Ein Loch klafft im Herzen Königsfelds, direkt in der Ortsmitte: Seit einem Jahr steht der ehemalige Treff-Markt – das Haus Just – am Zinzendorfplatz leer. Nachdem der Discounter im Juli vergangenen Jahres schließen musste, ist noch keine Lösung gefunden worden, wie es mit dem Leerstand weitergeht. Das Dilemma: das Haus Just gehört der Herrnhuter Brüder-Unität in Herrnhut. Und diese wiederum hat mit der Edeka einen Erbbaupachtvertrag geschlossen – bis 2039. Jetzt scheint es Neuigkeiten zu geben, was den Vertrag betrifft.
Auflösung des Vertrags
„Es kommt Bewegung rein“, sagt Bürgermeister Fritz Link im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Wie Link am Freitag mitteilt, laufen derzeit Verhandlungen zwischen der Edeka und der Herrnhuter Brüder-Unität, was eine Auflösung des Vertrags angeht. „Wir als Gemeinde haben schon vor einem halben Jahr angeregt, den Erbbaupachtvertrag zu lösen“, sagt Link. Denn ist der Vertrag aufgehoben, kann die Herrnhuter Brüder-Unität darüber entscheiden, wie das Gebäude künftig weiter genutzt wird.
Bestätigung vonseiten der Brüder-Unität
Michael Schmorrde von der Brüder-Unität in Herrnhut bestätigte auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass es Verhandlungen um eine Vertragsauflösung gebe, hielt sich mit weiteren Informationen allerdings bedeckt. „Die Auflösung ist eine logische Folge, da Edeka den Treff-Standort aufgelöst hat“, sagt er. „Es ist normal, dass das Objekt dann wieder zurückkommt.“ Ein öffentliches Interesse sehe er dabei nicht.
Diskussion um alten Treffmarkt Anfang des Jahres
Dabei gab es Anfang des Jahres durchaus ein großes öffentliches Interesse, was den alten Treff-Markt anbelangt. Bei der Diskussion um eine Ansiedlung von Aldi und Rossmann am Ortsrand wurde immer wieder vonseiten der Bürger vorgeschlagen, im Haus Just einen Cap-Markt einzurichten und so die Ortsmitte zu beleben. Für einige Bürger stellte dies eine Alternative zu Aldi und Rossmann dar.
Für Edeka war klar: Entweder Aldi oder Cap
Auch Edeka hätte sich einen Cap-Markt in dem Gebäude vorstellen können, es allerdings nur dann für wirtschaftlich sinnvoll erachtet, wenn Aldi und Rossmann nicht nach Königsfeld kommen. Nachdem der Gemeinderat im Februar entschieden hatte, den Ansiedlungsplänen des Discounters und Drogeriemarktes zuzustimmen, fiel somit auch gleichzeitig eine Entscheidung gegen Cap. Damit schienen die Diskussionen vorerst beendet zu sein.
Bürgerbegehren gegen Aldi und Rossmann
Doch die Entscheidung des Gemeinderates ließ einige Königsfelder aktiv werden: Im März wurde ein Bürgerbegehren gestartet, im Mai schließlich 600 Unterschriften gegen Aldi und Rossmann im Rathaus übergeben.
Ist Cap nun vielleicht doch wieder im Rennen? „Wir sind immer noch offen für einen Cap“, sagt Schmorrde. Und weiter: „Die Wünsche, die es in der Bevölkerung gibt, sind für uns relevant.“ Fritz Link hingegen findet einen Cap-Markt im Haus Just nicht sinnvoll: „Cap ist ein Vollsortimentsobjekt und steht in direktem Wettbewerb mit Edeka.“ Er wolle einem Cap zwar nicht im Wege stehen, sehe darin aber nicht die Lösung, was ein fehlendes Discount- und Drogerieangebot im Ort betreffe. Außerdem sei das Haus Just, so Link, als Standort für einen Supermarkt ungünstig.
Pläne für den Treff-Markt
Für eine Wiederbelebung des alten Treff-Marktes gibt es laut Link vonseiten der Gemeinde schon „konkrekte Ideen“: „Ein Sportstudio in Königsfeld möchte expandieren und hat Interesse bekundet.“ Außerdem seien im Haus Just im Obergeschoss Wohnungen und im Erdgeschoss „kleinere Ladeneinheiten, eine Physiopraxis oder eine Arztpraxis“ denkbar, so Link. Die Gemeinde könne das allerdings nicht entscheiden, das müsse die Herrnhuter Brüder-Unität tun. Auf die Pläne angesprochen, äußerte Schmorrde, dass er von einem Sportstudio zum ersten Mal höre.
Wie geht es mit Aldi und Rossmann weiter?
Das Bürgerbegehren sei zulässig, „die Anzahl der Unterschriften übersteigt das Quorum“, informiert Link. Am 8. Juli soll das weitere Vorgehen im Gemeinderat besprochen werden. Und was sagt Fritz Link zu dem geplanten Aldi-Neubau in St. Georgen? Könnte sich dieser nachteilig auf die Pläne in Königsfeld auswirken?
„Das hat überhaupt nichts mit Königsfeld zu tun“, findet Link klare Worte. „Den Standort dort gibt es schon seit vielen Jahren.“ Königsfeld habe einen eigenen Versorgungsbereich sicherzustellen. Und: „Aldi und Rossmann halten weiterhin an ihrem Interesse fest“, versichert er.