Das sind gute Nachrichten, auch wenn das eine oder andere Minus in den Zahlen auftaucht. Statistisch gesehen haben junge Menschen in der Region nach wie vor gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Die Arbeitsagentur bilanziert für das ausgelaufene Ausbildungsjahr 2019/2020 einen Wert von 1,47 Stellen pro Bewerber, und das trotz Pandemie. „Wir bewegen uns nahezu auf dem Niveau der vergangenen Jahre“, sagt Sylvia Scholz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen.

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Arbeitsagentur

Durch Corona sei es Anfang des Jahres zwar zu einem Versatz bei den Vertragsabschlüssen von etwa zwei Monaten gekommen, was man im ‚Sommer aber wieder aufholen konnte, so Scholz. Der Arbeitsagentur wurden im Berichtsjahr 2019/2020 insgesamt 4444 Berufsausbildungsstellen gemeldet, ein Minus von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im gleichen Zeitraum hatten sich 3025 Schüler als Bewerber vormerken lassen, ein Plus von 3,4 Prozent.

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Etwa bei der Hälfte mündete die Vormerkung in einer Berufsausbildung. In Zahlen: 1490 oder 49 Prozent. Dieser Wert lag zuletzt bei 52 Prozent. Rund ein Drittel habe sich für alternative Ausbildungswege entschieden. 91 Bewerber standen Ende September ohne Ausbildungsplatz da, obwohl noch 395 Ausbildungsstellen unbesetzt waren.

IHK

Birgit Hakenjos, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg (IHK), legte bei der Präsentation der Ausbildungszahlen am Dienstag eine ähnliche Bilanz vor: „In den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwald-Baar-Kreis haben wir zum 31. Oktober dieses Jahres 2229 Ausbildungsverhältnisse neu registriert.“ 2643 waren es im vergangenen Jahr, was einem Rückgang von 15 Prozent entspricht, etwas höher als der Landesschnitt. „Viele Ausbildungsbetriebe befinden sich wegen der Corona-Pandemie in einer überaus schwierigen Lage“, beurteilt Hakenjos die Situation. Kurzarbeit und Umsatzausfälle würden besonders Hotels, Gastronomie und Tourismus treffen, aber auch große Teile von Einzelhandel und Industrie. Umso erfreulicher sei es, dass 70 neue Ausbildungsbetriebe hinzugewonnen werden konnten, auf nunmehr 1337 aktive IHK-Ausbildungsbetriebe.

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Handwerkskammer

„Unsere Betriebe setzen auch in Corona-Zeiten weiter auf Ausbildung“, freut sich auch Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. Er berichtet von 1685 neuen Ausbildungsverhältnissen bis zum Stichtag 30. September, ein Minus zum Vorjahr von 4,3 Prozent. Etwas schlechter sehe es in der Region Schwarzwald-Baar aus. Hier betrage der Rückgang 7,7 Prozent. „Man muss jedoch bedenken, dass wir aus einem sehr guten Ausbildungsjahr kommen.“

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Nachzügler

Alle drei Verantwortlichen betonten, dass es bis Anfang 2021 immer noch möglich sei, ein Ausbildungsplatz zu ergattern. Freie Stellen seien auch noch zahlreich im Angebot. Ein Blick in die digitalen Stellenbörsen würde sich lohnen. Und schon jetzt seien auch viele Stellen für das kommende Ausbildungsjahr eingestellt, wirbt Hakenjos.

Digitalisierung

Wie in vielen Bereichen des Lebens hat die Corona-Krise auch im Ausbildungsmarkt viele digitale Alternativen an die Oberfläche „katapultiert“, wie Scholz es nannte. Videoberatung, Chats, soziale Medien, Youtube-Videos und andere digitale Formate würden einen immer größeren Platz einnehmen in der Beratung sowie bei der Kontaktaufnahme. Mit Erfolg, so die Verantwortlichen, gerade jetzt in der Krise.

Ausblick

„Wir haben das Ausbildungsjahr mit blauem Auge überstanden“, so Scholz bit Blick auf bevorstehende Herausforderungen. Die Ausbildungsprämie aus dem Bundesprogramm könne ein Anreiz für Unternehmen sein, weiterhin auszubilden. Werner Rottler merkt dazu an, dass die bürokratischen Hürden zu groß seien. Er fordert daher die Ausbildungskosten generell zu senken, vor allem für kleine Firmen, auch nach der Krise. „Denn das Handwerk braucht junge Menschen.“ Hakenjos formuliert es so: „Unsere Betriebe tun alles, um die Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte sicherzustellen.“ Denn nach der Krise seien nicht nur die Betriebe auf diese Fachkräfte angewiesen, auch Schulabgänger und Azubis würden verlässliche Perspektiven benötigen.