Die berufliche Zukunft von Georg Gänswein ist offen. In jüngsten Medienberichten wird der ehemalige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. als baldiger Nuntius gehandelt. Er soll, so heißt es in der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“, bald als päpstlicher Botschafter nach Litauen entsandt werden.
Vatikan hat sich dazu bisher nicht geäußert
Dort wäre er für die drei kleinen baltischen Staaten zuständig – außer Litauen sind dies Estland und Lettland -und würde dort die Interessen der katholischen Kirche vertreten. Diese Nachricht bewegt sich bisher im Bereich der angereicherten Spekulation.
Der Vatikan hat sich bisher nicht zur Entsendung des aus dem Schwarzwald stammenden Priesters geäußert.
Im Erzbistum Freiburg, dem der 67-Jährige entstammt und dessen Priesterseminar er besucht hat, ist die Lage unverändert. Georg Gänswein wohnt seit dem vergangenen Sommer in Freiburg, in Sichtweite der Kirchenleitung und der Wohnungen von Stephan Burger. Er nimmt keine offizielle Aufgabe wahr, hat kein Amt.

Dieser Zustand hat sich in den letzten Monaten nicht geändert, wie das Ordinariat bestätigt. „Dr. Gänswein übernimmt keine Aufgaben für die Erzdiözese Freiburg. Verschiedentlich hat er Gottesdienste im Gebiet der Erzdiözese gefeiert. Eine offizielle Funktion für die Erzdiözese besteht aber nicht“, berichtet Marc Mudrak, Sprecher der Erzdiözese Freiburg.
Von den Berichten über eine neue Verwendung des Titularerzbischofs im diplomatischen Dienst ist in Freiburg offiziell nichts bekannt. Zumal „gut informierte Kreise“ den freistehenden Erzbischof bereits als Nuntius in Costa Rica sehen wollten. Diese hochfliegende Meldung wurde damals gerne gelesen, erwies sich aber dann als Ente.
Viele Gläubige fragen sich: Warum hat er keine Aufgabe?
Georg Gänswein will im Moment zu den Berichten nicht weiter Stellung beziehen. Eine einschlägige Anfrage des SÜDKURIER bleibt unbeantwortet. Fest steht nur eines: Der bekannte Kirchenmann wünscht sich eine neue Aufgabe. Das sagte er zu Jahresbeginn in einem Interview mit der Wochenzeitung „Konradsblatt“.
Umgekehrt verstehen viele Gläubige nicht, dass ein derart hochkarätiger Priester keine Aufgabe wahrnimmt oder wahrnehmen soll, wo es auch in Baden an Seelsorgern fehlt.
Wenn Georg Gänswein tatsächlich als Nuntius an die Ostsee entsandt würde, dann wäre diese missliche Situation beendet. Wie seriös die Baltikum-Personalie tatsächlich ist, muss im Moment noch offenbleiben. Zumindest würde sie einen Sinneswandel im päpstlichen Staatssekretariat signalisieren, das für die Nuntien zuständig ist.
Vor wenigen Tagen erst wurden Auszüge aus dem Buch „Der Nachfolger“ von Papst Franziskus bekannt. Dort berichtet er ausführlich über den Privatsekretär – und er stellt ihm kein gutes Zeugnis aus.
Franziskus beschreibt Gänswein als jemanden, dem es an „Anstand und Menschlichkeit“ mangele. Der Papst geht noch einen Schritt weiter: Gänswein habe den zunehmend schwächer werdenden deutschen Papst für seine Zwecke eingespannt und instrumentalisiert, heißt es im Buch.
Für katholische Verhältnisse sind das starke Worte. Sie müssen nicht endgültig sein: Im selben Buch sagt Franziskus auch, man müsse Menschen, die in einen Irrtum verstrickt waren, verzeihen. Für ein neues Kapitel sei es nicht zu spät.