Die Fahrspur auf der Autobahn wechseln. Abbiegen. An den Gehweg heranfahren. Das ist schnell getan. Aber blinken, das scheint im Straßenverkehr eine aufreibende Sache zu sein. Immer mehr unterlassen es auch im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Nichtblinken birgt Gefahren
Wer öfters fährt, bemerkt selbst, dass das Blinken ganz schön oft ignoriert wird. Man muss feststellen: Es hat sich wie eine Seuche ausgebreitet. Doch woran liegt es?
In Fahrschulen wird es noch konsequent gelehrt
Jedenfalls nicht an den Fahrschulen, wie der Villinger Fahrschullehrer Peter Kratt betont. „Wir lehren das sehr konsequent in Theorie und Praxis.“ Letztendlich werde dies auch in der Prüfung bewertet und je nach Situation könne es sogar im Fall des gefährlichen Falles entscheidend sein, ob die Prüfung bestanden werde.
Die Fahrschüler selbst sehen es sogar ein, dass Blinken kein Luxus ist. Da hätte man doch noch gut in den Kreisverkehr hineinfahren können, hört Kratt dann von seinen Fahrschülern, ja wenn der Autofahrer in Sichtweite geblinkt und damit angezeigt hätte, dass er den Kreisel verlässt.
Geringes Verwarnungsgeld nicht das Problem
Beim Nichtblinken handelt es sich nur um eine Ordnungswidrigkeit, die ein relativ geringes Verwarnungsgeld von zehn, höchstens aber 35 Euro, falls es dadurch zu einem Verkehrsunfall kommt, nach sich zieht. Könnten Nichtblinker also über höhere Sanktionen zur korrekten Fahrweise erzogen werden?
Dazu hat Peter Kratt eine klare Meinung: Nicht alles lässt sich „über höhere Bußgelder lösen“. Manchmal sei es besser, auf die Einsicht der Verkehrsteilnehmer zu setzen. Es müsse klar sein, dass viele Probleme durch Kommunikation bewältigt werden und das Blinken sei solch eine Kommunikation, um anzuzeigen, dass die Fahrtrichtung geändert werde.
Noch mehr Fehlentwicklungen
Doch das fehlende Blinken ist aus Sicht Kratts nicht die einzige Fehlentwicklung in den vergangenen Jahren. Viel schlimmer: dass viele Autos nach Umspringen der Ampel auf Gelb und Rot noch in eine Kreuzung einfahren.
50 Prozent Blinkmuffel
Auch Uwe Wittfer, Kreisvorsitzender des Auto-Club-Europa (ACE), fallen die Blinkmuffel immer wieder auf. Bereits vor vielen Jahren hat der ACE bei einer bundesweiten Aktion die Nichtblinker gezählt. Schon damals habe rund die Hälfte der Autofahrer das Blinken einfach ignoriert.
Geblinkt haben damals bei der Ausfahrt des Kreisverkehrs an der Dürrheimer Straße 341 Autos, 459 verzichteten darauf. Ebenfalls in Schwenningen bei der abknickenden Vorfahrt Erzberger-/Friedrich-Ebert-Straße setzten dagegen 337 Autofahrer den Blinker, 269 nicht.
Aus Sicht des ACE sei das Nichtblinken ein Ärgernis, weil man als Fahrzeuglenker nicht eindeutig erkennen kann, wohin ein anderer Verkehrsteilnehmer steuere. Man müsse das Fahrverhalten also interpretieren. Verschätzt man sich, sei von Zwangsbremsung bis zur Kollision alles möglich.
Komme es zur Kollision, sei es danach schwer zu beweisen, dass der Unfallgegner nicht geblinkt habe. Leider sei es bei dem heutigen hohen Verkehrsaufkommen auch nicht möglich, das zu kontrollieren oder gar mit einer Verwarnung zu ahnden.
Kaum Anzeigen
„95 Prozent der Fälle werden gar nicht angezeigt“, geht Daniel Brill, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, von einer hohen Dunkelziffer aus. Beispielsweise sei im Schwarzwald-Baar-Kreis derzeit keine Anzeige anhängig, wie Heike Frank, Sprecherin des Landratsamts, berichtet.
Wer doch den Gang zur Polizei auf sich nimmt, muss selbst nach einer Anzeige damit rechnen, dass dann Aussage gegen Aussage steht, wenn er keinen Zeugen nennen kann. Technisch sei es zwar möglich, herauszufinden, ob ein Blinker betätigt wurde. Doch das wird wegen des Aufwands nur in den seltensten Fällen genutzt.
Auf der Autobahn wird es schnell gefährlich
So hilft es nur, an den gesunden Menschenverstand zu appellieren. Wer einmal auf der Autobahn gefahren ist, wisse, wie gefährlich es werden könne, wenn jemand bei hoher Geschwindigkeit ohne Blinken die Spur wechselt, gibt Brill zu bedenken. Wie wahr.