Zeiten in ruhigem Fahrwasser ist die Belegschaft des Donaueschinger Real-Marktes in Donaueschingen in den vergangenen Jahren nicht wirklich gewohnt. Und jetzt ist es wieder unruhig: Ende September hat die Real GmbH einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

Dabei schien in Donaueschingen jetzt Ruhe einzukehren, nachdem der Markt 2022 unter der Bezeichnung ‚Mein Real‘ mit neuer Ausrichtung an den Start ging. Zuvor strapazierte 2021 die Nachricht, der Real-Markt in Villingen-Schwenningen werde ohne Nachfolgeregelung bleiben, die Nervenkostüme der rund 70 Mitarbeiter in Donaueschingen. Eine Lösung wurde schließlich immer wieder gefunden – jetzt auch?

Real will Gehälter weiter zahlen

Zum aktuellen Zeitpunkt könne man noch keine Aussagen zu einzelnen Standorten tätigen, heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens. Eine Sicherheit haben die Angestellten wohl: Die Real GmbH will alle im Rahmen des Insolvenzrechts bestehenden Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten erfüllen und die Geschäfte bis auf Weiteres fortführen.

Das gelte laut Unternehmen insbesondere für die Zahlung der Löhne und Gehälter der über 5000 Beschäftigten in den Mein Real-Märkten und der Zentrale. Unterstützung gebe es dabei von der Rewe Group.

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Es kann weiter eingekauft werden

Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung werde es der Real ermöglichen, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Verhandlungen mit Wettbewerbern über die mögliche Übernahme von Mein Real-Standorten zu führen. Die Geschäftsführung will alle Anstrengungen zur Restrukturierung gemeinsam mit einem Sachwalter unternehmen, mit dem Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

„Es gibt gemischte Gefühle – und natürlich auch Zukunftsängste“, sagt Beate Wicher, Betriebsrats-Vorsitzende beim Donaueschinger Real. Wie sie sagt, gebe es wohl bereits Interessenten: „Wann da aber genau irgendwer reinkommt, das wissen wir nicht.“ Wohl gebe es aber einen zeitlichen Rahmen, bis wann genauere Informationen dazu verfügbar sein werden.

Es gebe eine gute Kommunikation mit dem Gesamt-Betriebsrat: „Wir geben diese Informationen dann immer schnellstmöglich an die Mitarbeiter hier vor Ort weiter“, so Wicher weiter.

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„Daran gewöhnt man sich nicht“

Dass sich die Belegschaft an die Unsicherheit in der Zukunft gewöhnt, das sei nicht der Fall, erklärt Wicher: „Daran gewöhnt man sich nicht. Das Psychokino haben wir alle schon mal mitgemacht, aber Gewohnheit wird das nie. Jeder hat ja immerhin monatliche Abgaben.“

Das habe allerdings auch einen positiven Effekt auf die Donaueschinger Real-Mitarbeiter: „Das schweißt zusammen. Wir helfen uns im Team echt prima, kommunizieren offen. Es ist ein super Team.“

Beate Wicher ist Vorsitzende des Betriebsrates im Real-Markt Donaueschingen.
Beate Wicher ist Vorsitzende des Betriebsrates im Real-Markt Donaueschingen. | Bild: Beate Wicher

Im Jahr 2020 hatte die SCP Group die Real GmbH mitsamt der 276 stationären Real-Märkte von der Metro AG übernommen. Unter der Eigentümerschaft von SCP konnten von 2020 bis Juni 2022 rund 160 Standorte an einen neuen Betreiber übergeben werden.

Durch die Abgabe der Märkte unter anderem an Kaufland, Globus, Edeka und Rewe habe man tausende Arbeitsplätze sichern können. Im Juni 2022 hat SCP 62 Märkte in einem ordentlichen Bieterverfahren an das Family Office der Unternehmerfamilie Tischendorf abgegeben. Angesichts der kritischen wirtschaftlichen Verfassung der Real GmbH hat SCP das Unternehmen im Interesse aller Stakeholder im Mai diesen Jahres wieder erworben.

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Insolvenzverfahren soll als Chance genutzt werden

„Wir haben das Unternehmen im Mai in einer Krisensituation übernommen und alle Anstrengungen darauf ausgerichtet, es mit einem tragfähigen Konzept zurück auf die Erfolgsspur zu bringen“, sagt Bojan Luncer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Real GmbH.

Trotz umfassender operativer Verbesserungen habe man zuvor getroffene fehlgeleitete operative Managemententscheidungen vor dem Hintergrund des herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Umfelds nicht schnell genug korrigieren können. „Der Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bietet eine neue Chance zur Fortführung des Geschäftsbetriebs“, so Luncer weiter.