Zwei Schülerinnen unternehmen mit ihren Schülerfahrkarten des Verkehrsverbunds Move einen Ausflug mit dem Zug. Beide Fahrten enden mit Frust, Tränen und einer Bearbeitungsgebühr. Der Grund: Die Chips ihrer DeutschlandTickets JugendBW, so der offizielle Name, lassen sich nicht auslesen.

Doch von Beginn an. An einem Samstagnachmittag ist die 15-jährige Villingerin Marlene Buschle mit zwei Freundinnen mit dem Zug auf dem Weg nach Stuttgart. Irgendwann nach Oberndorf kommt der Fahrkartenkontrolleur.

Die drei Mädchen haben ihre Move-Schülerticketkarten dabei, die sie auch außerhalb von Schultagen in allen Nahverkehrszügen bundesweit nutzen dürfen. Eigentlich.

Plötzlich lässt sich der Chip nicht auslesen

Denn anders als bei ihren Freundinnen lässt sich der Chip auf Marlenes Karte nicht auslesen – obwohl er voll funktionsfähig ist, wie sie Tage später erfahren wird. Jetzt allerdings bekommt sie einen Strafzettel über 60 Euro ausgehändigt, völlig aufgelöst ruft sie zu Hause an. „Der Schaffner war barsch und ungehalten, sie hatte wirklich Angst“, erzählt ihre Mutter Meike Buschle.

Unschönes Erlebnis auf der Schwarzwaldbahn

Einige Wochen später sitzt Leonie Schlenker aus Dauchingen in der Schwarzwaldbahn mit Ziel Villingen. Auch die 17-Jährige hat ihr Move-Jugendticket dabei. Auf Höhe St. Georgen kommt der Schaffner, will ihren Fahrschein sehen. Auch hier will das Lesegerät des Bahnmitarbeiters das Ticket nicht akzeptieren. Auch Leonie bekommt nun einen Strafzettel, stolze 60 Euro soll auch sie berappen.

Ein Zug der Schwarzwaldbahn auf dem Weg nach Karlsruhe. Aber die Anbindung an andere Großstädte sieht deutlich komplizierter aus.
Ein Zug der Schwarzwaldbahn auf dem Weg nach Karlsruhe. Aber die Anbindung an andere Großstädte sieht deutlich komplizierter aus. | Bild: Block, Andreas

Und: Auch in Leonies Fall reagiert der Zugbegleiter wenig freundlich. „Sie war danach ganz schön fertig“, sagt Mutter Sabine Schlenker. Der Schaffner habe von dem Mädchen sofort die Personalien eingefordert und dabei offenbar sogar seine Bodykamera eingeschaltet.

Nach dem Strafzettel ist viel Rennerei nötig

Meike Buschle und Sabine Schlenker verstehen nach den Vorfällen die Welt nicht mehr.

Neben eingeschüchterten Kindern und viel Gerenne, das sie nun haben, werden sie am Ende nämlich auch noch zur Kasse gebeten.

Jeweils 60 Euro Strafe sollten zwei Schülerinnen bezahlen, weil die Chips ihrer Schülerfahrkarten nicht lesbar waren.
Jeweils 60 Euro Strafe sollten zwei Schülerinnen bezahlen, weil die Chips ihrer Schülerfahrkarten nicht lesbar waren. | Bild: Meike Buschle

Mit den Strafzetteln müssen sie zunächst zur Move-Geschäftsstelle, um sich dort bestätigen zu lassen, dass die Fahrkarten ordnungsgemäß bezahlt und funktionsfähig sind.

Die Bestätigung muss dann zum Schalter der Deutschen Bahn, um den 60-Euro-Strafzettel stornieren zu lassen.

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Gibt es dort eine Entschuldigung für all den Aufwand? Fehlanzeige. Stattdessen müssen die Mütter für die Stornierung auch noch eine Bearbeitungsgebühr von sieben Euro berappen. „Das ist wie im falschen Film“, sagt Meike Buschle. „Wir haben doch nichts falsch gemacht“, so auch Sabine Schlenker.

Ein Arbeitsschritt, der Bearbeitungsgebühr kostet

Sieben Euro zahlen, obwohl man eigentlich keine Schuld hat? „Wir haben da festgelegte Prozesse“, kommentiert ein Bahnsprecher die Situation. Funktioniere ein Chip auf einer Fahrkarte nicht richtig, gelte diese eben als ungültig und es werde ein erhöhtes Beförderungsentgelt fällig.

Eine Stornierung sei ein weiterer Arbeitsschritt, der Bearbeitungsgebühr koste. „Ob in dem konkreten Fall die DB Regio auf das Bearbeitungsentgelt besteht, darauf hat Move keinen Einfluss“, kommentiert Michael Podolski, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes.

Die Chips der Schülerkarten und die Lesegeräte der Bahn – ist das vielleicht gar ein allgemeines Problem? Sowohl Meike Buschle als auch Sabine Schlenker bekommen nach eigenen Angaben bei Move und Bahn zu hören, dass so etwas „öfter vorkomme“.

Sie selbst kenne ein weiteres Kind, das ein ganz ähnliches Erlebnis hatte, so Sabine Schlenker.

Der Bahnsprecher allerdings will Probleme mit den Lesegeräten nicht bestätigen. „Generell ist das nicht der Fall, wir hatten nur in der Vergangenheit bei der Umstellung der Karten Schwierigkeiten“, betont er.

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Keine grundsätzlichen Probleme bekannt

„Wir haben keine vermehrten Probleme mit der Kontrolle unserer Jugendtickets in den Zügen“, so auch Michael Podolski. Die Chipkarten entsprächen den üblichen Standards und seien generell durch die Prüfgeräte auslesbar.

Die Fahrscheinkontrolle in den Zügen der Region werde ausschließlich durch Personal oder Dienstleister des Betreibers, etwa DB Regio oder SWEG, erledigt. „Grundsätzliche Probleme mit deren Prüfgeräten sind uns nicht bekannt“, so Podolski.

Meike Buschle jedoch sieht die ganze Sache so: „Das wirft nicht gerade ein gutes Licht auf die Bahn.“

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