Es summt und flirrt vor den Bienenhäusern des Lehrbienenstands zwischen Bräunlingen und Waldhausen. August Weh der Vorsitzende des Imkerverein Baar-West freut sich. Seine und die Bienenvölker seiner Vereinskollegen sind gut durch den Winter gekommen. Es gab kaum Verluste. Nach dem langen kalten Frühling herrscht jetzt Hochbetrieb an den Bienenkästen.

Doch das friedliche Bild trügt. Erst 2022 wurde in Tübingen eine Asiatische Hornisse gesichtet. Die ernährt sich unter anderem von Honigbienen. In der Region ist das Insekt noch nicht aufgetaucht, aber die Imker sind alarmiert.
Warum die Hornisse eine Gefahr ist
Nina Spiegel aus Bad Dürrheim ist Fachberaterin für Wespen und Hornissen. Sie klärt die Imker der Umgebung und auch Laien über die Bedrohung durch die Asiatische Hornisse auf.
Die asiatische Variante ist etwas kleiner als die europäische Hornisse. Die Arbeiterinnen sind bis zu 2,5 Zentimeter, die Königinnen bis zu drei Zentimeter groß, sagt Spiegel. Die Brust ist schwarz und der Hinterleib ist deutlich dunkler als bei der heimischen Art.
Laut Spiegel wird die Asiatische Hornisse oft mit der Asiatischen Riesenhornisse verwechselt. Diese etwa fünf Zentimeter große Hornisse gibt es nicht in Europa, betont die Fachberaterin.
Die Asiatische Hornisse nutze Staaten bildende Insekten wie die Honigbiene als kontinuierliche Nahrungsquelle. Es werde andern Orts regelmäßig beobachtet, dass sich mehrere Individuen der Asiatischen Hornisse gleichzeitig am Eingang des Bienenstocks aufhalten und gemeinsam Bienen jagen. Im wäldlichen Bereich fresse die Asiatische Hornisse zu gleichen Teilen Wespen, Fliegen und Bienen. Damit bringe sie die Ökosysteme aus dem Gleichgewicht.
Die Bedrohung rückt näher
Spiegel geht davon aus, dass die Asiatische Hornisse in spätestens ein bis zwei Jahren in der Region eintrifft. Jeder der ein Exemplar sieht, sollte es dem Umweltministerium melden. Je früher die Sichtungen gemeldet werden, desto schneller, einfacher und auch kostengünstiger, können die Nester entfernt werden.
Das ist wichtig erklärt die Fachberaterin, da im Herbst aus einem Nest bis zu 500 Königinnen hervor kommen können. Auch wenn davon nur fünf ein neues Nest bilden, erklärt sie, sei die Verbreitungsgeschwindigkeit enorm schnell. Damit sich die Biodiversität in unserer Region anpassen kann, sollte die Verbreitung verlangsamt werden. Aufhalten lässt sie sich laut Spiegel nicht.
Wie jeder mithelfen kann
Nina Spiegel fordert auf, wenn eine Asiatische Hornisse gesichtet wird, vorsichtig ein Foto oder ein Video des Exemplars zu machen. Dies sollte auf der App Meine Umwelt mit Kontaktdaten hochgeladen werden. Dabei werden die Standortdaten des Smartphones übertragen. Die Daten werden laut Spiegel nicht weitergegeben.
Wer sich im Kreis in Bezug auf Wespen oder Hornissen unsicher ist, kann sich an die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt wenden.
So gefährlich ist das Entfernen der Nester
Wenn es sich um eine Sichtung der Asiatischen Hornisse handelt, kommen Fachleute in Spezialanzügen, um die Nester zu beseitigen. Achtung: die Asiatische Hornisse versprüht ihr Gift auch im Flug, sodass es zu Ätzschäden in den Augen oder auf der Haut kommen kann, warnt Spiegel. Bei Nestern sollte ein Abstand von vier bis fünf Metern eingehalten werden, da es sonst zu einem Schwarmangriff kommen könnte.
Malte Bickel ist im Naturschutzreferat des Regierungspräsidiums Freiburg. Er rät, durch besondere Vorkehrungen das Beutegreifen für die Hornissen zu erschweren. So können beispielsweise die Fluglöcher der Honigbienen mit belaubten Ästen oder mit besonderen Lochblechen geschützt werden. Dadurch haben die Bienen mehr Möglichkeiten den Hornissen auszuweichen.
Auf die Frage woher die Asiatische Hornisse ursprünglich kommt, sagt Bickel, dass die Asiatische Hornisse sehr wahrscheinlich über den weltweiten Warenhandel aus dem südostasiatischen Raum in Südfrankreich eingeführt wurde.
Laut Bickel findet die Besiedlung aktuell über das Rheintal statt. Auch er bittet um aktives Engagement bei der Früherkennung der Asiatischen Hornisse, um die Verbreitung zu verhindern beziehungsweise deutlich zu verlangsamen.