Die Schwarzwaldbahn ist, neben ihrer Bedeutung für Pendler und Reisende zwischen Bodensee und Rheintal, auch eine touristische Attraktion weit über die Region hinaus. Attraktiv scheint sie auch als Teststrecke für neue Sicherheitsmaßnahmen zu sein, welche die Bahn einführen möchte.

Seit Februar, so lautet eine aktuelle Meldung, sind die Zugbegleiter in den Zügen der Schwarzwaldbahn mit so genannten Bodycams ausgestattet. Das sind kleine Kameras, die an der Uniform befestigt werden und für eine begrenzte Zeit Videoaufnahmen speichern können. Bei der Polizei gibt es das schon länger.

Pilotversuch für ein Jahr

Diesen Pilotversuch, der ein Jahr dauern soll, begründet die Bahn mit der zunehmenden Gewalt von verärgerten und aggressiv auftretenden Bahnkunden gegenüber ihren Mitarbeitern.

Die Bodycam werde aber nicht ständig, sondern „ausschließlich in kritischen und eskalierenden Situationen und erst nach ausdrücklichem Hinweis aktiviert“, so die Deutsche Bahn. Und nur die Bundespolizei könne anschließend die Aufzeichnungen und die daraus gewonnen Daten auslesen und verwenden.

Warum es aber gerade die friedliche Schwarzwaldbahn ist, die für den Test ausgewählt wurde? Das lässt grübeln.

Aggressionspotenzial durch ausfallende Züge?

Liegt es an der unendlich scheinenden Geschichte von ausfallenden Zügen auf der malerischen Strecke zwischen Hausach und Villingen, die selbst den geduldigsten Bahnkunden zur Verzweiflung, ja vielleicht gar zum Jähzorn treibt, der dann an den Schaffnern ausgelassen wird?

Man erinnert sich mit Schaudern an vergangenes Jahr, als die Züge nur im Zweistundentakt kamen und gingen. Erst mit dem Abschleifen von im Jahr zuvor neu verlegten Gleisen konnte dieses Ärgernis im vergangenen November beendet werden.

Nun droht allerdings wieder Ungemach, der manchem Bahnkunden die Zornesader schwellen lassen könnte. Ab Mitte April sollen für dreieinhalb Wochen die Gleisstränge zwischen Triberg und Villingen erneuert werden, eine ‚ganz normale turnusmäßige Sanierung‘, wie es von Seiten der Bahn heißt.

Und wenn es zwischen all den Streckensperrungen, Schleifaktionen, Zugausfällen und Wutanfällen ganz blöde läuft, dann blockiert ein höchst aggressiver Stier, wie kürzlich in Villingen geschehen, die Gleise und sorgt für Ärger.

Das alles kann selbst den bravsten Passagier kirre machen.

Wobei – vielleicht ist alles auch ganz anders? Und die Bahn testet die Kameras lieber in Ruhe auf meist entspannten Strecken, bevor es um den Knallhart-Einsatz in den Metropolen geht? Wollen wir‘s hoffen – für die Schaffner, die Fahrgäste und den guten Ruf der Schwarzwaldbahn.