Am Haus von Josef Schwemmer in der Aubachstraße 10 im Achdorfer Ortsteil Aselfingen weist eine kleine Tafel auf ein furchtbares Ereignis hin. Es handelt sich um das schlimme Hochwasser, das vor genau 100 Jahren den Ort überschwemmte und im Dorf wie auch auf den Feldern eine Spur der Verwüstung hinterließ.

Die Tafel ist in gut zwei Metern Höhe angebracht. Achdorfs Ortsvorsteher Hans-Peter Meß kann sie selbst mit seinem ausgestreckten Arm kaum erreichen. Es war am 16. Mai 1924, als in dem rund 200 Meter höher gelegenen Nachbarort Mundelfingen am Nachmittag ein heftiges Gewitter mit anhaltendem Starkregen niederging. Schnell schwoll der hinunter nach Aselfingen fließende Aubach an, der dort in die Wutach mündet.

Warnungen per Telefon

Mundelfingens früherer Ortsvorsteher Adolf Baumann weiß noch vom Hörensagen, dass einige Bewohner Mundelfingens die Menschen in Aselfingen noch per Telefon gewarnt hätten, dass auf sie ein Hochwasser zukäme. Die Menschen im Tal, so erklärt Adolf Baumann, hätten dies zu dem Zeitpunkt gar nicht glauben wollen, was ihnen berichtet wurde und erwidert, bei ihnen scheine die Sonne.

Ein weiterer Anblick der Zerstörung in Aselfingen durch das Hochwasser 1924. Dieses Gebäude steht auf der anderen Seite des Aubachs ...
Ein weiterer Anblick der Zerstörung in Aselfingen durch das Hochwasser 1924. Dieses Gebäude steht auf der anderen Seite des Aubachs gegenüber dem Gebäude Aubachstraße 10 mit der Hochwassermarke. | Bild: Archiv Achdorf

Aselfingen erlebt Katastrophe

Doch die Lage änderte sich schnell, Aselfingen erlebte eine Katastrophe, wie es der Ort laut einem Zeitungsbericht noch nie gesehen hatte. In „zwei Meter hohen Sturzbächen“, so schrieb das Donaueschinger Tagblatt am 17. Mai, ergossen sich die Wassermassen über den kleinen Ort und setzen in kurzer Zeit fast alle Gebäude unter Wasser, weil die Brücke im Ort durch mitgeschleppte Felsblöcke und herausgerissene Tannen schnell verbarrikadiert wurde. Meterhoch standen das Wasser und der Schlamm in den unteren Etagen der Häuser.

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Am stärksten betroffen waren Bürgermeister Schwemmer, dessen Haus an der engsten Stelle des Bachbetts stand, und seine Familie. „Schwemmer wusste nicht, wo seine Kinder hingeraten waren. Er musste sie aus den Betten, die nach der Sturzflut ganz unter Wasser standen, hervorziehen.

Bis zu dieser Marke am Haus von Josef Schwemmer in der Auchbachstraße 10 im Achdorfer Ortsteil Aselfingen stieg das große Hochwasser vor ...
Bis zu dieser Marke am Haus von Josef Schwemmer in der Auchbachstraße 10 im Achdorfer Ortsteil Aselfingen stieg das große Hochwasser vor 100 Jahren, die Hinweistafel kann Achdorfs Ortsvorsteher Hans-Peter Meß selbst mit ausgestrecktem Arm kaum erreichen. | Bild: Bernhard Lutz

Schwangere aus dem Haus gerettet

Seine im Wochenbett befindliche, im zweiten Stock des Hauses liegende Frau musste durch das Fenster aus dem überschwemmten Gebäude herausgeholt werden. Da man nicht wusste, wohin man sie bringen sollte, weil alle Häuser ringsherum ebenso gefährdet waren, musste die bedauernswerte Frau auf aufgeweichten Betten auf einer Wiese gelagert werden“, hieß es in dem Bericht im Donaueschinger Tagblatt weiter.

So sah es nach dem Hochwasser vor dem Schulgebäude im Hintergrund aus.
So sah es nach dem Hochwasser vor dem Schulgebäude im Hintergrund aus. | Bild: Archiv Achdorf

Insgesamt wurden in Aselfingen mit seinen damals 170 Einwohnern 17 Häuser, also fast alle Anwesen im Ort, zum Teil stark beschädigt. „Nur die Kirche und drei Häuser sind vom Schaden verschont geblieben.“

Spendenaufruf für Betroffene

Die Not im überschwemmten Aselfingen war groß. In einem Notruf im Donaueschinger Tagblatt baten die Bürgermeisterämter von Mundelfingen und Aselfingen die Bevölkerung um Spenden für die betroffenen Menschen.

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Viel geändert hat sich in den 100 Jahren nicht. Immer wieder erlebt Aselfingen Hochwasser. Beim Jahrhunderthochwasser 1990 wurde die Brücke über den Aubach weggeschwemmt. Der damalige Pegelstand ist noch an der Wutachmühle zu ersehen.