Die Landesapothekenkammer warnt erneut vor Engpässen bei verschiedenen Medikamenten. Vor allem Fiebermittel und Hustensäfte für Kinder seien schwer zu bekommen. Doch wie schlimm ist die Situation wirklich?
Medikamente nicht lieferbar
„Ja, im Augenblick sind viele Medikamente schon nicht mehr lieferbar“, sagt Birgit Rupp von der Vita-Apotheke im Schwarzwald-Baar-Center. Viele Apotheken versuchten momentan, sich einen kleinen Vorrat an kritischen Arzneimitteln wie Antibiotika zuzulegen.

Ein wirkliches Hilfsmittel gegen die Knappheit gebe es allerdings nicht: „Früher haben wir oft ein oder zwei Einheiten eines Medikamentes bestellt, heute sind es regulär eher 20 oder 30 Einheiten“, gibt Rupp zu. Ob und wann eine Besserung eintrete, könne in der Branche keiner sagen.

Antibiotika „sehr, sehr knapp“
Auch Frauke Grimm von der Klosterring-Apotheke in Villingen kann aus dem Nähkästchen plaudern, wenn es um Arzneimittelknappheit geht: „Antibiotika, Cholesterin- und Blutdrucksenker sind sehr, sehr knapp momentan“, erklärt sie.
Kunden müssen vertröstet werden
Das Anlegen von Vorräten sei bei der allgemeinen Knappheit momentan sehr schwierig: „Oft müssen wir Kunden vertrösten oder wieder an den Hausarzt verweisen, der dann versucht ein ähnliches, alternatives Präparat zu verschreiben, welches vielleicht leichter beziehbar ist“, räumt Grimm ein. Die Apotheken selbst könnten oft recht wenig tun und die Hausärzte seien gefragt, um eine Lösung für teils schwer lösbare Fälle zu finden.
Auch in der Kurstadt Bad Dürrheim sieht die Situation nicht besser aus: „Die Situation ist viel schlimmer als noch vor einem Jahr“, meint Faisal Joulak von der Salinen-Apotheke: „Wir haben momentan oft Schwierigkeiten mit unserer Kundschaft, die gewohnt ist, ein gewisses Arzneimittel zu bekommen und momentan oft mit leeren Händen nach Hause geht“, schildert Joulak die Situation.
Viele reagieren enttäuscht
Eine Reaktion auf die Enttäuschung sei oft schwierig und ein Vertrösten der Kundschaft über mehrere Wochen sei nicht selten. „Wir müssen oft kleinere Mengen bestellen als gewünscht und bei Kombipräparaten können wir nur Teile der Bestellung erfüllen, es ist sehr schwierig“. In der Corona-Zeit sei die Arzneimittel-Verfügbarkeit viel besser gewesen. Woran dies liege, könne Faisal Joulak allerdings auch nicht beantworten.
Eine Antwort auf diese Frage glaubt Thomas Karcher von der Paradies-Apotheke in Villingen zu haben: „Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist den Apotheken offensichtlich nicht wohlgesonnen und bekämpft diese in ihrer momentanen Form eher, als dass er sie unterstützt“, sieht Karcher die Schuld bei der Politik.

Lieferengpässe Alltag
„Lieferengpässe bei Medikamenten gehören inzwischen leider zum Alltag“, berichtet Klinikumssprecherin Sandra Adams. Im Klinikum gelingt es, mit der Situation umzugehen, indem die Ärzte zum Beispiel auf andere Hersteller oder Präparate ausweichen. Das sei allerdings nur mit sehr viel Aufwand möglich und koste viel Zeit, Tendenz steigend.