Fronleichnam in Hüfingen ist immer etwas besonders – schließlich ist der große Blumenteppich ein Publikumsmagnet. Besonders dann, wenn die Blütenpracht dazu ausreicht, den großen Blumenteppich zu legen, der die ganze Hauptstraße entlangführt.
Doch in diesem Jahr gab es einen ganz besonderen Gast – der ehemalige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI, Georg Gänswein, war eigens nach Hüfingen gereist. Schon am Vorabend von Fronleichnam war Gänswein vor Ort. Er sprach in der Stadthalle und stellte dort sein Buch „Nichts als die Wahrheit“ vor.
Und die Hüfinger zeigten großes Interesse: Die Stadthalle war mit etwa 250 gefüllt – von denen auch viele aus der weiteren Region kamen -, als Gänswein einen Einblick in das Leben mit Papst Benedikt gab.
An Fronleichnam selbst übernahm Gänswein die Festpredigt. Das Motto: „Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien“.

Einen großen Blumenteppich konnte er allerdings dann doch nicht bestaunen. Hüfingen hatte in diesem Jahr einen Kompromiss gewählt. Seit 1842 gab es zwei Möglichkeiten: Entweder wurde ein 400 Meter langer Blumenteppich auf der Hauptstraße gelegt oder es wurde die kleine Variante gewählt. Diese besteht aus lediglich vier Motivteppichen vor den Stationsaltären und davor beziehungsweise dahinter mehrere Dutzend Meter Ornamentläufer.

Nun aber gab es erstmals eine mittlere Version. Dabei handelt es um einen stark verkürzte Blumenteppiche. Ausgelegte Blüten waren nur im Bereich der vier Stationsaltäre zu sehen.
Harald Weh, stellvertretender Pfarrgemeinderatsvorsitzender der Hüfingen und Bräunlingen umfassenden Seelsorgeeinheit, hat beide Veranstaltungen mit Gänswein erlebt. Gänswein habe sehr persönlichen Erinnerungen an seinen Chef geteilt. „Es war teils sehr emotional“, so Weh. Sehr beeindruckend sei seine Schilderung eines Gesprächs gewesen, als Papst Benedikt Gänswein seinen Rücktritt mitteilte. Er diskutiere nicht mit ihm, habe das Kirchenoberhaupt gesagt, als sein Sekretär ihn umstimmen wollte.
Kritik am Vatikan übte Gänswein bei der Vorstellung seines neuen Buches nicht. Das geschah auch nicht im Festgottesdienst am Donnerstag nach der Fronleichnamsprozession. Wohl aber holte der als konservativ eingeschätzte Geistliche im Rang eines Erzbischofs in der brechend vollen Kirche gegen einen Gesellschaftstrend aus, der die Körperlichkeit betone. Der Schönheitskult in der Modelszene stehe im Gegensatz zum gläubigen Erleben, als kurz zuvor der Laib Christi durch die Straße getragen worden war.
Doch wieso war Gänswein überhaupt in Hüfingen? Den Kontakt hat Pfarrer Norbert Nutsugan hergestellt. „Ich habe besonders im Studium viel von Papst Benedikt gelesen, Georg Gänswein kannte ich zu dem Zeitpunkt nicht persönlich“, sagte er Anfang Mai. Seit Gänswein aber Freiburger Priesterseminar, dem Collegium Borromaeum wohne, habe es Kontakt gegeben. Und so hat Nutsugan ihn einfach angefragt.

Nutsugan hielt es damals für Vorsehung, dass Gänswein ein Buch zum Thema Wahrheit geschrieben habe: „Das Thema für den Gottesdienst habe ich ausgewählt.“ Das lautet zu Fronleichnam: „Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.“ Es war Nutsugan wichtig, die Predigt nicht selbst zu halten. „Ich wollte einen anderen Blickwinkel auf das Thema haben.“ Und den hat nun Georg Gänswein gegeben.