Ein Jugendstil-Juwel voller Schmuckstücke, das ist das Gut Berneck oberhalb von Schramberg. 1910/11 wurde es von Arthur Junghans als Stadtvilla erbaut, später war es Krankenhaus und stand dann lange Jahre leer.
Jetzt wurde es von der Familie Steim, den heutigen Inhabern der Firma Junghans, aufwändig renoviert.
Wobei das ganze Unterfangen natürlich kein Selbstzweck ist. Die Eigentümer haben genaue Vorstellungen, was sie mit dem Anwesen anfangen wollen.
Gut Berneck dient nämlich nun als Gästehaus. Neun schicke Suiten, ausgestattet mit Möbeln, die Unternehmer Hans-Jochem Steim vom Züricher Savoy-Hotel erstanden hat, bieten Platz für die Gäste der Firmen Junghans und Kern-Liebers. Beide Unternehmen befinden sich im Besitz der Familie Steim.

Aber auch für Firmenveranstaltungen oder Familienfeiern, wie Steim im Gespräch betont, soll das Baudenkmal einen stilvollen Rahmen bieten. Einen regulären Hotelbetrieb plant Steim allerdings nicht.
Die aufwändige Renovierung begann 2021. Es galt, Zwischenwände herauszunehmen, die für den Krankenhausbetrieb eingezogen wurden. Die Buntglasfenster mit Blick übers Tal mussten sorgsam renoviert werden.
Der mächtige Kronleuchter im Eingangssaal war instandzusetzen, „hier fehlte die Hälfte“, so Steim. In Ilmenau fanden sich die Handwerker, die das konnten.
Unzählige weitere Arbeiten kamen hinzu. Beispielsweise wurde eine Küche eingebaut, damit die Gäste auch ein Frühstück bekommen. Und ein Steg angebaut, der auf halber Höhe um das Gebäude herumführt.
Wechselvolle Geschichte
Die denkmalgeschützte Villa ist nun aber auch zu einem Museum geworden, gewissermaßen. Steim, der bereits eine Sammlung von Oldtimern sein eigen nennt, und eine Uhrensammlung im Junghans-Terrassenbau in Schramberg zeigt, hat auch eine Sammlung beeindruckender mechanischer Musikinstrumente erworben.
Musiktruhen, die mit einem Groschen gefüttert werden müssen, um „Carmen“ abzuspielen, ein echter Steinway-Flügel, der alleine spielen kann, und zwar Stücke, die unter anderem Vladimir Horovitz und andere berühmte Pianisten der Weltgeschichte eingespielt haben. Auf dem man aber auch einfach so spielen kann, wenn man mag und kann.
Wer hier nach einem modernen Abspielgerät sucht, liegt falsch: Eine rote Papierrolle mit eingestanzten Löchern, Druckluft und eine ausgefeilte Ventiltechnik machen das Wunder möglich. „Wie das damals mit den Aufnahmen funktioniert hat, ist heute unbekannt“, weiß Hans-Jochem Steim.
Drehorgeln in allen Formen und Farben, aber auch der Original Billardtisch von Arthur Junghans aus dem Jahr 1911 zieren die Räume, der Queue-Schrank und die über 100 Jahre alten Billardkugeln sind ebenfalls noch vorhanden.
Das Prunkstück der Sammlung, die zuvor in Leinfelden-Echterdingen stand, ist sicher die fast raumfüllende Schiedmayer-Orgel mit 600 Pfeifen, die bei der Einweihung am 10. September, anlässlich des Tags des Denkmals, auch gespielt wird. Sie wurde 1920 für einen Stuttgarter Arzt gebaut, in voller Pracht war sie später nie mehr zu aufgebaut, erst jetzt wieder in Schramberg.
Und hier wurde gar eine eigene Brandschutztüre unter der Orgel nötig, eine aufwändige Konstruktion mit Seilzügen, eigens angefertigt für Gut Berneck und seine Schiedmayer-Orgel.
Auch ein Teil der Junghans-Uhrensammlung findet dieser Tage noch ihren Platz im Gut Berneck, die wertvollen Stücke kommen hinter Glas, darunter sind nämlich auch über 250 Jahre alte Zeitmesser.
Unterirdische Gänge unter der Junghans-Burg
Eine Besonderheit der Junghans-Burg, wie sie die Schramberger auch nennen, sind die unterirdischen Gänge, in Sandstein gehauen, sie dienten lange Jahre den Schwestern, deren Wohnheim oberhalb von Gut Berneck liegt, um einigermaßen trockenen Fußes ins um 1965 erbaute Krankenhaus unterhalb der Villa zu kommen. Einigermaßen deshalb, weil es da unten auch recht feucht sein kann.

Steuerzahler hilft bei Renovierung
Die historische Bedeutung der Stadtvilla, aber sicherlich auch Hans-Jochem Steims gute Beziehungen in die Landes- und Bundesregierung trugen dazu bei, dass die Renovierungskosten zu etwa einem Drittel aus öffentlicher Hand kommen: Drei Millionen Euro steuert der Bund bei, 400.000 Euro kommen vom Landesdenkmalamt und 120.000 von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg.