Die Sozialdemokratin Derya Türk-Nachbaur ist in ihre zweite Amtsperiode als Mitglied des Deutschen Bundestages gestartet. „Ich bin am Montag nach der Wahl wieder mit dem Zug nach Berlin gefahren“, schildert die Bad Dürrheimerin. Seither steht sie im Sturm der auch international verursachten Ereignisse sowie der Neubildung einer Regierungskoalition.
„Zwei Abgeordnete sind gut“
Die Bad Dürrheimerin begrüßt es, „wieder zwei Angeordnete den Wahlkreis im Bundestag vertreten können“, wie sie formuliert. Sie betont: „Es zeichnet sich ab, dass beide Abgeordnete aus Schwarzwald-Baar auch der angestrebten Regierungskoalition angehören könnten.“ Gemeint ist ihr alter und neuer Bundestagskollege Thorsten Frei von der CDU.
Eine der spannenden Fragen an die 51-Jährige ist, welche Wahl sie selbst im Deutschen Bundestag demnächst treffen wird, wenn die Kanzlerwahl ansteht.
Derya Türk-Nachbaur ist eine kritische Stimme, wenn es in den vergangenen Jahren um die Kommentierung von Friedrich Merz und seine Aktivitäten ging. Wird sie dem Christdemokraten ihre Stimme geben können, wenn die Koalition ihren Kanzler wählt?

Die Sozialdemokratin umkurvt die Frage nicht. Sie sagt wörtlich: „Als Privatperson habe ich da meine Schwierigkeiten.“ Ob Merz „das Land einer positiven Zukunft zuführen“ könne, „da habe ich meine Zweifel“.
Sie ergänzt: „Ich lasse mich aber jetzt noch gerne durch gute Inhalte von ihm überzeugen.“
Ende der Durchsage? Nicht ganz: Sie ergänzt ihre Offenbarung schließlich noch im Gesprächsverlauf. Es müsse bei der Kanzlerwahl letztlich „um das Land und nicht um die Person“ gehen.
Zu aktuellen Finanzierungs-Herausforderungen
Sie zeigt sich „froh darüber, dass jetzt rasch Stabilität mit der Einigung über die Sondervermögen“ für Verteidigung und Infrastruktur erzielt worden sei. Sie hinterfragt aber gleichzeitig dieses Ergebnis mit der Anmerkung, dass „dies genauso gut schon vor einigen Monaten hätte erreicht werden können“.
Für ihre zweite Amtsperiode erhofft sie sich, „dass ich im Internationalen weiterhin tätig bleiben kann“. Sie weiß aber auch: „Personalien werden erst am Schluss geklärt.“ Die gebürtige Paderbornerin, die mit ihrer Familie in Bad Dürrheim lebt, ist auf diesem Sektor vielfach aktiv.
Als Obfrau der SPD-Fraktion in der Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“ ist die Alevitin auch aktuell tief eingebunden.
Die Bundesregierung holt mit Sonderflügen afghanische Bürger nach Deutschland. „Diese Personen sind alle zigfach Sicherheit-überprüft und dürfen mit ihren Familien einreisen, weil sie ihren Kopf für die Arbeit mit Nato-Staaten hingehalten haben“, schildert sie.
Als Berichterstatterin der Fraktion ist die Mutter von vier Kindern außerdem beim Thema Ukraine eingebunden.
Ihre Arbeitsleistung drückt sich unter anderem in einer hohen Anzahl von Reden vor dem Bundestag aus. „30, 40? Ich weiß es gar nicht genau“, sagt sie selbst dazu.
„Entspannung bei der Bahn gelernt“
Die langjährige Stadträtin der Kurstadt sagt, sie fahre „nach wie vor, wann immer es geht, mit dem Zug nach Berlin oder zurück“. Nie geflogen? „Vielleicht fünf Mal in den ersten vier Jahren“, schätzt sie. Mit der Unpünktlichkeit der Bahn habe sie „selbst Entspannung gelernt“, sagt sie schmunzelnd.
Die langjährige SPD-Kreisvorsitzende war als Stadträtin eine teils impulsiv auftretende Kämpferin, die einmal sogar ein von ihr frisch zerrissenes Dokument einer anderen Stadträtin auf den Ratstisch geknallt hatte.
Wo sie auf Social Media zu finden ist
Derya Türk-Nachbaur hat ihre Social-Media-Präsenz mittlerweile entscheidend verändert. „Meinen Account auf der früheren Twitter-Plattform werde ich kündigen“, sagt sie unter Bezugnahme auf Elon Musk. „Zu viele Trolle“ seien ihr da mittlerweile aktiv, erklärt sie. „Vor allem auf Instagram“ sei sie heute hauptsächlich mit Posts vertreten.