Dem Kampf der Bürger und dem Verhandlungsgeschick des damaligen Bürgermeisters Hugo Ketterer ist die sogenannte Kiesstraße, die Umgehungsstraße, zu verdanken. 1957 hatte Bachheim seine riesigen Kiesvorräte an die Firma Johann Wintermantel in Neudingen zur Ausbeute verpachtet. So rollten schon vor Sonnenaufgang bis spät in die Nacht die Kieslaster durch Unadingen.
Jede Woche war eine Wasserleitung kaputt
Nicht nur, dass die Bevölkerung darunter litt, auch die Straßen, die damals noch keine Asphaltdecke hatten, wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. „Jede Woche war irgendwo im Ort die Wasserleitung kaputt“, erinnert sich Hugo Ketterer. Dies war die große Belastung durch die Kieslaster. Für den damaligen landwirtschaftlichen Verkehr war die Sanddecke völlig ausreichend, aber nicht für die vielen schwerbeladenen Laster.
Immer wieder hatte die Gemeinde versucht, mit den Behörden und dem Fuhrunternehmer eine Lösung zu finden. Als auch der Nachbarkreis Hochschwarzwald den zweiten Zufahrtsweg über Löffingen schloss, demonstrierten der Fuhrunternehmer und seine Fahrer vor dem Landratsamt in Donaueschingen. Daraufhin sollte der gesamte Kiesverkehr wieder über Unadingen rollen.
Glücklicherweise war der Unadinger Gemeinderechner Hermann Moser auf dem Landratsamt in Donaueschingen, der mitbekam, dass das Landratsamt die Unadinger Straße für die Kiesbomber wieder freigab. So fuhren gegen 17 Uhr rund 50 Kieslaster nach Bachheim. Bei ihrer Rückkehr hatten die Unadinger die Ortsdurchfahrt von der Haide bis zum Zinken mit Traktoren und Autos blockiert.

Die Unadinger machten ihrem Ärger Luft und vor allem beim Gasthaus Ochsen gab es mit den Lkw-Fahrern heftige Wortgefechte. Hier hatten die Unadinger Sitzblokaden gebildet, während Ketterer mit den angereisten Kreisräten und dem Gemeinderat im Rathaus diskutierte. Diese Demonstration war der erste Schritt, 1972 wurde die Kiesstraße eingeweiht, die 1,3 Millionen Mark kostete.
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