Genau ein Jahr ist es heute her, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem ersten Besuch in Immendingen das neue Daimler Prüf- und Technologiezentrum offiziell in Betrieb genommen hat. Für den Donauort markierte der 19. September 2018 ein historisches Datum in seiner Geschichte und den endgültigen Wandel weg von der Garnisonsgemeinde zum neuen Daimler-Standort.
Insgesamt sieben Jahre Planungs- und Bauzeit lagen damals hinter jenen, die 2011 gewissermaßen den ersten Grundstein für das 200-Millionen-Euro-Projekt legten. Und die Veränderungen, die Immendingen auf Grund der Daimler-Ansiedlung erlebt, hatten bereits begonnen. Angesichts aktueller Entwicklungen zeigt sich, dass sie wohl auch noch Jahre lang anhalten werden.

- Magnet für Zulieferer: Obwohl die Immendinger Politik mit Bürgermeister Markus Hugger an der Spitze bereits frühzeitig auf die Sogwirkung des Daimler-Prüfzentrums gesetzt und auf weitere Unternehmensansiedlungen gehofft hatte, ist es heute soweit, dass die Flächen im eigens erweiterten Gewerbegebiet „Donau-Hegau“ bereits restlos ausverkauft sind.
- Das Gebiet liegt nur durch die Landesstraße 225 getrennt direkt gegenüber des Daimlergeländes und soll ab dem kommenden Jahr durch einen Kreisverkehr mit dem Zentrum verbunden werden. Gleich mehrere Betriebe, die mit Daimler kooperieren, haben sich inzwischen dort angesiedelt.

- Vier neue Unternehmen: „Wir haben jetzt mit der Firma Formel D noch einen letzten neuen Interessenten für eine großflächige Ansiedlung, danach gibt es nur noch eine kleine Optionsfläche in dem Gebiet“, so Hugger. Das Unternehmen, das in der Automobilbranche tätig ist und mit dem Projektentwickler Adventus zusammenarbeitet, plant den Bau einer Halle. Ende Juli hat die Immendinger Knoblauch GmbH ihre neue Prototypen-Wartungshalle mit Büros und großem, technisch ausgestatten Parkplatz fertiggestellt. Bei Knoblauch untergebracht ist der Ingenieur-Dienstleister Akka Technologies, der nicht nur Büros für seine Beschäftigten gemietet hat, sondern auch eine hohe Zahl von Stellplätzen für Testfahrzeuge benötigt, die künftig von über hundert Testfahrern dort abgestellt und im Drei-Schicht-Betrieb gewechselt werden. Die Bertrandt AG, unter anderem ebenfalls ein Daimler-Partner, hat im Sommer eine provisorische Montagehalle gebaut und plant ein Großprojekt mit weiteren Produktionshallen und Bürogebäuden.

- Einzelhandelszentrum und Hotel: Angesichts des großen Interesses der Unternehmen macht sich die Donaugemeinde Immendingen jetzt an die Erweiterung des Gewerbegebiets „Donau-Hegau“. Mit der Daimler-Ansiedlung hat sich aber auch schon seit Beginn eine ganz allgemeine, kontinuierliche Aufwärtsentwicklung in der Donaugemeinde gezeigt. Die Einwohnerzahl nahm zu, ab 2017 entstanden allein im Prüfzentrum hundert der geplanten 300 Arbeitsstellen, die Kindergärten und Schulen sind im Ausbau begriffen, es wurde ein neues Zentrum für den großflächigen Einzelhandel verschiedenster Angebote verwirklicht, ein erstes Neubaugebiet zwischen Immendingen und Zimmern war rasch völlig bebaut, mindestens ein Hotel soll bald folgen. Nun steht die Realisierung neuer Wohngebiete in Kernort und Ortsteilen an.


Daimler baut weiter
Trotz der Einweihung vor einem Jahr ist das Immendinger Daimler-Prüfzentrum noch weiter im Bau. Ein Ast der beiden 2020 im Zuge der L225 geplanten Kreisverkehre führt direkt zur neuen Pforte von Daimler. Erst vor kurzem stellte der Autobauer die Bauanträge für den künftigen neuen Eingangsbereich. Und diese Woche hat der Gemeinderat den Bauantrag für ein großes vierstöckiges Prüfstandsgebäude behandelt. Die gemeinsame Geschichte von Daimler und Immendingen setzt sich also fort. (feu)
Bahnbrechender Beschluss fiel 2011
Wenn das Daimler-Prüf- und Technologiezentrum heute im übetragenen Sinn seinen ersten Geburtstag seit der Fertigstellung „feiert“, glaubt man kaum, dass die Entscheidung zugunsten des 200-Millionen-Euro-Projekts erst vor acht Jahren fiel – und wie sehr der bahnbrechende Beschluss die Gemeinde Immendingen verändert hat.
- Oktober 2011: Der Gemeinderat bittet mit einem einstimmigen Votum vor über 700 Zuhörern in der Immendinger Donauhalle den damaligen Verteidigungsminister Thomas de Maizière, die Immendinger Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne aufzulösen und den Weg auf dem Bundeswehrareal für den Autobauer Daimler freizumachen.
- September 2014: Nach dreijähriger Genehmigungsphase werden die Baugenehmigung und die Erlaubnis zur Waldumwandlung an Daimler übergeben. Die ersten Rodungen der Bäume beginnen im Oktober des Jahres 2014.
- Februar 2015: Zur Feier des ersten Spatenstichs für das neue Prüf- und Technologiezentrum ist der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne) Gast bei Daimler in Immendingen. An diesem Tag wird auch der neue Dienstwagen Kretschmanns vorgestellt.
- September 2015: Die Baustelle im Bereich des ehemaligen Standortübungsplatzes macht rasche Fortschritte. Als erstes Testmodul des neuen Prüf- und Testzentrums geht die Schlechtwege-Verschmutzungs-Strecke in Betrieb.
- März 2016: Die Soldaten des Artilleriebataillons 295 verlassen mit zwei großen Verlegemärschen die Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne und geben sie für Daimler frei.
- Juni 2016: Die ersten nicht mehr nutzbaren Kasernengebäude werden abgerissen, andere Bundeswehrgebäude für den geänderten Zweck modernisiert. Auf frei gewordenen Flächen entstehen neue Projekte wie die Zentralwerkstatt oder ein Bürokomplex.
- September 2017: Die ersten hundert Daimler-Mitarbeiter nehmen im Prüfzentrum ihre Arbeit auf. Sie bilden die Vorhut von insgesamt mindestens 300 zugesagten Arbeitsplätzen.
- Oktober 2017: Vier Testmodule werden übergeben: Das „Stadtquartier“ zum Simulieren von Stadtfahrten, der „Albdauerlaufkurs“ mit kurvenreichen Steigungs- und Gefällstrecken, das „4x4 Modul“ zur Erprobung von Allrad- und Geländefahrzeugen sowie die „Bertha-Fläche“ für Tests kollisionsvermeidender Assistenzsysteme und fahrerloser Autos.
- September 2018: Die Fahrdynamikfläche und der Ovalrundkurs werden rechtzeitig zur Einweihung fertig. Zur Feier der Inbetriebnahme des Prüfzentrums kommen Kanzlerin Angela Merkel, der stellvertretende baden-württembergische Ministerpräsident Thomas Strobl und Daimler-Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche nach Immendingen.
- September 2019: Die Bauarbeiten im Bereich der Hochbauzone, also des Ex-Kasernenareals, dauern weiter an. Der Gemeinderat gibt sein Einvernehmen zum Baugesuch für den Neubau eines teils viergeschossigen, 50 Meter langen Prüfstandgebäudes.