Roland Dillmann ist Tierarzt in Donaueschingen. Kein Virologe. Und dennoch konnte er die Wellen in der Corona-Pandemie anhand bestimmter Parameter beobachten: an den Tieren. In der ersten Welle gab es plötzlich viele Jungtiere – vor allem Hunde. Kurz vor der zweiten Welle dann, konnte man erstaunlich viele jüngere Tiere auf dem Tiermarkt wieder finden. Das Alter hat zu den Jungtieren aus der ersten Welle gepasst, sagt Dillmann.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Menschen sind zum Teil wieder ins Büro gegangen und haben gemerkt, dass es mit Haustier vielleicht doch nicht so gut funktioniert, wenn man vor der Arbeit noch eine Stunde raus muss mit dem Hund. So erklärt es Dillman sich. „Es gab viele, die überfordert waren“, sagt er. Denen man anmerkt: „So habe ich mir das nicht vorgestellt.“

Zahl der Jungtiere nimmt zu

In der zweiten Welle dann – und auch in allen folgenden bis heute – bekommt er die Folgen in der Praxis zu spüren. „Es ist merklich, dass wir Termine aufschieben müssen.“ Etwa 20 Prozent Patienten hat er in der Corona-Zeit mehr. „Das ist noch eher vorsichtig geschätzt.“ Und auch in seiner Praxis merkt er: „Es sind mehr Jungtiere erschienen in den vergangenen zwei Jahren.“

Bild 1: Aufnahmestopp und Wartezeiten: Corona erreicht auch die Tierärzte – Warum sie jetzt so viel Arbeit haben
Bild: Schönlein, Ute

Vor der Pandemie hatten sie nachmittags eine offene Sprechstunde. Jeder konnte kommen. Jetzt geht nichts mehr ohne vorherigen Termin. Mitunter wartet man auf einen freien Termin bei Dillmann aktuell zwischen zwei und drei Wochen. Von akuten Notfällen abgesehen.

Die Kunden müssen für den Besuch beim Tierarzt nicht geimpft sein. „Sie müssen gesund sein und eine Maske tragen“, sagt Dillmann. Positiv Getestete haben natürlich keinen Zutritt. Ebenso Menschen mit Erkältungssymptomen.

Natürlich hat auch nicht jeder, der sich in der Pandemie ein Tier zugelegt hat, es auch gleich wieder abgegeben. „Viele geben sich dann schon auch Mühe“, sagt Dillmann.

Die Preise sind explodiert

Das kann auch Michael Zeller bestätigen. „Die Leute gehen gut mit ihren Tieren um.“ Zeller ist Tierarzt in St. Georgen und ihm geht es wie Dillmann: „Man merkt eine Zunahme der Tiere durch die Corona-Krise.“ Der Tierarzt ist ein Indikator dafür. Ein anderer ist sicherlich der Tiermarkt. „Die Preise dort sind regelrecht explodiert“, sagt Zeller.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Zunahme der Tiere hat auch Folgen für Zeller: „Aktuell können wir keine Neukunden mehr aufnehmen.“ Das gehe auch vielen seiner Kollegen so. „Fast alle Kollegen sind voll.“ Das kann er vor allem am Telefon gut beobachten: „Die Leute rufen an und sagen wir sind schon der dritte oder fünfte Arzt, den sie anrufen.“ Sie bemühen sich dann. „Wir gucken“, sagt Zeller, „dass wir sie schon irgendwo unterbringen.“

Ein Mangel an Tierärzten

Und dann gibt es mitunter noch ganz andere Probleme in den Praxen: In der Kleintierpraxis von Karin Breuer in Schwenningen ist die Erfahrung mit Corona-Tieren weitestgehend unter dem Radar verlaufen. „Wir haben letztes Jahr keine neuen Patienten aufgenommen“, sagt Breuer.

Sie haben schlicht zu wenig Personal. „Ein Tierarzt fehlt uns.“ Sie versuchen schon länger jemanden zu finden. Am Ende stehen sie vor den gleichen Herausforderungen wie Humanmediziner, die für ihre Hausarztpraxis jemanden suchen: „Jemanden zu finden ist vor allem im ländlichen Bereich ein großes Problem.“