Es lässt sich nicht wegdiskutieren: Die Corona-Zahlen steigen auch im Landkreis Schwarzwald-Baar langsam, aber sicher wieder an. Natürlich sind weder die absoluten Zahlen noch die gesundheitlichen Auswirkungen mit denen der Hochzeit der Pandemie zu vergleichen, dennoch läuten an vielen Orten die Alarmglöckchen.
Aktuell hat der Landkreis Schwarzwald-Baar eine 7-Tage-Inzidenz von 30,5 (Stand: 8. November). Vergleichbar ist diese Kennzahl mit der von vor ein oder zwei Jahren allerdings nicht unbedingt, denn damals wurde viel konsequenter getestet.
Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie die Lage tatsächlich ist, haben wir nachgefragt, wie zur Zeit mit dem Thema Corona umgegangen wird.
Viele sind erkältet
Schnell wird klar: Ja, die Erkältungszahlen sind Jahreszeiten typisch im Moment hoch. Laufende Nasen, Halsschmerzen und Husten greifen wieder einmal um sich. Wann hinter diesen Symptomen eine Corona-Infektion steckt, weiß man gar nicht mehr so genau.
Was sagt der Arzt?
In den Praxen sei eine flächendeckende Testung nicht praktikabel, erklärt David Löttrich. Er ist Hausarzt mit eigener Praxis in Mönchweiler. „Wir fragen die Leute bei grippalen Erkrankungen, ob sie sich getestet haben. Etwa die Hälfte machte das, mit gemischten Ergebnissen“, sagt er und berichtet weiter: „Die Infekte steigen erwartungsgemäß wieder stark an, auch Covid. Allerdings aber immer mit mildem Verlauf.“
In der Praxis von David Löttrich werden, ebenso wie bei einigen seiner Kollegen, auch Tests angeboten. Die erstrecken sich aber nicht nur auf Covid, sondern auch auf Grippe (Influenza A und B) und das RS-Virus. Patienten müssen diese selbst bezahlen. Letztlich würden die Tests aber „kaum angenommen, da ja auch die Therapien jeweils gleich sind, nämlich symptomatisch“, berichtet der Hausarzt aus Mönchweiler.

Nachdem im Frühjahr die Pflicht zum Tragen von Masken auch in Arztpraxen auslief, beobachtet David Löttrich, dass viele erkrankte Patienten in seiner Praxis von sich aus dennoch Masken tragen. „Ich begrüße das sehr“, betont er. Eine Pflicht zum Tragen von Masken sei aber nicht in Aussicht.
Will sich überhaupt noch jemand impfen lassen?
Bei einer steigenden Anzahl von Infektionen stellt sich unweigerlich auch die Frage nach Impfungen. Für Risikogruppen, insbesondere Menschen ab 60 oder mit Vorerkrankungen, empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Auffrischungsimpfung.
In der Praxis von David Löttrich ist die Nachfrage nach einer Auffrischungsimpfung aus den Risikogruppen durchaus da, berichtet er. Von Jüngeren und Gesunden gebe es aber nahezu keine Nachfrage. Allen, denen die Impfung empfohlen sei, rate er selbst auch proaktiv zu dieser Auffrischung, sagt der Mönchweiler Arzt.
Selten ist klar, ob es Covid ist
Einen ganz normalen Anstieg nach Medikamenten zur Bekämpfung erkältungstypischer Symptome beobachtet auch Apotheker Thorsten Wenner. Er ist Inhaber der Albert-Schweitzer-Apotheke in Mönchweiler. Ob diese Medikamente aufgrund einer Covid-Infektion verlangt werden oder nicht, das erfahre er in aller Regel nicht. Allenfalls im Gespräch mit den Kunden bekämen seine Mitarbeiter und er das gelegentlich mit.
Wer möchte, kann sich in der Albert-Schweitzer-Apotheke noch immer testen lassen. Auch hier ist der Test selbst zu bezahlen. Zehn Euro berechnet die Apotheke für den Corona-Test.

Eine Maskenpflicht gibt es auch in Apotheken nicht mehr. Doch auch in die Albert-Schweitzer-Apotheke kommen immer wieder Kunden, die noch ganz selbstverständlich und von sich aus Maske tragen, sei es zum eigenen Schutz oder weil sie an einem grippalen Infekt leiden.
Einen regelrechten Ansturm erlebten die Apotheken als die Corona-Impfungen noch an vielen Orten vorgeschrieben waren und die Menschen Impfnachweise vorlegen mussten. Mit dem Wegfall der Pflicht zum Impfnachweispflicht stellte der Bund auch die Bezahlung der Apotheken für das Ausstellen der Impfzertifikate ein.
Viele Apotheken stellen deshalb auch bei ausdrücklicher Nachfrage keine Impfzertifikate mehr aus. Vereinzelt werden die Zertifikate in der Albert-Schweitzer-Apotheke noch nachgefragt und dort auf eigene Rechnung auch noch ausgestellt.
Die Situation im Pflegeheim
Die Alten- und Pflegeheime in der Region waren von der Pandemie besonders gebeutelt. Nicht nur, dass sich vieler Ort eine erhebliche Anzahl an Bewohnern infizierte. Es gibt viele Verstorbene zu beklagen und auch die Zeiten der Besuchsverbote und der Maskenpflicht sind an vielen nicht spurlos vorüber gegangen. Für die Mitarbeiter gab es eine höchst umstrittene Impfpflicht.
Keine Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes mehr
Nur zu verständlich ist deshalb, dass das Thema Corona für Tobias Weymann, Heimleiter des Christoph-Blumhardt-Hauses in Königsfeld, ein ganz sensibles ist. Anders als in vielen anderen Pflegeeinrichtungen habe das Haus vor der Einführung der Impfungen keinen Corona-Ausbruch zu verzeichnen gehabt. Nach den Impfungen verliefen Erkrankungen weitestgehend glimpflich und ohne Todesfälle, erinnert sich der Heimleiter.
Derzeit schniefen auch viele Senioren
Aktuell stellt man auch im Christoph-Blumhardt-Haus bei den Bewohnern einen Anstieg von Erkältungskrankheiten fest. Tests hätten aber bei ihnen in diesem Winter bislang zum großen Glück keine Corona-Infektion ergeben, so Tobias Weymann.
Mitarbeiter halte man an, sich bei Infekten krank schreiben zu lassen und zu testen. Zwingen könne man sie aber nicht. Tests werden bei Bedarf durch das Christoph-Blumhardt-Haus zur Verfügung gestellt. Vereinzelt habe es in den vergangenen Wochen unter den Mitarbeitern schon Corona-Infektionen gegeben.

Erste Bewohner hätten in diesem Herbst auch schon eine Auffrischungsimpfung erhalten, berichtet Tobias Weymann. Der Hinweis darauf und die Aufklärung sei aber eine klassische Hausarztaufgabe. Das Christoph-Blumhardt-Haus werde diesbezüglich nichts übernehmen. Wenn die Bewohner, deren Betreuer oder Angehörige die Impfung beziehungsweise jetzt die Auffrischung ablehnen, könne man letztlich auch nichts unternehmen.
Die Skepsis ist immer noch groß
Bei den Mitarbeitern schätzt er, dass rund 80 Prozent eine neue Auffrischungsimpfung erhalten hätten. 20 Prozent seien „da eher raus“, sagt der Heimleiter. Im vergangenen Jahr hätten sich noch mehr Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Impfpflicht aus Sorge um den Arbeitsplatz impfen lassen. Die Skepsis gegenüber der Corona-Impfung sei im Vergleich zur Grippeimpfung zudem grundsätzlich eher größer.
Wer erkältet ist, soll Maske tragen
Einen womöglich entscheidenden Schritt will das Königsfelder Alten- und Pflegeheim aber jetzt gehen. Besucher mit Erkältungssymptomen werden wieder ausdrücklich gebeten, Maske zu tragen, falls ein Besuch dennoch unbedingt gewünscht werde. Diese Bitte werde man auf eine medizinische Maske beschränken, da diese dem Gegenüber den notwendigen Schutz bieten, so Tobias Weymann. FFP2 Masken würden nicht eingefordert.