Zum Gala-Abend serviert die Geschäftsführung der Tannheimer Nachsorgeklinik die Gala-Nachricht: Das Therapie-Haus will und muss weiter weiter wachsen. Dass nun statt einer zweiten Klinik direkt am Stadtrand von Berlin eine Tannheimer Wiese als Standort auserkoren ist, bezeichnet VS-Oberbürgermeister Jürgen Roth als „super für unsere Stadt“.

Die Tannheimer Nachsorgeklinik will erweitern – auf diesem Parkplatz und über der Straße entlang der Stellplatzflächen.
Die Tannheimer Nachsorgeklinik will erweitern – auf diesem Parkplatz und über der Straße entlang der Stellplatzflächen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Mehr qualifizierte Arbeitsplätze in VS und ein Segen für Menschen, die mit schweren Krankheiten kämpfen und teils über ein Jahr lang auf einen Therapieplatz warten. Hinter dieser Erkenntnis steckt eine über zweijährige Geschichte des stillen Verhandelns der Tannheimer. Am Rande der Bundeshauptstadt Berlin war bereits ein Bestandsgebäude analysiert und überplant. Eine zweite Tannheim-Klinik sollte entstehen, 750 Kilometer entfernt von Villingen-Schwenningen – kann das gut gehen?

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Roland Wehrle und Thomas Müller nahmen mehrere Anläufe für das Projekt, um es nach über 24 Monaten nun endgültig abzublasen. Zu schwierige Gespräche waren ein Grund dafür, nicht hundert Prozent optimale Voraussetzungen in dem Berliner Objekt ein anderer. Das Ergebnis all dessen: Die zweite Tannheim-Klinik wird nun einfach in Tannheim gebaut statt bei Berlin. Für VS und Schwarzwald-Baar ein Erfolg.

So soll das neue Tannheimer Kinderhaus erbaut werden: Unter der Grasnarbe und auf dem Bestandsgelände.
So soll das neue Tannheimer Kinderhaus erbaut werden: Unter der Grasnarbe und auf dem Bestandsgelände. | Bild: Büro Rebholz

Wir brauchen mehr Behandlungsfläche“, sagte Roland Wehrle jetzt vor den Gals-Gästen am 30. April als Erklärung für den Schritt. Die Gesellschaft sei weitgehend schuldenfrei, erklärt Geschäftsführer Thomas Müller. Die noch günstigen Finanzierungsmöglichkeiten machen den Schritt zusätzlich verlockend.

Michael Rebholz
Michael Rebholz | Bild: SK

Die Herausforderungen sind vielschichtig: Schon heute ist es schwer, Personal zu finden. Das ist das Eine. Hinzu kommt die Bestimmung der Erweiterungsfläche. Architekt Michael Rebholz erklärt, dass ein Teil der Erweiterung auf dem bestehenden Parkplatz-Gelände am Waldrand vorgesehen sei, einen zweiten Teil auf der anderen Seite der Straße platziert werden.

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OB Jürgen Roth ist seit einigen Wochen erst in das Thema eingebunden. Er sagt, es sei „noch zu früh, um sich im Detail zu äußern“. Er spricht damit auch die Auflagen des Umweltschutzes mit an. Einfach eine Wiese am Waldrand zu bebauen ist ein Genehmigungs-Marathon, der gut geplant sein will.

Tannheim-Geschäftsführer Thomas Müller. Bild: Deutsche Kinderkrebsnachsorge
Tannheim-Geschäftsführer Thomas Müller. Bild: Deutsche Kinderkrebsnachsorge | Bild: Deutsche Kinderkrebsnachsorge

Tannheim lebt von der naturnahen Umgebung des Hauses. Das Letzte, was das Haus anstrebt, ist eine Störung von Fauna und Flora. Das wird sich schon in den kommenden Wochen zeigen. Dann startet der Neubau eines Kinderhauses auf dem Bestandsgelände.

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Vor allem Leser des SÜDKURIER haben mit ihren Spenden die Umsetzung des Projekts überhaupt möglich gemacht. Und: Dieses Kinderhaus wird unter einer Wiese entstehen. Das Gelände soll soll vor Verbrauch geschützt werden, zusätzlich verspricht die Bauweise kühle Räume im Sommer.

Spender machen Betrieb erst möglich

Das 1997 im Schwarzwald nahe Villingen-Schwenningen eröffnete Tannheimer Haus ringt jedes Jahr um eine ausgeglichene Finanzierung und kann seine angestrebten Geschäftszahlen nur erreichen, weil zahlreiche Freunde und Gönner des Hauses regelmäßig finanziell als Spender auftreten. Zudem initiieren Wehrle und Müller immer wieder Benefizveranstaltungen, die für sechsstellige Spendenerträge sorgen.

Tannheim-Geschäftsführer Roland Wehrle.
Tannheim-Geschäftsführer Roland Wehrle. | Bild: Trippl, Norbert

Und trotzdem ein zweites Haus eröffnen?

Ja, sagen dazu Wehrle und Müller. Ihre Begründung ist einfach. Tannheim ist eines von vier Häusern bundesweit, wo eine familienorientierte Rehabilitation nach dem Flexirentengesetz angeboten werden kann. „Die Nachfrage ist riesig“, schilderte Roland Wehrle zuletzt. Thomas Müller erklärte: „15 bis 16 Monate Wartezeit für eine Therapie eines Mukoviszidose-Patienten. zwölf Monate Wartezeit für einen kardiologischen Patienten. Acht Monate Wartezeit für einen Onkologischen Patienten und zwanzig Monate Wartezeit für eine verwaiste Familie.“

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Der Neubau in Tannheim soll diese Wartezeiten markant verkürzen. Der Plan, in Berlin zu eröffnen, war auch der Erkenntnis geschuldet, dass das Tannheimer Haus ein bundesweites Einzugsgebiet hat. Tannheim bleibt damit zentrale Anlaufstelle für diese besonderen Therapieformen.