Nun geht es endlich los mit der Hängebrücke. Ein breites Grinsen stand auf den Gesichtern von Rottweils Oberbürgermeister Christian Ruf, Firmenchef Günter Eberhardt und seinem Brücken-Planer Roland Haag. Am Mittwoch, 5. Februar, verkündeten sie die Neuigkeit im prachtvollen Rahmen des Ratssaals.
Und auf die mussten die Rottweiler lange warten. Erste Pläne gab es bereits 2016. Mehrfach wurde der Start in den vergangenen Jahren zugesagt und dann doch wieder verschoben. Doch jetzt steht fest: Am Montag, 10. Februar, ist der Spatenstich.
Liegen historische Schätze im Boden?
Danach ist zunächst das Denkmalamt dran und schaut, ob im Untergrund vom Bockshof noch Schätze zu finden sind. Dafür sind sechs Wochen eingeplant, am 10. März geht es gegenüber am Berner Feld, unterhalb des Testturms, los. Dort entsteht ein 60 Meter hoher Pylon aus Beton, der die Seile für die insgesamt 606 Meter lange Brücke hält.
Auf der anderen Seite – am Wohnzimmer Rottweils, wie Günter Eberhardt es nannte – werden die armdicken Drahtseile unterirdisch im Felsen verankert. Die Brücke hat nämlich nicht nur Fans in der mittelalterlichen Stadt. Eine auffällige Halte-Konstruktion direkt an der Stadtmauer sollte es deshalb nicht sein. In der langen Planungszeit habe er gemerkt, dass er sensibel vorgehen müsse, sagte Günter Eberhardt.
Idee entsteht beim Testturm-Bau
Seine Firma Eberhardt Bewehrungsbau hatte auch den Testturm hochgezogen. In dieser Zeit entstand auch die Idee zur Brücke. Sie soll den modernen Turm mit der mittelalterlichen Stadt verbinden.
Bei der Stadt Rottweil stieß das Unternehmen auf offene Ohren, auch mit Blick auf die Landesgartenschau 2028. So können die Besucher oben am Testturm parken und über die Brücke ins Zentrum gelangen. Dort fehlt es nämlich an Parkplätzen, auch wenn auf der Groß‘schen Wiese derzeit ein Parkhaus gebaut wird.
Kombiticket ist geplant
Oberbürgermeister Ruf versprach ein Kombiticket für Brückennutzung und Parken, denn allein die Überquerung soll nach derzeitigem Stand 14 Euro kosten. Kinder unter sechs Jahren sind frei.
Und die Brücke wird für Rollstuhlfahrer und Kinderwägen begeh- beziehungsweise befahrbar. An mehreren Stellen wird sie so breit sein, dass Gegenverkehr möglich ist.
Hindernisse verzögern den Start
Warum hat es so lange gedauert? Da war zunächst der Widerstand in der Stadt, erklären die Brückenbauer. Dafür brauchte es einen Bürgerentscheid, bei dem 72 Prozent der Teilnehmer für die Brücke stimmten. An einem runden Tisch wurden die Einwände der Kritiker und auch der Umweltschützer abgewogen und schließlich der ursprünglich vorgesehene Mittelpfeiler unten im Neckartal weg geplant.
Brückenbauer sammeln Erfahrung
Die Planungen brauchten Zeit. Als es losgehen sollte, kam ihnen Corona in die Quere. Schließlich fiel die Entscheidung, zunächst die Blackforest-Line in Todtnau zu bauen. Laut Projektleiter Roland Haag, um noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Die Brückenbau-Fachleute der Firma HTB haben ihren Sitz übrigens in Rottweils österreichischer Partnerstadt Imst.
Mit so vielen Besuchern rechnet die Stadt
Die Neckar-Line soll im Mai 2026 eröffnet werden und bis zu 100.000 Besucher jährlich nach Rottweil locken. Auf die Besucher wartet dann vom Parkplatz beim Testturm ein Fußweg von etwa 400 Metern bis zum Eingang samt Toilettenanlagen. Im Besucherzentrum soll es Getränke geben, allerdings nur in kleiner Auswahl. Schließlich sollen die Leute ihr Geld in der historischen Innenstadt ausgeben.
Dass die Brücke Rottweil noch bekannter machen wird, da ist sich OB Ruf sicher. Immerhin locke auch der Testturm sechsstellige Besucherzahlen an. Und dann ist dann ja 2028 auch noch die Landesgartenschau.