Mehrere Wohnbauprojekte in der Region stecken in der Krise. Zuletzt traf es beispielsweise Vorhaben in Villingen-Schwenningen wie den Oberen Brühl oder das Eschelen-Carré. Ticken die Uhren in Bad Dürrheim anders?
Davon gehen offenbar Michael und Jürgen Rebholz sowie Joachim Limberger aus. Mit ihrem Immobilienunternehmen Best Holding planen sie jetzt ein größeres Projekt in der Kurstadt. Unter der Bezeichnung Südtor sollen zwischen Salinen- und Huberstraße etwa 75 Wohnungen und voraussichtlich auch Gewerbeflächen entstehen.
Ungewöhnliche Form sorgt für Blickfang
Werden sie dafür Mieter finden? „Zwei Jahre ist beim Neuwohnungsverkauf fast nichts mehr gelaufen“, räumt Geschäftsführer Michael Rebholz ein. „Aber es muss halt alles stimmen.“ Dafür, dass alles stimmt, wollen die drei Unternehmer den entsprechenden Aufwand treiben.

Schon auf den ersten Blick fällt die ungewöhnliche Form der Bebauung auf – ein abgerundetes Dreieck. Zwischen dem Erdgeschoss und den Wohnetagen ist eine begrünte Plattform vorgesehen. Diese Trennung ist nicht nur ein optischer Blickfang. „In dieser Lage ist das Wohnen im Erdgeschoss nicht gerade der größte Hype“, erklärt Rebholz.
Entkoppelt vom Verkehrslärm
Oberhalb der Plattform sollen die Mieter und Eigentümer abgeschirmt sein vom Lärm durch Verkehr und Gewerbe. Für das Erdgeschoss schwebt den Planern nämlich vor, beispielsweise Räumlichkeiten für Einzelhändler einzurichten.
Die untere Ebene könnte außerdem Platz bieten für Keller und Parkplätze. „Wir haben keine direkten Pläne für das Erdgeschoss“, sagt Michael Rebholz. „Wir gucken, wer sich meldet.“ Im Bebauungsplan sei die Nutzungsweise jetzt auf Urbanes Gebiet geändert worden. Das ermögliche mehr Spielraum als die Kategorisierung als Mischgebiet.

Der Wohnbereich werde als Bauträgerprojekt ausgeführt und in Teileigentum zerlegt. Die etwa 75 Wohneinheiten reichen laut den vorläufigen Plänen von ein- bis vier Zimmer. Außerdem soll es Penthousewohnungen geben.
Vier Wände reichen heute nicht mehr
Bei der Ausstattung zeigt sich, dass Bauträger heutzutage mehr bieten müssen als nur Wohnräume. Deshalb wollen die Rebholz-Brüder und Joachim Limberger am Südtor einen Teil der Gebäudefläche für gemeinschaftliche Nutzung vorhalten.
Zwei Saunas finden sich im Grundriss sowie ein Fitness-, ein Ruhe- und ein Wäscheraum. Aber auch das reicht für heutige Ansprüche an Immobilien offenbar noch nicht. Für die Nutzung von Sauna und Fitnessgeräten sei ein Buchungssystem angedacht.

Ein solches bräuchte es ebenfalls für eine weitere Idee von Michael Rebholz: das Carsharing. Dabei gehe es aber nicht einfach nur darum, Elektrofahrzeuge bereitzustellen. „Ich dachte eher an Fahrzeuge, die man nicht regelmäßig braucht wie einen Kleinbus.“ Ziel sei es, Zweitwagen überflüssig zu machen.
Neue Wege beim Thema Energie
Ganz andere Aspekte als reine Annehmlichkeiten spielen für das Team bei der Konstruktion des Gebäudes eine Rolle. Barrierefrei soll es werden und bei der Energieeffizienz dem KfW-40-Standard entsprechen. Gedeckt werden soll der Energiebedarf durch eine Kombination aus Wärmepumpe, Gasheizung und Photovoltaik.
Beim Thema Heizen wollen die Planer komplett auf Wasser verzichten. Die Wohnungen sollen mit Split-Klimaanlagen ausgestattet werden. Bei denen sorgen ein Außen- und ein Innengerät wahlweise für Wärme oder Kälte. Das Warmwasser für Waschbecken, Dusche und Co. soll am Südtor per Durchlauferhitzer erzeugt werden, also individuell für jede Wohnung. Michael Rebholz sieht bei diesem System gleich mehrere Vorteile. Die Wohnung müssten nur noch mit Strom und Kaltwasser versorgt werden.
Rebholz geht davon aus, dass der Solarstrom zu 100 Prozent innerhalb des Gebäudes verbraucht werde. Bei angestrebten Mieterstrommodell seien die Bewohner zwar auf das Hausnetz festgelegt, bekämen den Strom der Photovoltaik dafür jedoch für einen Anteil an Versicherung und Rücklagen geliefert.

Holz soll für Nachhaltigkeit sorgen
Auch ganz grundsätzlich sollen beim Südtor neue Wege eingeschlagen werden. Laut Michael Rebholz werde eine Bauweise komplett oder teilweise aus Holz geprüft. „Wir wollen den Qualitätsstandard nachhaltiges Bauern erreichen und das geht in Massivbauweise fast gar nicht mehr.“ Die Gebäudehöhe – das oberste Penthouse ist im siebten Obergeschoss – sei kein Problem. Eher schon Schallschutz und Brandschutz. „Dann wird die Wand halt zwei Zentimeter dicker.“
Enge Räume gegen Finanzierungsengpässe
Die zukünftigen Bewohner müssen angesichts der derzeitigen Baupreise und Zinsniveaus trotz allen Komforts in einem Punkt Abstriche machen. Best Holding setzt auf eine extrem kompakte Bauweise, also auf kleine Wohnungen. Die kleinste Zwei-Zimmer-Ausführung ist gerade mal 53 Quadratmeter groß, bei einem Zimmer geht es runter bis auf 27 Quadratmeter. Jeweils mit Terrasse.

Hauptgrund dafür: Bei solchen Vorhaben sei die Finanzierung inzwischen ein Problem. Das Unternehmen werde den Markt daher zuerst mit einem anderen, kleineren Objekt testen. „Aber wir haben es nicht eilig“, sagt Michael Rebholz. Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern und die Zinsbedingungen verbessern, könne die Umsetzung schon Ende 2025 starten. Das Team kalkuliert mit zwei bis drei Jahren Bauzeit.
Wie die Macher ihre Marktchancen einschätzen
Negativ-Beispiele aus Villingen-Schwenningen schrecken Jürgen Rebholz nicht. „Bad Dürrheim ist ein anderer Standort.“ Und für Joachim Limberger ist das entscheidende Argument: „Es gibt kein aktuelles Wohnungsangebot dieser Art in der Stadt.“ Für Michael Rebholz steht fest: „Der Markt ist da und das Geld ist da.“
„Wer ein Penthouse kauft, den interessiert die Finanzierung nicht.“Michael Rebholz, Best Holding
Und für welche Wohnung würden sich die drei Planer selbst entscheiden? Michael Rebholz zögert keine Sekunde: „Das Penthouse in der Südwest-Ecke, ganz oben.“ Joachim Limberger gibt sich ebenfalls als Penthouse-Fan zu erkennen. „Wir leben über unsere Verhältnisse“, scherzt Michael Rebholz. Nur sein Bruder Jürgen hat kein Interesse an einer Südtor-Wohnung. „Ich wohne bereits in einem Geschäftshaus mitten in der Stadt“, sagt er. „Im Penthouse.“