen in einem Haushalt, können sie laut Roßhardt gemeinsam gefahren werden. Andernfalls dürfe immer nur eine Person mitgenommen werden. Alle tragen Maske, Beifahrer nehmen hinten Platz.

Wie das DRK außerdem unterstützt

Es geht nach Schwenningen, Rottweil und Tuttlingen

Zu Beginn der Hilfsaktion sei ausschließlich das Kreisimpfzentrum für den Schwarzwald-Baar-Kreis in der Tennishalle Schwenningen angefahren worden. Mittlerweile habe der DRK-Ortsverein das Ganze auf die Standorte Rottweil und Tuttlingen ausgeweitet. Grund sei unter anderem, dass aufgrund von aktuell nicht ausreichend Impfstoff nur bedingt Termine in Schwenningen zu ergattern seien. „Im Moment geht das mit der Verteilung unseres Fahrdienstes in Ordnung“, sagt Roßhardt. Doch wenn hoffentlich bald mehr Impfstoff zur Verfügung stünde, könne es sein, dass auch mehr Freiwillige benötigt werden.

Wertvolle Kooperation mit der Stadt

Die Corona-Arbeit des DRK-Ortsvereins Hüfingen umfasse das gesamte Städtedreieck. „Natürlich helfen wir auch gern Menschen aus Donaueschingen oder Bräunlingen, aber mich erreichen teils Anrufe aus Orten, von denen ich noch nie gehört habe“, erzählt Susann Marder. Was sie sich wünscht? „Dass jede Kommune solche Unterstützungsangebote auf die Beine stellt wie bei uns in Hüfingen.“ Irgendwann sei der Punkt erreicht, an dem man die Hilfe örtlich begrenzen müsse, um alles zu stemmen.

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Susann Marder ist davon überzeugt, dass die Pandemie dafür sorgt, dass Sozialarbeit nachhaltig mehr Wertschätzung erhält. Wenn alles überstanden sei, „müssen wir die Leute ja wieder aus ihren Löchern holen“, drückt sie es ganz salopp aus. Auf direkte Art und Weise sei der Gesellschaft in den vergangenen Monaten aufgezeigt worden, wie wichtig die Arbeit der Branche für das Gemeinwohl ist. Als Zeichen der Wertschätzung habe man sich zuletzt über den Sozialpreis der Stadt Hüfingen freuen dürfen; dieser ging an die Initiative „Coronahilfe Hüfingen“, bei der unter anderem der DRK-Ortsverein agiert.

Vieles kommt zurück

Für Freude sorgen außerdem zahlreiche Aufmerksamkeiten, welche das Team in Form von kleinen Geschenken erhält. „Für viele ältere Menschen ist die Impfung die letzte Hoffnung auf eine Rückkehr in ein halbwegs normales Leben, das vom Miteinander und von Geselligkeit ausgezeichnet ist“, berichtet Marder. Bei manchen sei die Dankbarkeit für die Unterstützung so groß, dass sie in Tränen ausbrechen. „Wenn die Bürokratie erledigt, und die Organisation geschaffen ist, können die Menschen beruhigter zum Impftermin gehen“, sagt Roßhardt. Und beim Papierkram und Terminen hilft der DRK-Ortsverein.

Eine tolle Rückmeldung: Für ihren unermüdlichen Einsatz hat das DRK-Team als Dank bereits zahlreiche Geschenke bekommen.
Eine tolle Rückmeldung: Für ihren unermüdlichen Einsatz hat das DRK-Team als Dank bereits zahlreiche Geschenke bekommen. | Bild: Singler, Julian

Als Dank für die Hilfe des DRK haben Maria Roßhardt, Susann Marder und ihre Kollegen schon das eine oder andere Präsent bekommen. Manche Süßigkeit wurde sofort vernichtet, Blumen untereinander aufgeteilt. Doch den Großteil der kleinen Geschenke möchte das Team solange aufbewahren, „bis wir wieder bei Dienstabenden alle zusammen sitzen“, sagt Roßhardt – einer von vielen Anreizen, um weiterhin als Aktivposten zur Bewältigung der Corona-Krise beizutragen.