Die Glocken der evangelischen Antoniuskirche müssen nachts schweigen. Das beschloss der Gemeinderats Mönchweilers am späten Donnerstagabend mit großer Mehrheit. In den Bürgersaal des Rathauses waren zur Gemeinderatssitzung etwa 20 Zuhörer gekommen. Sie mussten sich an diesem Abend lange gedulden, bis das Thema zur Sprache kam, dessentwegen sie hauptsächlich gekommen waren.
Erst verzögerte sich der Beginn der öffentlichen Sitzung wegen eines zuvor anstehenden nichtöffentlichen Tagesordnungspunktes von 20 Uhr um mehr als eine weitere halbe Stunde. Dann standen auf der Tagesordnung des Gemeinderates zunächst zehn andere Punkte. Ein ums andere Mal erklang derweil alle 15 Minuten der Stundenschlag an der evangelischen Antoniuskirche unmittelbar gegenüber des Rathauses. Als dieser um 22.45 Uhr dreimal erklang, war es dann soweit: Der Gemeinderat befasste sich mit dem nächtlichen Stundenschlag der Antoniuskirche.
Anwohner fühlen sich gestört
Gleich zu Beginn der Sitzung meldete sich ein Zuhörer zu Wort. Er sei unmittelbarer Anwohner der Kirche und habe sich bereits mehrfach mit der Bitte an den Gemeinderat gewandt, den nächtlichen Stundenschlag auszusetzen. Bislang sei er aber mit seiner Bitte nie auf Resonanz gestoßen. Deshalb sei er sehr froh, dass jetzt über das Thema beraten werde. Er wisse von mehreren Anwohnern, die sich durch den Stundenschlag massiv gestört fühlen.
Grundlage der Entscheidung des Gemeinderates war jetzt ein Antrag von Gemeinderat Thorsten Wenner auf nächtliche Abschaltung des Stundenschlags der Kirchturmuhr. Zunächst sei es ein Bürger gewesen, der ihn um die Antragstellung bat, mittlerweile hätten sich bei ihm mehrere weitere Bürger dieser Bitte angeschlossen, sagte Thorsten Wenner am Donnerstag. „Die Bürger fühlen sich durch das nächtliche Schlagen der Glocke gestört“, begründete er seinen Antrag.
Man wisse, dass Lärm ganz unterschiedliche, teils schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben könne. Die Technik lasse es zum einen mittlerweile zu, die Glocken nachts abzuschalten. Zum anderen habe mittlerweile jeder eine Uhr oder ein Handy auf dem Nachttisch, so dass keiner mehr auf den Stundenschlag angewiesen sei, um die Uhrzeit zu kennen.
Die Nachtruhe wird ernstgenommen
„Ich nehme es sehr ernst, wenn sich jemand in der Nachtruhe gestört fühlt“, antwortete Bürgermeister Rudolf Fluck. Allerdings sei es ihm im Hinblick auf die Berichterstattung des SÜDKURIER und die zahlreichen Reaktionen, die diese im Vorfeld der Sitzung hervorrief, nicht verständlich, „welche Themen in unserem Land wichtig sind“. Ganz offen fügte er noch an: „Ich hätte die Nachtabschaltung einfach ausprobiert. Das hätte bestimmt keiner gemerkt.“
In der anschließenden kurzen Diskussion hinterfragte Gemeinderat Wolfgang Eich zunächst, ob die Entscheidung über die Abschaltung tatsächlich in die Zuständigkeit der Gemeinde falle. Schließlich seien die Glocken selbst im Eigentum der evangelischen Kirchengemeinde. Lediglich die Turmuhr gehöre der Gemeinde Mönchweiler. Gemeinderat Andreas Staiger und Bürgermeister Fluck wiesen dazu auf das öffentliche Interesse der Angelegenheit hin. Unabhängig von der Eigentumsfrage könne man diese Entscheidung als Gemeinderat deshalb treffen. Deshalb müsse auch nicht, wie zunächst von Gemeinderat Peter Kaiser vorgeschlagen, zunächst die evangelische Kirchengemeinde zu diesem Thema gehört werden. Außerdem habe diese schließlich selbst im Jahr 2006 schon einmal den Antrag auf Abschaltung gestellt, erinnerte der Bürgermeister. Der Antrag war damals durch den Gemeinderat mit sechs Gegenstimmen abgelehnt worden. Nur drei Gemeinderäte stimmten damals dafür, zwei enthielten sich.
Die Gemeinderäte Willy Storz und Peter Kaiser bekräftigten in der weiteren Diskussion am Donnerstag, dass die Belange des Lärmschutzes zu beachten seien. Mittlerweile wisse man, dass das ein wichtiger Gesichtspunkt sei. Andreas Staiger fügte hinzu, dass er es in der Abwägung nicht für wichtig für die Bevölkerung erachte, dass der Stundenschlag nachts erklinge.
Damit waren für den Gemeinderat die Argumente ausgetauscht und es kam zur Abstimmung. Zehn Gemeinderäte einschließlich des Bürgermeisters stimmten für die Abschaltung des Stundenschlags, exakt von 22.01 Uhr bis 5.59 Uhr. Anna Schermann stimmte gegen die Abschaltung. Wolfgang Eich und Renate Heppe-Debus enthielten sich der Stimme.
Unterschriftenaktion angekündigt
Zum Abschluss der Sitzung meldeten sich dann nochmals verschiedene Zuhörer zu Wort und belegten damit, dass es genau dieses Thema ist, das ihnen am Herzen liegt. Ein Zuhörer kündigte an, eine Unterschriftensammlung für den nächtlichen Stundenschlag zu starten. Er sei der Meinung, dass der Glockenklang nicht nur der reinen Zeitansage diene sondern auch eine „liturgische und seelsorgerische Bedeutung habe“. Andere Zuhörer freuten sich über die Entscheidung zugunsten der Abschaltung. Sie machten aber auch klar, dass der Straßenlärm in der Hindenburgstraße ein weiteres wichtiges Thema sei.