Eigentlich hätte das Robins großer Moment sein können: Der Achtjährige hatte am Sonntag nämlich ganz kurzfristig eine Startnummer für den Towerrun bekommen. Und trotzdem war er erst mal stinksauer.

Nach 1390 Treppenstufen liegen vermutlich die Nerven blank. Robins Mama hatte sich schon vor Wochen für den Treppenlauf im Rottweiler Aufzugtestturm angemeldet. Ruckzuck waren die Plätze für den Towerrun ausverkauft. Doch dann wurde jemand krank und Robin durfte doch noch mitmachen. Und so lief der Bub ganz spontan auf die 232 Meter hoch gelegene Aussichtsplattform des Turms.

Getränk statt Medaille

Was ihn auf 232 Metern Höhe ärgerte: Nicht nur, dass auf der an sein T-Shirt gepinnten Starternummer „Benjamin“ stand und nicht sein eigener Name, nein, viel schlimmer war, dass er da oben keine Medaille überreicht bekam. Es gab lediglich einen Plastikbecher mit einem isotonischen Getränk.

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Per Kugelschreiber wurde dann aus dem Benjamin ein Robin. Mit richtigem Namensschild ging es für ihn in den Panoramaaufzug und innerhalb von 30 Sekunden den Weg wieder zurück, den er zuvor schwitzend hochgerannt war – mit gigantischer Aussicht. Unten angekommen gab es zur Genugtuung des Treppenbezwingers schließlich doch noch eine Medaille um den Hals.

Sascha Bühler (links) und Fabian Schairer, Team: Versuch‘s mal mit Gemütlichkeit, haben das Ziel erreicht.
Sascha Bühler (links) und Fabian Schairer, Team: Versuch‘s mal mit Gemütlichkeit, haben das Ziel erreicht. | Bild: Moni Marcel

Hier tritt die Elite an

Die bekamen natürlich auch alle anderen der etwa 1200 Läufer aus insgesamt 18 Nationen, die am fünften Rottweiler Treppenlauf teilnahmen. Immerhin dem höchsten dieser Art in ganz Europa. Und so waren natürlich auch die absoluten Profis dabei. Für die gab es einen eigenen Elite-Lauf. So schnell ist schließlich sonst keiner und überholen geht im engen Turm-Treppenhaus nicht ganz so gut.

Das sind die Ergebnisse

Anne Christine Rapp (links) und Sarah Lisa Schnekenburger schaffen es als Team AnSa auf Platz 15.
Anne Christine Rapp (links) und Sarah Lisa Schnekenburger schaffen es als Team AnSa auf Platz 15. | Bild: Moni Marcel

Feuerwehrleute starten mit Atemschutz

Das gilt vor allem für die Feuerwehrleute, die 2024 die Mehrzahl der Teilnehmer ausmachten. Viele von ihnen wagten es, die 232 Stufen in ihrer vollen Atemschutz-Montur zu bewältigen. 15 bis 18 Kilogramm tragen sie dabei mit sich. Aber die Ausrüstung bringt auch ihre Vorteile mit sich: Im Gegensatz zu den anderen Läufern müssen Atemschutzträger nicht die in der Turmmitte teils ziemlich stickige Treppenhausluft einatmen.

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Zur Sicherheit gab es in der Turmmitte eigene Helfer für die Feuerwehrleute, damit da auch wirklich alles gut geht. Und auch oben auf dem Turm, damit sie auch wieder aus der Montur rauskamen. „Normalerweise schafft man das alleine“, versichert Rottweils Stadtbrandmeister Frank Müller. Aber so erschöpft, wie die Teilnehmer am Ende des Towerruns seien, gehe das eben nicht mehr.

Stefan Spitzner (links) und Karin Weindler ruhen sich auf dem Matten aus. Als Team KarSteN haben sie es auf den elften Platz geschafft.
Stefan Spitzner (links) und Karin Weindler ruhen sich auf dem Matten aus. Als Team KarSteN haben sie es auf den elften Platz geschafft. | Bild: Moni Marcel

Müller hat ohnehin seine Zweifel, ob dies wirklich so ganz gesund sei, was seine Kameraden und Kameradinnen mit diesem Laufwettbewerb auf sich nehmen. Aber schließlich machen sie das ja freiwillig. „Und es ist eine tolle Öffentlichkeitsarbeit für uns“, räumt er ein.

David Bauer (links) und Leon Maurer von der Feuerwehr Schwieberdingen machen sich auf den beschwerlichen Weg – in voller Montur und mit ...
David Bauer (links) und Leon Maurer von der Feuerwehr Schwieberdingen machen sich auf den beschwerlichen Weg – in voller Montur und mit Atemschutz. | Bild: Moni Marcel

Mehr Unterstützung gab es am Fuß des Turms. Da versorgten die Kollegen von der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft die Läufer mit Äpfeln, Bananen, Müsliriegeln und Getränken. „Viele von uns laufen mit“, sagte Fabio Silvo aus Leinfelden-Echterdingen, der das alles organisiert hatte. So sei es naheliegend gewesen, auch die Zielverpflegung zu übernehmen.

Michael Arnegger vom Team Firestars Grünkraut hat es geschafft und ist auch sichtlich geschafft. Kein Wunder nach 1390 Stufen mit ...
Michael Arnegger vom Team Firestars Grünkraut hat es geschafft und ist auch sichtlich geschafft. Kein Wunder nach 1390 Stufen mit Atemschutz. | Bild: Moni Marcel

Wo trainieren die Sportler eigentlich?

Von der bekam auch der 74-jährige Helmut Jordan aus Berlin etwas ab, einer der ältesten Teilnehmer beim Lauf. Er sei ein regelmäßiger Treppenrenner, sagt er. „Ich habe früher Langlauf gemacht, das geht jetzt aber nicht mehr wegen den Knien. Aber Treppenrennen, das geht.“ Außerdem gebe es in seinem Sportstudio ein Gerät, mit dem er üben könne.

Andreas Fehleisen (links) und Jérôme Defillion kommen als 28. Duo oben an, Teamname: Old but cool.
Andreas Fehleisen (links) und Jérôme Defillion kommen als 28. Duo oben an, Teamname: Old but cool. | Bild: Moni Marcel

So etwas wiederum brauchen Tristan Goemans und Paul Tax nicht. Die beiden Arbeitskollegen aus den Niederlanden trainieren an der Uni von Nijmwegen, da gibt es immerhin 400 Treppenstufen. Und die Rottweiler Feuerwehrleute, nutzen dafür ihren Turm, in dem sonst die Schläuche getrocknet werden.

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Denn ins Treppenhaus von Testturm dürfen die 1200 Sportler nur einmal im Jahr, beim Towerrun. Sonst bleibt dieser Teil des markanten Gebäudes der Öffentlichkeit verschlossen. Kein Wunder: Im Turm werden Aufzug-Prototypen getestet. Und da kann man ja nicht einfach jeden reinlassen.

Javier Robledo von EA Field Operations 1 hat allen Grund zu jubeln: Er ist an der Spitze des Testturms angekommen, als Elfter in der ...
Javier Robledo von EA Field Operations 1 hat allen Grund zu jubeln: Er ist an der Spitze des Testturms angekommen, als Elfter in der Teamwertung. | Bild: Moni Marcel