Cornelia Putschbach

Am Sonntag, 9. Februar ist es nun so weit: In einem Bürgerentscheid dürfen die Wahlberechtigten in Mönchweiler in Form einer direkten demokratischen Entscheidung darüber abstimmen, ob der nächtliche Stundenschlag der Antoniuskirche wieder angeschaltet werden soll. Möglich wurde dieser Bürgerentscheid durch ein Bürgerbegehren, dass Dennis Mattutat gegen eine Entscheidung des Gemeinderates initiiert hat.

Wie kam es zu dem Bürgerentscheid?

Hintergrund des Bürgerentscheids ist folgender: Im Juli hatte der Gemeinderat mit einer Gegenstimme die Aussetzung des nächtlichen Stundenschlags zwischen 22.01 Uhr und 5.59 Uhr beschlossen. 274 Unterzeichner verlangten daraufhin in einem von Dennis Mattutat initiierten Bürgerbegehren, dass ein Bürgerentscheid über den nächtlichen Stundenschlag stattfinden solle.

Das könnte Sie auch interessieren

Wann ist der Bürgerentscheid erfolgreich?

Am 9. Februar haben nun die Bürger das entscheidende Wort. Der Bürgerentscheid hat dann Erfolg, wenn die gestellte Frage nach der Beibehaltung des nächtlichen Glockenschlags von der Mehrheit der gültigen Stimmen mit „Ja“ beantwortet wird und außerdem mindestens 20 Prozent der Stimmberechtigten, nämlich mindestens 506 Bürger, für die Beibehaltung des nächtlichen Glockenschlags stimmen.

Das könnte Sie auch interessieren

Vor dem Bürgerentscheid haben die Gemeinderäte und der Initiator des Bürgerentscheids jetzt laut Gemeindeordnung die Möglichkeit, ihre Auffassung zum Gegenstand der Abstimmung zu erläutern. Sechs Gemeinderäte sowie Dennis Mattutat nutzen diese Chance und erläutern ihre Meinung. Hier sind sie:

Dennis Mattutat: Tradition und Vertrautheit erhalten

Dennis Mattutat ist mit dem Bürgerbegehren der Initiator des Bürgerentscheids. In seiner Stellungnahme legt er seine persönlichen Gedanken bezüglich des Glockenschlags und der damit für ihn verbundenen Bedeutung dar. Es sagt an die Bürger gerichtet: „Durch den Bürgerentscheid hat nun jeder einzelne von Ihnen die Möglichkeit, seinen persönlichen Standpunkt in die Entscheidung einfließen zu lassen. Dies ist mir sehr wichtig, da ich es für nicht angebracht halte, einzelne über dieses, uns am Herzen liegende Thema, entscheiden zu lassen.“ Fragend stellt er fest, der Glockenschlag sei „seit Generationen in unserer Heimat fest verankert“ und begleite „uns hier in Mönchweiler ein Leben lang“. Der Glockenschlag ist für ihn, „ein Segen der durch Mönchweiler geht und die Gemeinde, unser aller Zuhause schützt. Gerade auch nachts Sicherheit und Geborgenheit bringt, Trost spendet und beständig die Menschen in Mönchweiler begleitet.“

Dennis Mattutat
Dennis Mattutat | Bild: Cornelia Putschbach

In einer Zeit, in der sich vieles so schnell wandle und verändere, sei Beständigkeit und Sicherheit von großer Bedeutung. Schon früher sei der Glockenschlag vielleicht verbunden mit einem kurzen Stoßgebet ein Hoffnungsschimmer in einer sehr schwierigen Zeit gewesen, so Dennis Mattutat. Außerdem erinnert er in seiner Stellungnahme unter anderem daran, mit welchem Aufwand die Glocken hergestellt wurden und fordert das Gedenken an diejenigen, die sich damals für die Glocken eingesetzt haben. „Ihre Glocken“ seien wohl „eine ganz besondere Musik in ihren Ohren gewesen. Eine Melodie voller Stolz!“ Mit ihrer Melodie, so führt Dennis Mattutat weiter aus, hätten die Glocken wohl viele Worte und Texte in ihren Köpfen geformt: „Worte, die zu ihren ganz eigenen Liedern wurden und ihre Geschichten erzählten.“ Abschließend fordert er: „Wie wir wissen, macht der Ton die Musik. So lasst uns unsere eigene, friedliche und unvergesslich schöne Melodie, komponieren!“

Wolfgang Eich: Kompromiss wurde nicht gefunden

Der nächtliche Glockenschlag sei, so Wolfgang Eich (UB), nicht unbedingt erforderlich. Man höre die Glocken nachts nur, wenn man in der Nähe der Kirche wohne und wach sei. Anders sei das tagsüber. Dann könne man sich im Freien gut am Glockenschlag orientieren. „Die evangelische Kirche setzt sich anscheinend nicht für den nächtlichen Glockenschlag ein, da es kein sakrales Geläut ist“, vermutet er.

