Es war am 13. Februar, als Luzia Krug in ihrem Zuhause in Donaueschingen Brustschmerzen in der linken Seite bekam. „Mein Partner brachte mich ans Klinikum nach Donaueschingen. Dort schickte die Leitstelle einen Rettungswagen, der mich nach Villingen-Schwenningen in die Notaufnahme brachte“, erzählt Krug.

Da war es 15 Uhr.

Im Krankenwagen erhielt die 59-Jährige Paracetamol. Die Schmerzen aber blieben. „In der Notaufnahme wurde ich zuerst in einem Flur abgestellt, später in einen Seitenraum geschoben. Dorthin kam dann ein Pfleger. Er war sehr hektisch“, sagt Krug.

Covid-Test verweigert?

Und weiter: „Dann wollte er zuerst einen Covid-Test bei mir machen. Er steckte mir das Stäbchen richtig aggressiv rein, tief runter in den Hals. Ich weiß, dass das unangenehm ist. Aber weh muss das nicht tun. Nicht so sehr.“ Aus Reflex habe sie dem Pfleger dann den Arm weggeschlagen: „Der Pfleger sagte dann: ‚Das wird notiert. Frau Krug verweigert den Coronatest‘. Dabei habe ich das gar nicht.“

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Anschließend musste die Donaueschingerin warten. Irgendwann, so erzählt sie weiter, sei eine Ärztin gekommen und habe einen Ultraschall gemacht. Krug wartete danach auf das Ergebnis – bis 0.15. Es war mittlerweile der 14. Februar. Krug: „Dann kam ein anderer Arzt zu mir. Er sagte: ‚Jetzt wissen wir, was Sie haben. Den Rest werden Sie selbst auf die Reihe kriegen.‘ Von einer stationären Aufnahme war nicht die Rede.“ Krug sagt, dass ihre Not ausgenutzt wurde.

Bevor Krug ging, habe ein Pfleger ihr „in einem Zug“ alle Anschlüsse des EKG abgerissen. „Ich war zuvor noch nie in der Notaufnahme in Villingen und dachte mir nur: Nichts wie weg.“ Die Schmerzen, wegen denen die 59-Jährige ursprünglich eingeliefert worden war, waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht weg.

Und was sagt das Klinikum dazu?

„Die Notaufnahme dient als Anlaufstelle für akut Schwerstkranke und Verletzte. Die Aufgabe der Notaufnahme ist es, vitalbedrohlichen Notfälle wie beispielsweise Patienten mit Schlaganfall, Herzinfarkt oder schweren Unfallverletzungen zu versorgen“, so Pressesprecherin Sandra Adams, nachdem Luzia Krug das Krankenhaus von seiner Schweigepflicht befreit hatte, um auf die SÜDKURIER-Anfrage antworten zu können.

Die Reihenfolge der Behandlung werde nach Dringlichkeit vorgenommen: Deshalb erfolge in der Notaufnahme eine Ersteinschätzung durch besonders geschulte Mitarbeiter. Adams: „Leben retten hat bei uns in der Notaufnahme auf jeden Fall Vorrang – das ist sicher jedem verständlich.“

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Man sehe häufig Fälle in der Notaufnahme, bei denen keine lebensbedrohliche Situation vorliegt – das sei dank der Ersteinschätzung und ersten Untersuchungen auch relativ schnell klar. Selbstverständlich gehöre es trotzdem zu den Klinik-Aufgaben, die Patienten sehr genau und gemäß Fachstandards zu untersuchen und je nach Bedarf zu behandeln. „Nur so können wir beispielsweise ausschließen, dass eine ernsthafte Erkrankung den Beschwerden zu Grunde liegt“, sagt Adams.

Und weiter: „Wenn in der Notaufnahme besonders viele Notfälle gleichzeitig oder innerhalb kurzer Zeit eintreffen, kann es bei weniger dringlichen Fällen einige Zeit in Anspruch nehmen, bis alle notwendigen Untersuchungen abgeschlossen sind und die Ergebnisse vorliegen. Uns ist bewusst, dass das für die Betroffenen mit Unannehmlichkeiten wie langen Wartezeiten verbunden sein kann, dafür bitten wir um Verständnis.“

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Patienten, die Fragen zu ihrer Behandlung haben oder ein Feedback geben möchten, könnten sich direkt an das Patientenservice-Team oder an die Patientenfürsprecher wenden. Gerne besprechen die im direkten Kontakt das jeweilige Anliegen.

Pflegerin stellt Handy zur Verfügung

Ein positives Erlebnis erlebte Krug aber doch: „Gegen 1 Uhr kam eine junge Pflegerin rein und drückte mir ihr privates Handy in die Hand. So konnte ich meinen Partner anrufen, der mich gegen 1.30 Uhr letztlich abholte. Er hatte zuvor mehrere Male im Krankenhaus angerufen und nach mit gefragt, aber keine Antwort erhalten.“

Am Morgen desselben Tags, erzählt Krug, rief sie ihren Hausarzt an. Der stellte eine Rippfellentzündung zwischen Lunge und Herz fest. Mit Antibiotika heilte das aus, der 59-Jährigen geht es wieder gut. Über die VS-Notaufnahme sagt sie: „Ich hoffe, dass mir so etwas nie wieder im Leben passiert – und auch nicht anderen Menschen.“