Ein traumhafter Sonnenuntergang liegt über der Wälderstadt. Ein paar Spaziergänger genießen den herrlichen Spätsommerabend mit der Stille in der Spiegelhalde am Eingangsbereich der Verbindungsstraße zum Jostal. Es ist ziemlich genau 19 Uhr. Dann ist es plötzlich vorbei mit der Ruhe.

Martinshorn und Blaulicht bestimmen ab diesem Augenblick das Geschehen im Bereich der Heliosklinik in Titisee-Neustadt. Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr Titisee-Neustadt und des Deutschen Roten Kreuz (DRK) strömen aus allen Himmelsrichtungen herbei und bestimmen das weitere Geschehen.
Aber was ist passiert? Aus der Leitstelle kommt die Meldung einer schweren Verpuffung in den Kellerräumen der Helios-Klinik. Nahezu zeitgleich kommt es auf einem Landwirtschaftsweg unmittelbar hinter dem Krankenhaus zu einem Verkehrsunfall zwischen einem Traktor und einem voll besetzten Auto mit Personenschaden.

Ein Szenario, was man nicht braucht – und gut, dass es sich nur um eine groß angelegte Katastrophenschutzübung handelt.
Dennoch ist sie eine große Herausforderung für alle Beteiligten von Feuerwehr, Rettungsdienst und die Bediensteten der Heliosklinik. „Es werden vor allem die Führungsstrukturen geübt, es konnte erfolgreich ein Klinikstab etabliert werden, der in Kommunikation trat mit den Stäben der Feuerwehr und dem Rettungsdienst“, erklärt Heiko Schweizer von der Heliosklinik, der die Katastrophenschutzübung leitete.
Während aus den Katakomben der Klinik künstlicher Rauch ausströmt, dringen Wehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Titisee-Neustadt mit den fünf Ortsteil-Einheiten mit schwerem Atemschutz auf den Inneneinsatz mit der Personenrettung vor.
Zwölf Personen gelten als vermisst
Es gilt zwölf vermisste Personen zu bergen, die über Reizhusten und Übelkeit klagen. Nach der Bergung durch die Feuerwehr werden die Patienten durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) versorgt.

Vier Personen müssen fiktiv mit Rettungshubschraubern in andere Kliniken ausgeflogen werden.
Unterdessen herrscht auch hinter dem Klinikgebäude rege Betriebsamkeit. Längst sind weitere Trupps von Feuerwehr und Roten Kreuz an der Unfallstelle eingetroffen, wo sich eine Transport-Schiene des Traktors in die Windschutzscheibe des Autos gebohrt hat.
Es gibt Verletzte. Mit einem bei Verkehrsunfällen oft eingesetzten Spreizer werden die Türen des Autos geöffnet, die verletzten Personen an Ort und Stelle notärztlich versorgt und dann in die Heliosklinik eingeliefert.
„Es hat soweit alles ganz gut geklappt“, bilanziert Rainer Vogelbacher zufrieden. Der stellvertretende Kommandant der Ortsteilwehr Schwärzenbach war mit seinen Kollegen in die Planung der groß angelegten Übung mit eingebunden.

Nach gut zwei Stunden ist die wohl bisher größte Katastrophenschutzübung der Klinik Geschichte. „Es war eine sehr erfolgreiche Übung heute Abend an der Klinik und eine Besonderheit insgesamt überhaupt so eine große Übung an einem Krankenhaus durchzuführen.
150 Beteiligte bei der Übung
Insgesamt 150 Beteiligte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Ortsvereinen und der Polizei waren beteiligt“, zieht Einsatzleiter Heiko Schweizer positiv Bilanz.
Unmittelbar nach dem Ende traf sich auch der Einsatzstab für eine erste Bestandsaufnahme. „Für ein abschließendes Fazit ist es aus meiner Sicht noch zu früh. Es war ein sehr forderndes Szenario, was uns teilweise auch an unsere Grenzen gebracht hat. Ich glaube, wir haben gezeigt, dass wir auch an solchen Situationen wachsen und uns auch in der Stabsarbeit zusammen finden“, erklärte die Ärztliche Direktorin der Heliosklinik Titisee-Neustadt, Constanze Vollmer.
Allerdings werde es einige Punkte geben, bei denen nachzuschärfen sei. Dafür dürfte es Ende Oktober eine Nachbesprechung geben. Im Augenblick aber galt für Vollmer der Dank an die Einsatzkräfte.