Es brauchte eine Baustelle und eine Sackgasse, um den 14-Jährigen zu stoppen, der sich mit der Polizei durch den halben Kreis eine Verfolgungsjagd geliefert hat. SÜDKURIER-Recherchen ergeben ein Protokoll einer unfassbaren Fahrt, die ein Jugendlicher mit dem Zweier-BMW seiner Eltern gemacht hat – an seiner Stoßstange immer die Polizei.
Als erster schlug der Nachbar Alarm. Ihm war am Dienstag in St. Georgen aufgefallen, wie ein Jugendlicher mit dem Auto der Eltern davonfuhr. Der Nachbar rief um 15.10 Uhr die Polizei, die Beamten des Reviers St. Georgen suchten nach dem schwarzen BMW, mit dem der junge Mann unterwegs war.
Aus Richtung Villingen hielten weitere Streifenbesatzungen nach dem Fahrzeug Ausschau. Auf der Höhe des Fast-Food-Restaurants entdeckten die Beamten dann den schwarzen BMW. Eines der Polizeiautos soll sich dann durch Überholen auch vor den Flüchtenden gesetzt haben.
Per Blaulicht und Anhaltsignal soll dem Jugendlichen im BMW schon seit einigen Kilometern klargemacht worden sein, dass er anzuhalten habe. Der vor dem BMW auf der Bundesstraße 33 fahrende Polizist konnte gemeinsam mit hinter dem Jugendlichen fahrenden Polizisten den BMW auf den Parkplatz an der Gaskugel zwingen.

Die Beamten gingen davon aus, den Wagen endlich gestoppt zu haben. Doch dann soll der 14-Jährige wieder stark Gas gegeben haben und um ein Polizeiauto herum auf der Gegenfahrbahn der Bundesstraße Richtung Bad Dürrheim geflüchtet sein. Mehrere Autos hätten im Gegenverkehr stark abbremsen müssen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.
Anschließend beschleunigte der 14-Jährige den Wagen laut Polizeibericht sehr stark und fuhr mit einer Geschwindigkeit von annähernd 180 Stundenkilometer in Richtung Dreieck Bad Dürrheim weiter.
Die Flucht führt in Richtung Autobahn
Von der Bundesstraße sei der BMW dann rechts abgebogen und in Richtung Marbach gefahren. Von dort aus weiter auf die Steinwiesenstraße und schließlich auf die Niederwiesenstraße in Fahrtrichtung Villingen. In diesem Bereich kam es laut Polizeibericht beinahe zu einem Unfall mit einem entgegenkommenden roten Auto. Kurz vor dem Marbacher Fischweiher bog der Jugendliche unvermittelt nach rechts in eine Wiese ein und fuhr wieder auf die Steinwiesenstraße zurück nach Marbach.
Laut dem Bericht einer Augenzeugin war er auch auf dem Rad- und Fußweg abgebogen, offenkundig, um die dicht hinter ihm fahrenden Polizisten abzuschütteln. Dies misslang. Wie weit der BMW auf dem Fuß- und Radweg fuhr, ist derzeit noch unklar. Auf dem Weg herrscht um diese Zeit ein gesteigertes Aufkommen vor allem von Radfahrern.
Fest steht: Der Wagen wurde von dem 14-Jährigen dann wieder zurück durch Marbach Richtung Bad Dürrheim gesteuert. Sowohl am Kreisel bei der Kirche als auch an der Linde ging es vorbei, die Polizei verfolgte den Mann durch den Ort nach Angaben von Zeugen auch mit Martinshorn. Nach Marbach und vor der B 33 soll der Wagen ein ganzes Stück auf dem rechts neben der Fahrbahn und mit einem Grünstreifen von der Straße abgetrennten Radweg gerast sein.
Eine Baustelle hilft den Verfolgern schließlich
Wie und wo genau wurde der Wagen gestoppt? Der Fahrer des BMW fuhr bei Bad Dürrheim weiter Richtung Donaueschingen. Dort ist auf halber Strecke die Autobahnauffahrt nach Stuttgart gesperrt. Genau auf diese Auffahrt lenkte er nun, der Asphalt ist hier in der langen Kurve der Zufahrt auf die Brücke abgetragen. Der BMW voraus, die Polizei hinterher.

In der Steigung ist eine Auffahrt der Straßenmeisterei, die Zufahrt ist von der Autobahn aus ebenfalls gesperrt. Hier zog der Jugendliche den BMW dennoch nach rechts, vorbei an Absperrungen. Damit war er in der Falle. Die Ausfahrt ist aktuell eine Sackgasse, auch hier wird gebaut. Ein Erdhaufen und eine tiefe Grube machten jede Weiterfahrt am Ende dieses Teilstücks unmöglich. Nach Augenzeugenberichten nahmen zwei Polizistinnen den Jungen fest. Allerdings versuchte er davor noch, zu Fuß zu flüchten.

Weshalb der junge Mann im Alter von 14 Jahren ein Fahrzeug so steuern kann, dass er von drei Polizeiautos nicht gestoppt werden kann, ist derzeit noch ebenso unklar wie das Motiv des Jungen, sich mit dem Wagen der Eltern auf der nachmittags dicht befahrenen Bundesstraße Richtung Villingen auf und davon zu machen.
Polizei bittet um Zeugenhinweise
Die Liste der Tatvorwürfe nach dieser gefährlichen Fahrt ist lang. Während der Tatzeit befanden sich viele Fahrzeuge auf der Straße, sodass es einem glücklichen Zufall geschuldet ist, dass keine Verkehrsteilnehmer zu Schaden gekommen sind.
Die Polizei bittet nun alle, die durch die Fahrweise des 14-Jährigen behindert oder gefährdet worden sind oder Personen, die entsprechende Beobachtungen im Zeitraum von 15 Uhr bis 17 Uhr gemacht haben, sich beim Polizeirevier Villingen unter der Telefonnummer 07721/6010 zu melden.