Wolfgang Eich
Wolfgang Eich | Bild: Cornelia Putschbach

Der Gemeinderat habe seine Entscheidung aufgrund einiger gesundheitlich angeschlagener Anwohner gefällt. Sie entspreche dem Vorgehen in den meisten Gemeinden des Landkreises. „Einem Kompromissvorschlag über die Lautstärke, um das aufwändige Bürgerbegehren zu verhindern, wurde von den Anwohnern leider nicht zugestimmt.“

Sabine Roth: Rücksicht auf Mitbürger nehmen

„So gerne ich den Glockenschlag tagsüber höre, nachts höre ich definitiv nichts – es könnte mir also egal sein“, stellt Sabine Roth (SPD) fest und betont dann, es sei ihr aber nicht egal.

Sabine Roth
Sabine Roth | Bild: Cornelia Putschbach

„Ich sehe das Abschalten für ein paar Stunden als Chance, Rücksicht zu nehmen. Rücksicht auf Mitbürger, die oft oder zeitweise nicht so gut schlafen können. Wir alle brauchen erholsamen Schlaf. Und wenn er sich nicht einstellt oder man mitten in der Nacht wieder hellwach ist, ist es nicht schön, jede Viertelstunde an das Verstreichen der Zeit erinnert zu werden.“ Für ihre Entscheidung sei ausschlaggebend, auf diejenigen, die vom nächtlichen Glockenschlag betroffen sind, Rücksicht nehmen zu können, ohne durch das Abschalten viel zu verlieren.

Heide Kühling: Schade, dass es so weit kommen musste

Rücksichtnahme und eine konstruktive Auseinandersetzung wünscht sich Heide Kühling (SPD). Sie findet es „schade, dass es nun wegen des nächtlichen Glockenschlags zum Bürgerentscheid kommen muss, der die Bürger in Mönchweiler auch noch finanziell belastet.“

Heide Kühling
Heide Kühling | Bild: Cornelia Putschbach

Und fragt: „Kann man nicht auf diejenigen Rücksicht nehmen, die sich nachts durch den Stundenschlag in ihrem Schlaf sehr gestört fühlen? Könnten anderseits nicht jene Mitbürger, die mit einem tiefen Schlaf gesegnet sind und die Glocken daher gar nicht mehr wahrnehmen, auf das nächtliche Läuten verzichten?“ Beim Stundenschlag handle es sich nicht um sakrales Geläut. Deshalb sei es fraglich, ob das Ausbleiben des Glockenschlags religiöse Einstellungen verletze.

David Löttrich: Eine Tradition zeitgemäß anpassen

David Löttrich (UB) nutzt ebenfalls seine Möglichkeit, als Gemeinderat im Rahmen der Gemeindeordnung vor dem Stattfinden des Bürgerentscheids seine Auffassung zum Thema darzulegen.

David Löttrich
David Löttrich | Bild: Cornelia Putschbach

Die Entscheidung des Gemeinderats zugunsten des nächtlichen Abschaltens begründet er wie folgt: „Da der Stundenschlag keinen liturgisch-kirchlichen, sondern einen historisch-weltlichen Hintergrund hat, sollte mit der Gemeinderatsentscheidung die zeitgemäße Anpassung einer Tradition erfolgen. Dies geschah zum Wohl der betroffenen Anwohner, wohlgemerkt ohne andere dadurch zu benachteiligen.“ Weiter hofft David Löttrich, dass die Debatte um den nächtlichen Stundenschlag am 9. Februar ihr Ende finde.

Anna Schermann: Folgt der Mehrheit des Gemeinderates

Als einziges Gemeinderatsmitglied war Anna Schermann (UB) im Juli gegen das Abschalten des Stundenschlags.

Anna Schermann
Anna Schermann | Bild: Cornelia Putschbach

Beim Bürgerentscheid wird sie dafür stimmen: „Ich habe gegen die Abschaltung gestimmt, da ich den Glockenschlag als nicht störend empfinde, obwohl ich in nahem Umfeld der Kirche wohnhaft bin. Jedoch kann ich nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die durch den Glockenschlag in ihrem Schlaf gestört werden. Darauf hat die Gemeinde mit der Abschaltung des Glockenschlages reagiert. Da ich für Demokratie bin und der Gemeinderat sich mehrheitlich für die Abschaltung des nächtlichen Glockenschlags ausgesprochen hat, werde ich dafür stimmen, dass der Glockenschlag ausgesetzt wird in der Nacht!“

Peter Kaiser: Abschaltung schadet niemandem

Peter Kaiser (CDU) nutzt ebenfalls seine Möglichkeit, im Rahmen der Gemeindeordnung vor dem Stattfinden des Bürgerentscheids als Gemeinderat seine Auffassung zum Thema darzulegen.

Peter Kaiser
Peter Kaiser | Bild: Cornelia Putschbach

Er begründet sein Abstimmen für das nächtliche Abschalten des Stundenschlags wie folgt: „Ich habe für das Abstellen des nächtlichen Stundenschlags gestimmt zum Einen, weil es, wenn es auch nur wenigen Anwohnern im Umfeld der Kirche hilft, andererseits aber niemanden schadet, eine sinnvolle Maßnahme ist.“
Außerdem befürchtet er, dass ein Anwohner in Kirchennähe „bei der Lautstärke des Stundenschlages dessen Abstellung auf dem Rechtsweg durchsetzen könnte.“