In St. Georgen ist ein Mann unterwegs, der sich als Verwandter eines örtlichen Dachdeckerbetriebs ausgibt, um sich so Aufträge für eine Dachsanierung zu erschleichen. Der ortsansässige Dachdecker ärgert sich über den Mann der sich als sein Onkel ausgibt. Auch die Polizei hat zu solchen Vorfällen eine Meinung.

„Das ist nicht mein Onkel“

Udo Breithaupt ist ein ruhiger und zurückhaltender Mensch. Eigentlich. Doch was sich seit einiger Zeit unter Verwendung seines Namens nach seiner Schilderung abspielt, macht ihn wütend. In den vergangenen Wochen wurde er mehrfach darauf angesprochen, dass in St. Georgen offensichtlich ein Mann unterwegs sei, der bei Bewohnern meist älterer Immobilien vorstellig werde und dort eine Dachsanierung anbietet.

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Das Dreiste daran: Der Mann behauptet, ein Onkel von Udo Breithaupt zu sein und in dessen Auftrag zu handeln. „Beides ist nicht richtig. Weder ist das ein Onkel von mir, noch handelt dieser Mensch in meinem Auftrag“, stellt Udo Breithaupt klar, der sich bewusst an die Öffentlichkeit wendet.

„Mein guter Name wird missbraucht“

„Das ist frech, dass dieser Mensch meinen Namen benutzt“, erregt sich Breithaupt im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Was ihn noch mehr ärgert, als dass jemand seinen guten Namen als Dachdecker missbraucht, ist die Tatsache, dass der falsche Onkel offenbar auch unnötige Leistungen anbietet. „Er versucht, den Kunden Dachbeschichtungen zu verkaufen, was völlig unnötig ist.“

Wie Udo Breithaupt sagt, sei eine Beschichtung von alten und unschön gewordenen Dachziegeln in vielen Fällen nicht nur unnötig, sondern könne durchaus auch schädlich für die Dacheindeckung sein. „Die Dachziegel überlappen sich ja. Und eine Beschichtung deckt nur den Teil ab, der sichtbar ist.“ Er selbst bietet diese Dienstleistung gar nicht an.

Dachdecker Udo Breithaupt mit einem Dachziegel. Von der Beschichtung älterer Ziegel rät der Fachmann dringend ab. Er selbst bietet diese ...
Dachdecker Udo Breithaupt mit einem Dachziegel. Von der Beschichtung älterer Ziegel rät der Fachmann dringend ab. Er selbst bietet diese Dienstleistung auch gar nicht an. Ein Unbekannter bietet unter seinem Namen solche Arbeiten derzeit in St. Georgen an. | Bild: Sprich, Roland

Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks weist darauf hin, „dass Moos, Algen und Flechten auf Dächern ganz normal und in den meisten Fällen völlig unbedenklich sind.“ Dieser Bewuchs beeinträchtige die Lebensdauer des Daches nicht. In einer Pressemitteilung warnt der Dachdeckerverband ausdrücklich davor, dieser Patina auch nur mit dem Hochdruckreiniger zu Leibe zu rücken.

„Bei unsachgemäßer Handhabung kann es zu Beschädigungen kommen von verschobenen bis zu gebrochenen Ziegeln.“ Auch chemische und manuelle Reinigungen können die Dachziegel beschädigen. Generell warnt der Dachdeckerzentralverband vor Haustürgeschäften mit Dachreinigungen und -Beschichtungen. Verwiesen wird an ortsansässige Fachbetriebe für eine individuelle Beratung.

Das rät die Polizei für solche Fälle

Die Polizei ordnet die Vorgehensweise dieses ominösen Arbeiters, der sich des Namens Breithaupt bedient, als möglichen Betrug und damit als Straftat nach Paragraf 263 des Strafgesetzbuches (StGB) ein. Dies wäre mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe verbunden.

„Das hängt von Details im Einzelfall ab“, teilt Daniel Brill, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, auf Anfrage mit. Eine Rolle spiele hierbei, ob bei Vertragsabschluss der Verwandtschaftsbezug zu dem örtlichen Dachdeckerunternehmen ausschlaggebend dafür war, den Auftrag zu erteilen. Auch die Qualität der ausgeführten Arbeiten spiele eine Rolle.

Daniel Brill ist Pressesprecher beim Polizeipräsidium und hat konkreten Rat parat, wenn an der Huastüre Dienstleistungen angeboten ...
Daniel Brill ist Pressesprecher beim Polizeipräsidium und hat konkreten Rat parat, wenn an der Huastüre Dienstleistungen angeboten werden. Unser Foto zeigt Brill im September 2024 bei einem Einsatz. | Bild: Thomas Wuttke

Damit die Polizei hier tätig werden und gegebenenfalls eine Strafanzeige aufnehmen kann, sei es wichtig, dass ein solcher Vorfall der Polizei überhaupt bekannt ist. „Wenn keine der Parteien Anzeige erstattet, ist es fraglich, wie die Polizei vom Sachverhalt Kenntnis erlangt. Insofern sind wir – wenn wir uns nicht auf einen glücklichen Zufall verlassen wollen, auf eine Anzeige angewiesen.“

Seitens der Polizei werde deshalb Betroffenen nahegelegt, in solch einem Fall möglichst detailreich Anzeige zu erstatten. Auch, um etwaige Unstimmigkeiten zu klären, könne durchaus die Polizei zu Rate gezogen werden, so Daniel Brill weiter.

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Obwohl sich Udo Breithaupt über die missbräuchliche Verwendung seines Namens ärgert, will er gegen den ominösen falschen Onkel derzeit nicht rechtlich vorgehen. „Dazu fehlt mir auch die Zeit. Ich habe nämlich richtig viel zu tun.“