Der Waldkindergarten in Hausen vor Wald wartet derzeit auf die Baufreigabe. Für vier Anwohner im Dorf bietet das Elternprojekt viel Angriffsfläche. Sie stehen für Widerstand im angrenzenden Wohngebiet, der bisher nicht in Erscheinung trat.
„Wir haben nichts gegen Kinder“
Nun haben sich Michael Happle, Dieter Markwardt, Michael Stehr und Birgit Weißer an die Öffentlichkeit gewandt. „Wir haben nichts gegen Kinder! Wir haben selbst Kinder und Enkelkinder“, stellte Michael Stehr eingangs klar. Auch betonte er, dass es ihm nur um den Standort ginge, nicht um den Kindergarten selbst.
Michael Happle hat in einem Schreiben an die Gemeinde fünf Alternativ-Vorschläge gemacht. Besonders ärgert es die Anwohner, dass sie nicht ernst genommen werden.
Birgit Weißer fühlt sich schlecht informiert: „Alles kam scheibchenweise.“ Der Vorort-Termin im November sei von einer Anwohnerin initiiert worden, bemerkt Michael Happle. Er moniert auch die Entfernung von der Ursprungskonzeption. Erst habe es geheißen, man brauche keinen Strom, Wasser oder Abwasser. Zuerst sollte es ein Bauwagen werden, jetzt ist es ein festes Gebäude.
Kritik am Ablauf der Bürgerversammlung
Doch am meisten ärgert die Kritiker, wie man mit ihnen auf der Bürgerversammlung umgegangen sei. „Es ist traurig, dass ein demokratisches Mittel wie eine Unterschriftenaktion als Frechheit und Unverschämtheit dargestellt wird“, so Michael Happle. Man sei regelrecht zerlegt worden, fügt Birgit Weißer hinzu. Statt einer sachlichen Diskussion sei man angefeindet und als egoistisch bezeichnet worden.

Hauptargument der Anwohner ist, dass der Standort für einen Waldkindergarten auch im Sinne der Kinder nicht geeignet sei. „Es ist ein Schattenloch, die Kinder tun mir leid“, bemerkt Hedwig Reichmann. Dieter Markwardt befürchtet, dass die Kinder den jungen Baumbestand im Wald beschädigen. Bei der Erschließung würden die Wurzeln Schaden erleiden. „Ich würde meine Kinder nicht hinschicken, speziell im Winter ist es feucht und kalt. Es kommt keine Sonne rein“, so Birgit Weißer.
Abgesehen davon befürchten die Anwohner ein stärkeres Verkehrsaufkommen durch Elterntaxis, zumal der Weg nach oben gesperrt ist. Auch seien nur vier Parkplätze eingeplant. Die führe auch zu einem höheren Lärm- und Emissionspegel. Wenn der Kindergarten erst einmal da ist, befürchtet man eine noch höhere Belastung durch eine mögliche Erweiterung. Es seien sinkende Immobilienpreise zu erwarten.
Christina Meckes, Vorsitzende der Wiesenkinder sieht das anders: „Wir waren auch mit Fachkräften aus anderen Kindergärten, mit Experten zum Thema Pädagogik, zum Thema Bau, zum Thema Forst oder Ämtern Vorort. Keiner sah irgendeine Einschränkung.“ Einhellige Meinung sei gewesen, dass das Waldstück so viel Vielfalt biete, dass es ideal sei.
Ein Platz ohne Schatten
Oben hat sich durch Käfer und Trockenheit eine Schneise gebildet, sodass dort ein Platz ohne Schatten entstanden ist. Somit gibt es eine Freifläche zum Spielen. Ferner führt Meckes an, dass in dem Waldstück seit Generationen „Huusemer Kinder“ spielen. Das solle natürlich auch in Zukunft so bleiben.
Auch der Argumentation, man habe hier auf städtisches Gelände zurückgegriffen, weil das am Günstigsten ist, widerspricht Meckes. Beim Begutachteten privater Grundstücke sei man immer wieder auf das Thema „Erben“ gestoßen. Da man aber eine langfristige Lösung suchte, seien diese Standorte zu unsicher, das habe nichts mit Kosten zu tun.

Christina Meckes versteht die Sorgen der Anwohner und möchte mit ihnen direkt ins Gespräch kommen. Die sei leider nur mit wenigen geschehen, denn sie brauche die Anwohner, um gemeinsame praktikable Lösungen zu erarbeiten. Es sei gut, wenn es Kritiker gebe, weil man dann Entscheidungen noch einmal hinterfragen müsse.
Gemeinderat signalisiert Zustimmung
Im Juli 2022 wurde der Verein Wiesenkinder gegründet, der 45 mögliche Standorte auf der Gemarkung besichtigte, sich auf diesen Standort einigte und den Kreisverband des DRK Donaueschingen als Träger gewinnen konnte. Über eine entsprechende Bauvoranfrage wurde im Hüfinger Stadtrat positiv entschieden. Zudem wurde das vom Elternverein bevorzugte Grundstück als Standort genannt.
Das sagt die Stadt
Aber wie geht es weiter? Die Entscheidung über die gestellte Bauanfrage liege noch nicht vor, die Angelegenheit sei beim Kreisbauamt noch in Bearbeitung, so Hauptamtsleiter Erich Lafera. „Bei so vielen Akteuren ist es leider nicht möglich, einen perfekten Standort zu finden, der zur Zufriedenheit aller führt“, beurteilt Lafera die Situation.
Die verschiedenen Positionen seien einfach zu konträr. Die Einsprüche der Anwohner würden vom Kreisbauamt berücksichtigt und bewertet. Und schließlich werde bei einem noch folgenden Bauantrag eine Nachbarschaftsanhörung durchgeführt.